28. Februar 2010

Jetzt reicht's

Und zwar in mehrfacher Hinsicht.

Zum einen macht sich der nahende Frühling immer deutlicher bemerkbar. Die Vögel zwitschern sich morgens fast schon die Lunge aus dem Leib. Auch das Wetter wird allmählich wieder radfahrerfreundlicher.

Gestern z.B. war es ein durchweg heiterer Tag mit Temperaturen bis 10°C. Die erste größere Tour führte mich von Pirna aus rund um den böhmischen Teil des Nationalparks.Die Strecke in Stichpunkten: Pirna - Bad Schandau - Hohe Straße - Sebnitz - Nixdorf (Mikulášovice) - Zeidler (Brtniky) - Khaa (Kyjov) - Niederkreibitz (Chřibská) - Dittersbach (Jetřichovice) - Rainwiese (Mezní Louka) - Herrnskretschen (Hřensko) - und an der Elbe wieder zurück nach Pirna. Besonders zwischen Khaa und Daubitz (Doubice) wurde das Fahren zum echten Abenteuer, denn diese Nebenstrecke wird nicht beräumt. Auf vereisten Straßen mit Spurrinnen kam ich ganz leidlich ins Tal. Glücklicherweise war die Strecke aus dem Tal weitgehend eis- und schneefrei, sonst hätte ich wohl in der Mausefalle gesessen.


Der Frust kam dafür hinter Daubitz. Völlig grundlos wieder eine Panne am Vorderreifen. Damit war meine Geduld am Ende. Ich führe bereits seit einiger Zeit einen Reservereifen mit mir(Continental Grand Prix 4000). Der kam jetzt drauf. Ich habe endgültig die Faxen dicke mit den Schwalbe Ultremo: der letzte hat keine 2000km bzw. 4 Monate (inkl. Winterzeit) gehalten! Schwalbe wird sich ganz schön strecken müssen (oder Conti mindestens genauso schlecht sein), bevor ich wieder einen ihrer Reifen auf's Rad aufziehe. So gut der Marathon auf dem Rolli ist, so zuverlässig der Stelvio war - diese Vorschußlorbeeren sind aufgebraucht.

Heute nun gab es tourenmäßig noch mal Nachschlag. Nicht ganz so bergig wie gestern, dafür aber auf der Bergan-Fahrt mit gehörig Gegenwind. So etwas kann auch schlauchen. Es wurde noch einmal eine Fahrt in den Winter: Vom schneefreien Elbtal durch das Müglitztal ins Erzgebirge nach Altenberg. Zurück rollte ich dann auf der Strecke der ARTOUR über Falkenhain, Oberfrauendorf, Reinhardsgrimma und Kreischa nach Dresden, von wo es bei Gegenwind nur noch ein Katzensprung bis Pirna war. Auch auf dieser Tour gab es eine nicht geräumte Passage, die allerdings nicht ganz so viel Nervenkitzel mit sich brachte.

Mehr als 220km mit rund 2300Hm sind doch ein Anfang mit Entwicklungspotential.

21. Februar 2010

Immer diese Tschechen!

Nachdem im Elbtal Tauwetter eingesetzt hat, wollte ich nun einen Vorstoß über den Nollendorfer Paß nach Böhmen wagen. Der höchste Punkt liegt zwar nur ca. 700m ü.NN, der Übergang selbst ist jedoch extrem wind- und damit verwehungsanfällig. Obwohl dort also noch tiefster Winter herrscht und ich teilweise nicht von der im Schnee eingefrästen Straße über den Straßenrand hinausschauen konnte, lief dennoch alles prima. Selbst auf den Abschnitten mit festgefahrener Schneedecke hatte ich trotz meiner Slick-Bereifung kein Problem beim Vortrieb.

Dafür nervte mich wieder der Reifen. Dieser Schwalbe Ultremo, den ich derzeit fahre, ist bei weitem das schlechteste Material, welches mir bisher untergekommen ist! Zum -zigsten Mal: Panne am Vorderrad. Mitten in Tschechien habe ich mich dann am Straßenrand vom Rad gehievt, um die notwendige Reparatur zu erledigen. Mittlerweile ist das eine Routineangelegenheit: Rad ausbauen - Schlauch überprüfen - bei kleinen Löchern sofort flicken, sonst Schlauchwechsel - aufpumpen - Rad einbauen - fertig!

Und jetzt kommt etwas, was mich mit einer tiefen Freude erfüllt. Während ich dort an der vielbefahrenen Straße sitze, halten etliche Tschechen an und fragen, ob sie mir helfen können. Einige kommen sogar extra zurück! - Nun, ich habe mich bei ihnen bedankt und gesagt, daß alles in Ordnung ist. Beim Reparieren kann mir sowieso keiner helfen. Als ich aber danach mein Rad einbaute, hielt wieder ein LKW an und ein Fernfahrer kam zu mir. Außerdem noch ein tschechischer Polizist, er war aber wohl nicht im Dienst. Sie haben mir -ohne groß zu fragen - beim Radeinbau geholfen. Denn diese Aktion ist nämlich immer die schwierigste. Einer von ihnen brachte mir dann sogar noch Reinigungsmittel zum Händesaubermachen. Für sie spielte es absolut keine Rolle, daß ich Deutscher bin. In Tetschen habe ich dann noch ein Problem mit dem Vorderrad gehabt. Also wieder das gleiche Spiel. Eine ruhige Ecke suchen, Radausbauen, usw. usf. Ich hatte mich vor der Schiffahrtsverwaltung auf die Treppe gesetzt. Wieder dauerte es nicht lange, dann kam aus dem Gebäude der Pförtner (es war offensichtlich auch am Wochenende besetzt) und bot mir seine Hilfe an. Als ich dankend ablehnte und ihm klargemacht hatte, daß ich nicht zu ihm ins Gebäude könne, weil ich Rollstuhlfahrer sei, ließ er es sich jedoch nicht nehmen, mir für die Dauer der Reparatur eine warme Decke fürsorglich über den Rücken zu legen. So ist das!

Und jetzt sollte mich einer mal fragen, warum ich mutterseelenallein nach Böhmen fahre... Jeder meiner deutschen Freunde ist unerreichbar weg, denn ich kann ihnen gar nicht genau genug erklären, wo ich mich gerade befinde. Auch kann kein Radbegleiter mir im Notfall helfen. Die Antwort dafür findet sich oben! Ich durfte es erleben, nein, für mich ist es quasi der Standard, daß unsere Nachbarn sehr aufgeschlossen und hilfsbereit sind. Auch wenn mein Tschechisch sehr verbesserungswürdig ist, wir haben uns immer verstanden. Ich bin sicher, daß ich nicht im Stich gelassen werden würde, egal, wo ich in Tschechien unterwegs bin.

Es klingt sentimental, aber so etwas wärmt mir das Herz. Das ist meine zweite Heimat.

Tja, Radfahren war dieses Mal eher Nebensache. Nachdem ich von Arbesau (Varvažov) bis nach Tetschen (Děčín) gekommen war, ging es im Elbtal zurück bis kurz hinter Königstein. Dort bin ich dann noch einmal über den Buckel mit Thürmsdorf, Struppen und Krietzschwitz gefahren, bevor es dann ab Neundorf wieder nach Pirna rollte. Ziemlich geschafft, fehlt noch einiges zur Form der vergangenen Sommermonate. Aber die Pannen haben mich ganz schön aus dem Rhythmus gebracht.

14. Februar 2010

Reise nach Timbuktu

Der Winter will kein Ende nehmen. In den zurückliegenden Tagen ist wieder eine ganze Menge Katastrophenpulver heruntergekommen.

Dann fahre ich eben statt mit dem Handbike mal mit dem Zug. Schon seit längerer Zeit hatte ich mir vorgenommen, gemeinsam mit meiner Kumpeline Susi und ihrem Sohn Phil die Bahnlinie des sogenannten Sächsische-Schweiz-Rings inklusive der Sächsisch-Böhmischen Semmeringbahn bzw. Sebnitztalbahn zu erkunden. Besonders der letztgenannte Abschnitt von Bad Schandau nach Sebnitz ist mit seiner Streckenführung durch das wildromantische Sebnitztal mit 7 zu befahrenden Tunnels und etlichen Viadukten ein echtes Bahnerlebnis. Auch Rollifahrer müssen nicht darauf verzichten. Der Einstieg in den Zug ist in Bad Schandau ebenerdig, ebenso in Neustadt. An den anderen Haltepunkten sind ca. 40cm Höhenunterschied zu bewältigen. Allerdings ist das Bahnpersonal sehr engagiert und hält für solche Zwecke auch eine mobil anzulegende Rampe bereit.

Kleiner Tip für Sebnitzbesucher (den ich übrigens erst vom Lokführer erhalten habe): Von Bad Schandau kommend, erst bis nach Neustadt fahren. Dort in den Gegenzug umsteigen und dann geht es drei Minuten später wieder die zwei Haltepunkte zurück. So erspart man sich die Unterführung mit vielen Treppen in Sebnitz und kommt dort gleich am ausgangsseitigen Bahnsteig an. In Neustadt ist der Umstieg nämlich relativ problemlos möglich. Bei uns hat alles jedenfalls reibungslos geklappt. Der Lokführer informierte sogar telefonisch den Gegenzug vor unserer Ankunft in Neustadt, so daß bei unserem Eintreffen dort bereits alles vorbereitet war. Ganz großes Lob an die Beteiligten!

In Sebnitz ging es dann ins Warme, nach Afrika. Das Afrikahaus in Sebnitz gehört zu den Städtischen Sammlungen und ist auch für Kinder sehenswert. So zumindest die Aussage von Susi. Mir nämlich blieb die Besichtigung des Großteils der Ausstellung verwehrt, denn die im ersten Stock und Dachgeschoß liegenden Räume des alten Fachwerkhauses sind nur durch eine sehr steile Treppe zu erreichen. - Besser sieht es mit dem Museum "Zündfunke" der IG Oldtimer Stolpen e.V. aus. Das ist zu ebener Erde im Sebnitzer Bahnhofsgebäude untergebracht und enthält neben einigen Oldtimer-Motor- und Fahrrädern auch altes Spielzeug sowie Haushaltsgegenstände aus DDR-Zeit.

Für die Rückfahrt mit dem Zug über Neustadt, Stolpen und Dürrröhrsdorf mußten wir uns allerdings doch noch einmal durch die Unterführung mit den vielen Treppen mühen. Dennoch ist die Zugfahrt ein echter Geheimtip für Genießer. Wenn man unterwegs nicht aussteigen möchte, ist die Tour nämlich immer noch eine Art Rundfahrt auf Schienen durch eine sehr sehenswerte Landschaft unseres Landkreises. In Pirna sind dann beim Aussteigen zwar wieder ca. 40cm Höhendifferenz zu bewältigen, aber sicher hilft auch dort das Bahnpersonal beim Aussteigen.

8. Februar 2010

Warm und kalt

Eine Temperaturdifferenz von 7°C entscheidet über das Tagesprogramm.

Am Sonnabend war es mit 2-4°C richtig "warm". Dazu nur ein leichter Wind aus SO. Logisch, daß ich mich also mit dem Rad auf den Weg gemacht habe. Da man in die höheren Lagen des Erzgebirges noch nicht fahren sollte und mir deshalb der Übergang am Nollendorfer Pass nach Böhmen zu riskant erschien, wählte ich die westliche Richtung. Über Kreischa und Reinhardtsgrimma ging es dicht an Dippoldiswalde vorbei zur Talsperre Malter. Dort ist die Landschaft noch komplett weiß. Erst bei meiner Weiterfahrt über Tharandt und Kesselsdorf nach Cossebaude waren in tieferen Lagen einige schneefreie Stellen zu finden. Aus dem Elbtal selbst hat sich der Schnee inzwischen zurückgezogen. Auf dem Elbradweg fand sich teilweise trotzdem noch alter Schnee und Eis. Deshalb bin ich dieses Mal gleich auf Parallelstraßen nach Pirna gefahren.

Der Winter kam am Sonntag zurück. Bei -5°C und leichtem Scheegriesel entschloß ich mich, von der ursprünglich geplanten zweiten Tour abzusehen. Momentan bastele ich an einem neuen Internetauftritt. Das ist ziemlich zeitintensiv, denn es müssen einige Sachen programmiert und bestimmte Dinge ausprobiert und getestet werden. - Wer sich schon einmal mit TYPO3 beschäftigt hat, weiß wovon ich rede. Allein die Extensions sind ein Thema für sich... Dafür ist also dieser Tag draufgegangen. Immerhin war es bei mir zuhause schön kuschelig, so daß ich bei diesem kalten, trüben Wetter nichts verpaßt habe.

1. Februar 2010

Sonne und Schnee

Dieser Winter ist wirklich einer der ausdauerndsten seit langer Zeit. Es gab Jahre, da war es im Januar bereits so warm, daß man richtig schwere (Kletter-)Touren unternehmen konnte.

Immerhin schien an beiden Wochenendtagen die Sonne. Ein traumhaftes Wetter also für Skitouren und Winterwanderungen. Dumm nur, daß diese Ära für mich vorbei ist. Ich sitze lebenslänglich.

Doch zum Radfahren sind die Bedingungen auch ganz gut. Die Straßen sind weitestgehend schneefrei und die Sonne heizt ordentlich ein. Im Gegensatz zum vergangenen Wochenende war es dieses Mal ein Genuß, durch die verschneite Landschaft zu fahren. Es ging nordwärts bis kurz vor Kamenz, dann nach Königsbrück und von dort aus über Ottendorf-Okrilla und Dresden wieder nach Hause.

Aufgrund der winterlichen Straßenbedingungen mußte ich zwar häufig auf Hauptstraßen fahren, denn die Nebenstrecken waren meist verschneit. Trotzdem gab es keine nennenswerten Proteste und Anfeindungen von den vielen Autofahrern. Vielleicht ließ das schöne Wetter die Leute entspannter werden. Und ein paar von ihnen werden wohl gedacht haben: 'Da ist wieder der Verrückte unterwegs, der hat Narrenfreiheit.' - Na ja, es ist doch Faschingszeit...