31. Dezember 2015

Schwacher Anfang, starker Abschluß

Von wegen Trendwende! Noch zu Beginn des Jahres war ich der Überzeugung, daß weniger auch mehr sein könnte und schraubte meine Erwartungen hinsichtlich meiner Aktivitäten im Handbike drastisch zurück. Aber vielleicht war der verhaltene Jahresstart nur einem Motivationstief geschuldet.

Denn auch 2015 ging es richtig rund! Zu den besonderen Höhepunkten der vergangenen 12 Monate gehören:
- die zweite gemeinsame Urlaubsfahrt mit meinem tschechischen Kameraden Lád’a und seinen Sportfreunden in die Toskana, diesmal nach San Vincenzo
- 4 lange Kanten über 200 km, die mich ins links- und rechtselbig gelegene Böhmische Mittelgebirge (České středohoří), nach Chemnitz sowie nordwestlich bis Oschatz brachten
- meine nunmehr bereits zehnte Alpen-Pässejagdsaison mit überdurchschnittlich vielen Rundfahrten in Südtirol / Norditalien, dem Berchtesgadener Land und in Österreich, auf der auch zwei gemeinsame Bergtouren mit meinen bayerischen Freunden - darunter die Bezwingung des Kitzbüheler Horns - geworden sind
- der Kurzurlaub mit Lád’a, seiner Frau und Schwiegermutter im Riesengebirge (Krkonoše) zu Beginn des Monats Oktober, bei dem ich nun mit dem Handbike bis zur Elbquelle gekommen bin
- und schließlich am Ende des Jahres die zahlreichen Radtouren ins Alpenvorland sowie bis zum Wetterstein- und Karwendelgebirge  an den behandlungsfreien Tagen meiner turnusmäßig absolvierten Kur in Bad Heilbrunn

Insgesamt habe ich im Laufe des Jahres auf 105 Touren rund 11.278 km und 119.700 Hm bewältigt, was einer täglichen Fahrleistung von mehr als 30 Kilometern entspricht.

Daß bei der Endabrechnung die Durchschnittsgeschwindigkeit nicht ganz so berauschend ist, hat neben dem mentalen Durchhänger zu Beginn des Jahres auch ganz handfeste materialbedingte Ursachen. Längere Zeit schliff nämlich, von mir unbemerkt bzw. nicht zu lokalisieren, das rechte Hinterrad am Rahmen und verursachte dadurch etliche Reibungsverluste. Auch der unüblich hohe Verschleiß an Reifen beim rechten Hinterrad lag letztlich in der unzureichenden Spurgenauigkeit des Rades begründet und führte damit zu einem erhöhten Rollwiderstand. Mittlerweile habe ich das Manko behoben, und siehe da: die Haltbarkeitsdauer des Pneus hat sich schon jetzt drastisch verlängert.

2015 konnte ich nach dem Totalausfall des Vorjahres endlich auch wieder ein paar Skitouren auf meinem Langlaufschlitten unternehmen. Neben Ausflügen mit Rollifahrer-Kameraden im “Haus”gebiet Osterzgebirge durfte ich bereits zum zweiten Mal Freunde aus Gombsen bei Kreischa zum Skitourenurlaub ins Isergebirge (Jizerské hory) begleiten. Besonders hat mir dabei gefallen, daß wir so richtig in Familie - also auch mit Kindern - unterwegs waren. Ich denke, wir hatten dabei alle unseren Spaß.

Der kam auch zu meiner Geburtstagsrolliwanderung im Juni nicht zu kurz. Dabei wurde mit tatkräftiger Hilfe meiner Freunde mein jahrelang gehegter Wunsch endlich Wirklichkeit, mit dem Rollstuhl direkt bis zum Wahrzeichen der Böhmischen Schweiz, dem Prebischtor (Pravčická brána), zu gelangen. Diese Tour wird in meiner Erinnerung immer etwas ganz besonderes sein - verbinden mich doch die Felsen des Elbsandsteingebirges auf ganz natürliche Weise mit meinem ersten Leben als leidenschaftlicher Kletterer.

Aktiv bin ich auch heute noch, nur die Spielwiese hat sich geändert. Dabei ist mir sehr wohl bewußt, daß ich nicht im luftleeren Raum agiere. Ähnlich wie bei anderen Leistungssportlern sind an meinem Erfolg viele Freunde und Verwandte beteiligt. Deshalb ist es mir auch so wichtig, daß ich etwas von meiner Freude am Leben zurück- bzw. weitergeben kann.

Der schönste Lohn ist, wenn der Funke der Begeisterung auf meine Mitmenschen überspringt.

Letzter Akt

Heute gab es zum Abschluß noch eine kleine Ehrenrunde.

Dabei konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß meine Ausrüstung bereits mit dem Jahr abgeschlossen hatte. Die Geschwindigkeitsmessung meines Fahrradcomputers funktionierte nicht, auch ließ sich der Sensor nicht neu initialisieren. Außerdem verweigerte meine Stirnlampe bereits beim Losfahren gegen 6.30 Uhr den Dienst, weswegen ich mich bis Bad Tölz auf dem Radweg zunächst weitestgehend im Dunkeln vorwärtstasten mußte. Die Aufzeichnung auf dem GPS-Logger ging ebenfalls irgendwie schief und das Überspielen der Tourendaten von meinem HAC5 war erst nach zahlreichen Anläufen und verschiedenen Rekonfigurationen möglich.

Naja, ich fahr ja nicht nur für die Statistik. Obwohl … Als Mann muß man einfach alles ganz konkret in Fakten und Zahlen erfassen.

Am Walchensee, im Hintergrund die Zugspitze (Aufnahmeort)
Der Grund, warum ich am letzten Tag des Jahres für diese kurze Tour so früh gestartet bin, lag am Wetter. Im Regenradar sah ich ein großes tiefblaues Niederschlagsgebiet in Richtung Osten ziehen. Es war davon auszugehen, daß es nur bis Mittag trocken bleiben würde. So war es dann auch. Eine Stunde, nachdem ich gegen 12.20 Uhr wieder zurück waren, öffneten sich die Schleusen. Doch mit der frühen Rückkehr kam ich sogar noch zum Mittagessen zurecht.

Die Tour in die Jachenau und weiter zum Walchensee war ein wunderschöner und entspannter Ausklang eines ereignisreichen Jahres. Dieter’s Empfehlung eines Abstechers zur Staffelalm folgte ich diesmal zwar wegen des drohenden Schlechtwetters nicht, aber vielleicht wird’s später mal.

Ein paar Ziele muß ich mir in der Gegend aufheben - als Ansporn für’s Wiederkommen.

Track der Handbiketour vom 31.12.2015

27. Dezember 2015

Weihnachtstriade

Der Körper winselt um Gnade, also will ich ihm heute Erholung gönnen. Denn das Wetter ist hier derzeit so gigantisch, daß mir Innehalten schwerfällt. Doch nach drei Tagen auf dem Handbike stoße auch ich physisch an meine Grenzen. Würde ich weitermachen, bestünde die Gefahr des Raubbaus an der eigenen Gesundheit. Abgesehen davon, daß ein zügiges Vorankommen aufgrund des Kräfteverschleißes derzeit nicht mehr gegeben ist.

Selbst gestern spürte ich bereits die Auswirkungen der beiden vorangegangenen Tage. Da hatte ich mir den Achenpaß vorgenommen, einen eigentlich leicht zu bewältigenden Anstieg. Außerdem wollte ich abseits der Hauptverkehrsadern den Abschnitt des Bodensee-Königssee-Radwegs zwischen Gaißach (Bad Tölz) und Finsterwald (Gmund) befahren. Die schöne Streckenführung weit entfernt vom nervenden Autolärm muß mit vielen Höhenmetern mehr und unbefestigter, z.T. kiesiger Piste erkauft werden. Auch beim Anstieg zum Achenpaß habe ich dann etliche Kilometer die ausgeschilderte Radroute "Via Bavarica Tyrolensis"  genutzt, bis ich wegen der mühseligen Strecke mit ständigen Hoch und Runter schließlich auf die stark befahrene Bundesstraße wechselte. Davor bin ich sogar über das Wildbad Kreuth gefahren, wo die Fürsten der CSU häufig ihre Klausurtagungen veranstalten. Fazit dieses Tages sowie meiner bisherigen Handbikeerfahrungen in den vergangenen Wochen: Die ausgeschilderten Radwege sind i. d. R. absolut ungeeignet, um materialschonend, schnell und kraftsparend von Punkt A nach B zu gelangen.

Auch am 24.12. habe ich auf dem Rückweg zu fortgeschrittener Stunde viele Kilometer lang die Bundesstraße B472 genutzt, weil es die schnellste Verbindung war. An dieser Stelle möchte ich den bayerischen Autofahrern (auch den Münchenern!) ein großes Kompliment machen. Während meiner bisherigen Touren in Oberbayern hat mich nur einmal ein Autofahrer böse angehupt, zweimal gab es kurze Kommentare aus überholenden Autos heraus. Bezeichnenderweise war der Hupende ein Dusseldorfer (ja, richtig gelesen - auch D wie Depp, Dämlack, Dumpfhirn), also ein Auswärtiger. Ansonsten sind hier die Kraftverkehrsteilnehmer mir gegenüber sehr tolerant, sie warten lieber bei Gegenverkehr, als zu dicht an mir vorbeizufahren. Wahrscheinlich wird mancher diese Gelegenheit auch nutzen, mich exotischen Verkehrsteilnehmer näher in Augenschein zu nehmen. Hier verrenken sich jedenfalls die Leute noch öfter den Hals, als bei mir zuhause.

Blick vom Hohen Peißenberg, rechts das
Meteorologische Observatorium Hohenpeißenberg (Aufnahmeort)
Die Fahrt auf den Hohen Peißenberg zum Heiligabend hat sich auf jeden Fall gelohnt. Dieses phantastische 360°-Panorama bekommt man nun wirklich nicht überall geboten. Noch dazu bei dem Wetter und diesen Sichtverhältnissen.

Die Tour am ersten Weihnachtsfeiertag wurde meine Schnellfahrrunde. Die Gegend südlich von München ist über weite Strecken recht flach, so daß es hier durchaus flott vorangeht. Erst nach knapp 60 Kilometern kamen hinter Westerham einige hügelige Abschnitte, darunter zwei kürzere Anstiege - nach Mittenkirchen sowie durch das Mangfalltal bei Weyarn (s. Track vom 25.12., km 58,2 sowie 63,7) - mit 17 bzw. 15% Steigung. Mühsam gestaltete sich an diesem Tag nur noch die ungeplante Offroadpassage vom Kirchsee bei Sachsenkam bis Au (s. Track vom 25.12., km 82,5 - 85,9). Wieder einmal hatte ich die Radtrasse verloren und "irrte" - immer meiner Intuition folgend - über aufgeweichte Forstwege durch den dichten Wald, bis ich wieder auf eine Straße kam. Es ist schon ziemlich aufregend, sich auf völlig unbekanntem Gelände vorwärtszutasten, ohne zu wissen, ob man durchkommt. Immerhin traf ich unterwegs sogar einige Wanderer.

Nun habe ich nur noch ein Tourenziel für dieses Jahr. Sofern es das Wetter erlaubt, möchte ich gern zu Silvester noch einmal mit dem Handbike in die Jachenau. Das wäre genau die richtige kurze Jahresabschlußtour und eine gute Vorbereitung auf mögliche Skilanglauftouren. Sofern Schnee kommt ...

Track der Handbiketour vom 24.12.2015
Track der Handbiketour vom 25.12.2015
Track der Handbiketour vom 26.12.2015

21. Dezember 2015

Der Kreis schließt sich

Auf meiner ersten Alpenfahrt fuhr ich mit Freunden im Sommer 1990 - noch vor der Wiedervereinigung - nach Garmisch-Partenkirchen. Damals haben wir zu Fuß von dort die Zugspitze über das Höllental bestiegen, um anschließend nicht nur das Wettersteingebirge, sondern auf unserem Weg nach Südtirol auch die Stubaier Alpen zu überqueren. Gestern nun kam ich an den Ort meiner ersten alpinen Erlebnisse zurück. Diesmal jedoch im Handbike.

Es war ein herrlicher Tag, keine einzige Wolke bedeckte den azurblauen Himmel. Heldenwetter! Zwar begann der Tag wieder mit leichtem Frost, doch bis zum Nachmittag kletterten die Temperaturen bis auf 14°C. Was die Schönheit der Landschaft betrifft, so war es einfach nur großartig, vom welligen Voralpenland in die tiefen Täler der Alpen vis-à-vis der schneebedeckten Gipfel vorzudringen.

Lediglich der übermäßig starke Kraftverkehr trübte die Freude. Denn leider gelangte ich eben nicht durchgängig auf Radwegen nach GaPa (wie mein tschechischer Kamerad den Ort zu nennen pflegt). Immer wieder verlor ich aufgrund schlechter Ausschilderung die Radtrasse und kam auf die stark befahrene Bundesstraße. Auch waren etliche Teilstücke des Weges nur mit einer recht holperigen, manchmal schotterigen Naturdecke ausgestattet, so daß ich mir diese Abschnitte ersparte. Die anschließende Bundesstraße von Partenkirchen nach Mittenwald verfügt zwar durchgängig über einen separaten Radweg, trotzdem ist diese Passage mit den vielen Autos in unmittelbarer Nachbarschaft ebenfalls nur bedingt eine Freude.

Der Tag erwacht (Aufnahmeort)
Nun will ich aber vor allem die lohnenden Teilstrecken nennen, denn diese gab es nämlich auf meiner Fahrt ebenso. Dazu gehört das kleine Sträßchen von Habach nach Murnau (s. Track vom 20.12., km 19,0 - 28,2) und die asphaltierten Radwege von Oberau nach Farchant (s. Track vom 20.12., km 45,8 - 49,7) sowie nach Wallgau (s. Track vom 20.12., km 68,4 - 71,3). Auf meinem Weg nach Murnau erwachte gerade der Tag, und hinter den reifbedeckten Wiesen stieg die Sonne über die Berge. Das war einfach nur schön!

Das letzte Paßbild des Jahres (Aufnahmeort)
Sonnabends ging es mit dem Rad ostwärts. Am ersten Tag des Wochenendes reizten mich vor allem die höheren Regionen der Umgebung. Dazu gehören unbedingt der Wechsel sowie der Spitzingsattel. Normalerweise sind beide um diese Zeit nicht mehr auf Rädern zugänglich, doch in diesem Jahr liegen hier oben nur ein paar klägliche Schneereste. Die machten meine Abfahrt vom Wechsel nach Valepp (s. Track vom 20.12., km 43,3 - 48,4) jedoch ungewohnt spannend, denn in dem tiefen Tal erreicht die Sonne tagsüber nicht mehr die Straße. Viel fehlte jedenfalls nicht, und ich hätte aus Sicherheitsgründen, d.h., weil die Straße komplett von Altschnee bzw. Eis bedeckt ist, umkehren müssen. Alles ging jedoch gut. Als die Sonne wieder bis in den Grund strahlte, wußte ich, daß ich es bis  zum Spitzingsee schaffen würde.

Als kleinere Variante mit Startpunkt in Gmund kann ich die Tour über Wechsel und Spitzingsattel wärmstens empfehlen. Die ca. 50 km lange Runde (wenn man am Ostufer des Tegernsees entlangfährt) sollte jedoch unbedingt entgegen des Uhrzeigersinns, also so, wie ich die Strecke gefahren bin, in Angriff genommen werden. Da muß man zwar am Beginn der Mautstraße hinauf zum Wechsel (natürlich kostenfrei für Radsportler) zunächst ordentlich in die Kurbel greifen, der Weg danach zum Spitzingsattel ist aber hinsichtlich der Steigung recht angenehm zu fahren. Die Auffahrt von Neuhaus auf den letztgenannten Paß dürfte wegen der Steilheit und des Kraftverkehrs die schlechtere Alternative sein.

Auf dem Rückweg hatte ich dann noch ein nettes Erlebnis. Ein paar Kilometer vor Bad Tölz holte mich ein einheimischer Radler auf seinem Mountainbike ein, der offensichtlich gerade eine Nachmittagsrunde drehte. Er schien fasziniert von meinem Gefährt, und so kamen wir ins Gespräch. Über den Sport, über die Berge - eben das, was uns beide begeistert. Schließlich begleitete er mich noch bis hinter Bad Tölz und lotste mich meisterlich durch das Zentrum. Vielleicht sind wir ja in den nächsten Tagen auch einmal gemeinsam unterwegs. Am Interesse daran mangelt es jedenfalls nicht.

Track der Handbiketour vom 19.12.2015
Track der Handbiketour vom 20.12.2015

14. Dezember 2015

Unter Bajuwaren

So, da ist die erste Woche meiner Kur in Bad Heilbrunn schon wieder fast vorüber.

Bevor sich alles einigermaßen eingepegelt hatte, war es ziemlich langweilig. Der Ort selbst bietet nämlich nicht viel an unterhaltsamer Abwechslung. Mittlerweile scheinen die Ärzte jedoch realisiert zu haben, daß man mir ein bißchen mehr Behandlungen verordnen muß, um mich einigermaßen zu fordern. Ich steche sowieso aus der hier üblichen Klientel heraus.

Blick über Wallgau zum Karwendelgebirge (Aufnahmeort)
Aber dafür ist die Gegend wunderschön. Die noch fehlende Ausarbeitung schaffte ich mir am Wochenende. Auf zwei Touren ging es zum einen in Richtung Alpen bis kurz vor Garmisch-Partenkirchen, zum anderen nördlich rund um den Starnberger See bis zum Kloster Andechs. Besonders eindrucksvoll für mich war am ersten Tag die Befahrung der windungsreichen Kesselbergstraße mit nur moderaten Steigungswerten von Kochel am See nach Urfeld am Walchensee sowie der Mautstraße entlang der Isar von Wallgau nach Vorderriß (s. Track vom 12.12., km 19,8 - 25,5 sowie 39,0 - 51,2). Von gestern sind mir dann vor allem die kleinen Nebensträßchen als besonders schön in Erinnerung geblieben, auf denen es jedoch kräftig auf und ab ging (s. Track vom 13.12., z.B. km 5,7 - 10,0, 13,5 - 18,3 und 88,6 - 91,8).

Herrlicher Sonnenschein und nur ein paar Schleierwolken begleitete mich an beiden Tagen von morgens bis abends. Allerdings war es in der Frühe ziemlich frisch. Temperaturen um die -4°C sind nur solange akzeptabel, wie man sich bewegt und wie es keinen oder nur wenig Wind gibt.

Das Finden einer landschaftlich schönen aber asphaltierten Strecke, die noch dazu nicht zu stark vom Kraftverkehr frequentiert ist, stellte sich als eine unerwartete Herausforderung dar. Denn meiner Karte konnte ich diesbezüglich ebensowenig vertrauen, wie den völlig unsystematisch bzw. willkürlich angebrachten Radwegweisern, die mir nur in den seltensten Fällen wirklich weitergeholfen haben. Die deutschen Radwegemarkierungen sind gegenüber dem tschechischen Orientierungssystem hoffnungslos unterlegen. Und wenn es nur um die durchgängige Nummerierung der Radtrassen geht - ohne solchen Firlefanz wie "Mozart-Radweg", "Römerradweg" und dergleichen Schwachsinn mehr.

Etwas - gelinde gesagt - verwundert war ich über die Maulfaulheit der hiesigen Bewohner und auch der Radsportler. Zugegeben, es konnten nicht alles Sonntagsfahrer gewesen sein, die mir begegnet sind. Aber den Mund zum Gruß hat fast keiner aufbekommen, selbst dann nicht, wenn ich als erster grüßte. Ein komischer Menschenschlag, der nur glotzt, statt redet. Oder sind die wirklich so überheblich, daß sie sich vielleicht für etwas besseres halten? - In meiner Heimat bin ich da anderes gewohnt, und auch von meinen Touren in Österreich, Frankreich, Südtirol, Italien, ....

Nun muß ich wieder eine Woche warten, bis ich mich sportlich austoben kann. Es wäre nicht schlecht, wenn ich zum 4. Advent noch einmal auf Rädern unterwegs sein könnte. Da würde ich dann nach Garmisch fahren und mir die Zugspitze von unten anschauen.

Track der Handbiketour vom 12.12.2016
Track der Handbiketour vom 13.12.2016

6. Dezember 2015

Abschiedsvorstellung

Das war's also mit meinen diesjährigen Aktivitäten in der Heimat. Ab Dienstag bin ich dann für einige Zeit in Bayern. Natürlich hoffe ich, von dort ebenso regelmäßig berichten zu können. Sicher ist das aber nicht.

Morgens auf der Basteiaussicht (Aufnahmeort)
Während ich es am Freitag hinsichtlich des Streckenprofils etwas ruhiger anging, kamen heute schließlich einige Meter zusammen. Dafür war es bedeutend schöner, als vor zwei Tagen.

Immerhin konnte ich am ersten Tourentag den Wind nahezu optimal für mich nutzen. Vormittags blies er nämlich ordentlich aus Richtung Osten, doch pünktlich am westlichen Wendepunkt in Dresden drehte er ebenfalls. An diesem Tag bin ich am frühen Morgen für einen letzten Blick übers Gebirge bis auf die Basteiaussicht gefahren. Im Sommer ist hier der Teufel los, jetzt jedoch hat man den Ort zu dieser Stunde ganz für sich alleine. In Zeschnig erkundete ich noch eine mögliche Streckenvariante, deren Befahrung ich mir allerdings ersparte. Das blieb mein einziges Experiment auf meiner Fahrt.

Wesentlich spannender wurde es während der zweiten Runde. Auf meiner letzten Handbiketour durch das Elbsandsteingebirge im Jahr 2015 steuerte ich das Khaatal (Kyjovské údolí) an, eines meiner Lieblingsgebiete im tschechischen Teil der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Die Sonne gab heute ihr Bestes, obschon sie längst nicht mehr in die tief eigeschnittenen Schluchten und Täler vordringen kann. Deshalb fuhr ich auch bis nach dem Mittag größtenteils im Schatten.

Kurz vor dem Örtchen Khaa ritt mich wieder mal der Teufel. Ein Abzweig am Wüsten Schloß bei Khaa (Kyjovský hrad) hatte mich schon längere Zeit interessiert. Nun kämpfte ich mich auf dem ausgewaschenen Weg, der aus dem Tal aufwärts führte, vorwärts. Schwierigstes Offroad-Gelände. Zwei, drei heikle Stellen meisterte ich, dann ließ die Steigung nach. Doch die Freude darüber währte nur kurz, denn nun führte der Pfad durch sumpfiges Wiesengelände. Wie nicht anders zu erwarten, fuhr ich mich dort fest und kam nur mit viel Geduld und etlichen Versuchen wieder frei. Endlich wurde der Untergrund wieder trockener. Lediglich eine größere Pfütze mußte ich noch durchqueren. Mit vollem Schwung ging ich das Hindernis an, um nicht wieder steckenzubleiben. Zu dumm, daß es eben keine Wasserlache, sondern ein richtiger Gumpen war, in welchem das Vorderrad hineinsackte. Gottseidank bloß ca. 30 cm, so daß nur meine Fersen in den Fußrasten naß wurden. Diesmal aber erbarmte sich mein unsichtbarer Begleiter und ich konnte ohne Schwierigkeit rückwärts im Handbike dem Wasser entfliehen. Ich hatte genug, zumal ich sah, daß auf dem Weiterweg umgestürzte Bäume lagen, die sowieso das Abenteuer beendet hätten. Auf dem Rückweg mußte ich natürlich wieder die bereits bezwungenen kritischen Passagen überwinden, doch diesmal konnte ich an der schwierigsten Stelle eine Wanderin um Unterstützung bitten.

Abend am Parkplatz beim Labyrinth (Aufnahmeort)
Gegen diese Aktion war alles, was nun noch kam, Kindergeburtstag. Ich hatte ganz schön viel Kraft verpulvert, so ließ das Tempo bei Anstiegen merklich nach. Immerhin erhaschte ich jetzt so manchen Sonnenstrahl. Den Abstecher nach Stimmersdorf (Mezná) genoß ich umso mehr. Die Felsriffe überm Gabrielensteig (Gabrielina stezka), die man von dort sieht, sind für mich ein Inbegriff der wilden Felsenheimat.

Am Ende der Tour kletterte ich ab Königstein aus dem Elbtal, um von Süden dann nachhause zu gelangen. Den gleichen Abschnitt des Elberadwegs an einem Tage zu fahren, kam für mich auf dem Rückweg nicht infrage.

Track der Handbiketour vom 04.12.2015
Track der Handbiketour vom 06.12.2015

5. Dezember 2015

Klettern im Elbsandstein 2016 - Beitrag für Kalenderblatt Juni

Kalenderblatt-Beitrag
Vor zwei Jahren hatte mich Mike gebeten, für seinen im eigenen Bergverlag erscheinenden Kletterkalender einen Beitrag zu verfassen. Denn zu jedem Kalenderbild wird nämlich auf der Rückseite des Blattes eine kleine Geschichte veröffentlicht.

Nun gehe ich zwar schon etliche Jahre nicht mehr klettern, doch nach wie vor verfolge ich intensiv die Entwicklungen im sächsischen Bergsport. Besonders beschäftigt mich das Thema "sächsische Kletterethik", und so lag es nahe, darüber zu schreiben. Mit diesen Zeilen sollte wohl jedem klar sein, welche Position ich in der aktuellen Diskussion vertrete.

Zum Nachlesen hier der Artikel (Bild zur Volldarstellung am besten mit der rechten Maustaste anklicken und im Kontextmenü "Link im neuen Tab öffnen" auswählen).

29. November 2015

Schlangenbiß mit Folgen

Während es draußen regnet, und regnet, und regnet - ...., sitze ich am Rechner und schreibe jetzt schon meinen Wochenendbericht.

Gestern um diese Zeit strahlte noch die Sonne - es gab zwar Minusgrade, doch auch nur wenig Wind. Eigentlich das perfekte Wetter, um nicht ins Schwitzen zu kommen. An den Bergen konnte ich bei verstärkter Blutzirkulation sogar die Handschuhe ausziehen, was das Kurbeln ungemein angenehmer machte.

Unter diesen Voraussetzungen hängte ich Stück um Stück an meine Tour; im Gebiet gibt es ja genügend Möglichkeiten für kleinere und größere Extrazackel. Als ich mittags durch Cunnerdorf fuhr, erreichte mich endlich das beim morgendlichen Studium des Regenradars ausgemachte breite Niederschlagsband. Anfangs noch recht erträglich, steigerte sich der Schneefall bald zu einem wilden Flockenwirbel.

Mit zugekniffenen Augen und vollgematschter Brille ging es deshalb im halben Blindflug in Richtung Elbtal. Den Weg kenne ich ja. Vor Krippen passierte jedoch das, was ich bei diesem Wintereinbruch am wenigsten gebrauchen konnte: Weil ich auf der Kreuzung am Ortseingang nach möglichen Autos auf der Hautstraße Ausschau hielt, erwischte ich das einzige, jedoch tiefe Schlagloch mit dem Vorderrad. Einige Momente sah es so aus, als hätte ich nochmal Glück gehabt, doch kurz vor dem Hotel Grundmühle sagte der Pneu 'Ade'. Plattfuß. Und das bei diesem Mistwetter!

Behutsam steuerte ich auf das Hotel zu, in der Hoffnung dort ein warmes, trockenes Plätzchen für die notwendige Reparatur zu finden. Die Chefin war gerade an der Rezeption, sah mich kommen und ließ mich in die Lobby. Was für ein Glück! Drinnen durfte ich mich um mein Bike kümmern, was ich natürlich mit größter Behutsamkeit sofort tat. Liebenswerterweise bekam ich auf meine Bitte hin auch sofort alten Stoff zum Unterlegen, damit ich nicht den Bodenbelag unnötig strapazierte.

Wie sich herausstellte, hatte der Schlauch die für einen Reifendurchschlag typische Perforierung und war nicht mehr zu flicken. In der Szene heißt dieses Schadensbild bezeichnenderweise Snakebite, zu deutsch: Schlangenbiß. Natürlich hatte ich einen Ersatzschlauch dabei, der nun zum Einsatz kam. Etwas später half mir schließlich der Chef persönlich beim Wiedereinsetzen des Vorderrades. Er hatte auch einen mobilen Kompressor im Haus - das ersparte mir zeit- und kraftintensives Luftpumpen per Hand.

Gut aufgewärmt und voller Dankbarkeit für die Wirtsleute des Hotels Grundmühle in Krippen konnte ich schließlich den Heimweg antreten. Es wurde eine nasse und recht unangenehme Fahrt, doch das warme Zuhause kam mit jedem Kilometer näher. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen war ich durch bis auf die Knochen.

Es kann nur besser werden.

Track der Handbiketour vom 28.11.2015

23. November 2015

Er kann's nicht lassen

Sonntag war Ruhetag. Es ist hin und wieder auch ganz nett, einfach mal einen Tag zu vertrödeln.

Dafür bin ich dann heute mit frischer Kraft in die Spur. Meine Höhenmetervorgabe für das Jahr habe ich bereits rein, ich könnte also einfach nur flach an der Elbe hin und her fahren. Doch das liegt mir nicht - schon gar nicht, immer die gleichen Strecken zu fahren. Bis zum heutigen Tag ist keine meiner Touren absolut identisch mit einer früheren Strecke. Und wenn nur einige wenige Kilometer anders verlaufen.

Diesmal ging es allerdings immer den Nase nach. Daß die Strecke schließlich so stark vom ursprünglichen Plan abwich, verdanke ich meiner Scheibchentaktik. Dabei wird jeweils auf dem gerade befahrenen Abschnitt ein kleiner Umweg angehängt. Stück für Stück entsteht so etwas ganz Neues. Manchmal kommt dabei auch ein richtiger Zickzackkurs heraus.

In Naustadt grüßt bereits der Winter (Aufnahmeort)
Jedenfalls brauchte ich heute nur das milde und immer noch schneefreie Elbtal zu verlassen, um im Winter anzukommen. Auf den umliegenden Höhen zauberte der Schnee schon etwas Weiß in die Landschaft. Vor einer Woche konnte ich mir das überhaupt noch nicht vorstellen. Mit dem damit verbundenen Kälteeinbruch komme ich jedoch überraschend gut zurecht, selbst die zwei Schneeschauer während meiner Runde störten mich nicht besonders. Das ist mir jedenfalls lieber, als wenn es regnet und die Kleidung durchgeweicht wird.

Nach dem zweiten Advent fahre ich zu einer vierwöchigen Kur nach Bayern. Das ist in reichlich zwei Wochen. - Khaatal und Elbleitenweg, werden wir uns in diesem Jahr noch einmal wiedersehen?

Track der Handbiketour vom 23.11.2015

22. November 2015

Die Kälte kommt

Der Winter rückt immer näher. Eine arktische Kaltfront sorgte in den Höhenlagen des Osterzgebirges für die ersten Schneefälle. Aber das war mir auf meiner gestrigen Tour immer noch viel lieber, als das Schmuddelwetter vom Vortag.

Freitags war ich nämlich ebenfalls schon unterwegs, denn ich hatte wegen einer Arbeitszeitverlagerung den Tag über frei. Das Wetter präsentierte sich zwar grau und trübe, aber für mich gibt es zum Handbiken (fast) kein ungeeignetes Wetter. So kurz vor Erreichen meines Jahresminimalsolls lasse ich mich nicht aufhalten!

Felsenwelt bei Eiland / Ostrov u Tisé (Aufnahmeort)
Das obere Bielatal hatte ich dafür ganz für mich alleine. Auch bei solch einer düster-melancholischen Witterung ist es hier wunderschön, besonders dort, wo die Felsen bis an den Weg bzw. an die Straße reichen. Wer über genügend Phantasie verfügt, kann bei all der Abgeschiedenheit und Stille seine Gedanken weit schweifen lassen. Früher habe ich die Wanderungen an kalten und ungemütlichen Tagen genutzt, um Pläne für das kommende Jahr zu schmieden. Heute halte ich es genauso, nur eben im Handbike.

Unangenehm wurde es auf der Rückfahrt kurz vor Herrnskretschen (Hřensko). Da erwischte mich ein heftiger Regenschauer, dessen Intensität ich anfangs unterschätzte. Gründlich durchgespült, half dann nur noch Bergefahren, um wieder warm zu werden. Die Körperwärme vertreibt auch die Nässe aus den Sachen - von klatschnass wurden diese bald wieder einfach nur nass. Wer - so wie ich - nicht nur bei Schönwetter auf Achse ist, weiß diesen feinen Unterschied sehr zu schätzen.

Weil ich am Sonnabend mittags auf dem Loipenparkplatz an der Grenzzollanlage Zinnwald verabredet war, wurde es nichts mit einer gemütlichen Runde ohne große Anstiege. Nach der vergangenen Wintersportsaison hatte ich mich beim Bürgermeister wegen der sehr guten Bedingungen für uns wintersportbegeisterte Rollifahrer bedankt und gleichzeitig ein paar Anregungen für weitere Verbesserungen gegeben. Gestern gab es deshalb eine Vor-Ort-Begehung mit einer Mitarbeiterin der Stadtverwaltung Altenberg, der Mutti einer befreundeten Physiotherapeutin aus Kreischa. Die Welt ist ein Dorf!

Nun bin ich gespannt darauf, welche Vorschläge wie umgesetzt werden (können). Bereits jetzt bin ich sehr davon angetan, daß man sich in der Wintersportregion wirklich Gedanken zur Zugänglichkeit für Gäste mit Handicap macht. Inzwischen ist Altenberg für skifahrende Rollifahrer (Abfahrt und Langlauf) durchaus einen Besuch wert.

Ich freue mich jedenfalls schon auf den Winter!

Track der Handbiketour vom 20.11.2015
Track der Handbiketour vom 21.11.2015

18. November 2015

Sächsisches Privileg

In Sachsen gibt es noch den Buß- und Bettag als Feiertag. Für mich ist das also ein zusätzlicher Tourentag.

Das Wetter drohte jedoch, mir einen Strich durch die Rechnung zu machen. Stürmischer Westwind und drohende Niederschläge verhießen für den Tag suboptimale Bedingungen. Trotz alledem startete ich zeitig am Morgen mit dem Handbike. Mein Plan war, den Wind als Verbündeten zu nutzen. Konkret hieß das, zunächst im tiefen, in Nord-Süd-Achse ausgerichtetem Müglitztal windgeschützt Höhe zu gewinnen, dann in den dichten Wäldern durch das Bielatal zwischen Bärenhecke und Bärenstein westwärts zu fahren und schließlich bergab sowie mit Rückenwind wieder nach Hause zu gelangen.

Das klappte bis zum Bielatal prima. Ohne vom Wind allzusehr behelligt zu werden, war ich dort bereits kurz nach 10. Zuhause hatte ich mir eine neue und mir noch völlig unbekannte Streckenvariante herausgesucht, die ich nun testen wollte. Von der Ortsverbindung nach Hirschsprung bog ich links auf die Werksstraße zu einem Steinbruch ab. Diesen östlich umfahrend, wollte ich ab da den gut befahrbaren und bereits etliche Male genutzten Weg von Bärenstein nach Altenberg erreichen. Auf der Karte sah das möglich aus, obwohl es recht steil werden würde.

Schon war dieses Ziel nach etlichen steilen und schlecht befahrbaren Passagen in greifbarer Nähe, da stellte sich mir die “Gipfelwand” in den Weg (s. Track vom 18.11., km 38,7). Vielleicht fünf Meter waren es noch auf dem nassen und glitschigem Untergrund, bis die Steigung nachließ. Zuviel für mich. Wenn es trocken und wärmer gewesen wäre, hätte ich eventuell diese Strecke durch robben zurückgelegt. So aber entschied ich mich für den Rückzug.

Weiter unten hatte ich einen Abzweig gesehen, auf den ich nun abbiegen würde. Dieser Weg führte mich in völlig unbekanntes Gelände und verlor sich immer mehr im Gelände. Der Trip bekam Würze. Zu allem Überfluß kippte ich in Hanglage mit dem Handbike wieder mal um. Nasse Wiese, leichter Regen - Herz, was willst Du mehr! Das einzige, was in solchen Situationen völlig unangebracht ist, wäre Hektik. Endlich saß ich wieder auf meinem Bock, natürlich mit völlig durchnäßter Hose. Von alten Reifenspuren geleitet, tauchte etwas später vor mir Bärenstein auf, dessen Häuser ich freudig begrüßte. Wieder eine Safari unbeschadet überstanden!

Für den Rest der Tour verzichtete ich auf weitere Experimente, denn ich mußte so schnell wie möglich meine nassen Sachen wechseln. Es ist zwar durchaus von Vorteil, wegen der fehlenden Sensibilität die Nässe im Unterkörper und den Beinen nicht zu spüren. Doch gut ist das für den Körper sicher trotzdem nicht. Obwohl ich nun durchaus noch etliche Möglichkeiten hatte, meine Tour auszudehnen - es kam inzwischen sogar öfter mal die Sonne heraus - lies ich mich diesmal von der Vernunft leiten und wählte eine der schnellsten Varianten zurück ins warme Heim.

Es bleiben immer noch genügend Tage im Jahr für Ausflüge.

Track der Handbiketour vom 18.11.2015

15. November 2015

So viel Heimlichkeit

Obwohl ich für gestern abends bereits mit meiner Mutti verabredet war - es gab "Die Zauberflöte" in der Staatsoperette Dresden - habe ich vorher noch eine Runde durch's heimatliche Gebirge gedreht. Denn am Sonntag sollte es lt. Wettervorhersage den ganzen Tag regen. (Ich muß momentan nur aus dem Fenster schauen, um mich vom Wahrheitsgehalt der Aussage zu überzeugen.)

Bereits vor dem Sonnenaufgang schwang ich mich auf's Handbike, schließlich wollte ich nicht zu spät zurück sein und außerdem über genügend Puffer für mögliche Zwischenfälle verfügen.

Felspartie in den Hohen Wänden (Vysoké stěny) unweit der Balzhütten
(Aufnahmeort)
So kam es, daß ich schon 9.20 Uhr den Fußgängergrenzübergang Hinterdittersbach (Zadní Jetřichovice) erreichte und zehn Minuten später auf der Böhmerstraße (Česká silnice) am Abzweig des Fasselgrunds (Soudkový důl) stand. Der gut befahrbare Forstweg zur Jungferntanne (Panenská jedle) ist für Fahrräder gesperrt, genauso der Weiterweg zu den Balzhütten (Tokáň bzw. Na Tokáni). Angesichts der frühen Stunde setzte ich mich jedoch über dieses Verbot hinweg, um mir dieses herrliche Stück unberührter Natur nicht entgehen zu lassen. Zudem traute ich mir durchaus zu, falls notwendig, den Rangern hinreichend gut erklären zu können, warum ich hier nicht zu Fuß unterwegs war. Sicherlich sind in in einem solchen Fall dann auch meine Tschechischkenntnisse hilfreich. Diese sechs "verbotenen" Kilometer hielten, was sie versprachen (s. Track vom 14.11., km 51,9 - 57,9) und setzten dem Ausflug die Krone auf. In einem solch abgelegenen Gebiet unterwegs zu sein, ist schon etwas besonderes. Ich bin morgens jedenfalls mehr als 1,5 Stunden keiner Menschenseele begegnet.

Ab den Balzhütten fuhr ich dann die Standardroute über Niederkreibitz (Dolní Chřibská) Dittersbach (Jetřichovice) und Hohen Leipa (Vysoká Lípa) zurück nach Herrnskretschen (Hřensko). Die Direktverbindung von dort nach Dittersbach über die Radtrasse 3076 (s. Karte), welche ich ebenfalls schon in dieser Richtung befahren habe, ersparte ich mir dieses Mal. Auf der kürzeren, doch wesentlich schwierigeren Strecke ist man mit dem Handbike genauso lange unterwegs. Darüberhinaus gibt es im steil abwärts führenden Gelände einige Unwägbarkeiten, die schnell zu bösen Überraschungen werden können.

Endlich zurück im Elbtal, war die Höhenmeterbilanz völlig ausreichend. Die letzten, meist flachen Kilometer mußte ich nur noch mit dem kräftigen Gegenwind kämpfen.

Track der Handbiketour vom 14.11.2015

13. November 2015

Auf eigenen Beinen

Gestern fuhr ich nach der Arbeit ins Querschnittgelähmten-Zentrum der Bavaria-Klinik Kreischa in Zscheckwitz. Die befreundete Oberärztin hatte es ermöglicht, daß ich bei den Leuten von ReWalk Robotics im Rahmen ihrer Vorführung des Exoskeletts als Geh-Apparat für Rollstuhlfahrer ebenfalls einen Termin zum Testen des Geräts bekam.

Natürlich war ich gespannt, wie ich damit klarkommen würde. Denn mit einer Läsionshöhe von Th5/6 bin ich relativ hoch und überdies komplett gelähmt. Bisher war ich nämlich davon ausgegangen, diese Apparatur wäre für mich unter den genannten Voraussetzungen nicht sinnvoll einsetzbar.

Bei der Erprobung konnte ich mich vom Gegenteil überzeugen. Trotz der zwangsläufig nur kurzen Einweisung bewegte ich mich schließlich mehrere Meter durch den Therapieraum. Auch wenn vieles noch ziemlich wackelig vonstatten ging und an ein Gehen ohne Unterstützung durch den Mitarbeiter des Herstellers nicht zu denken war, kann ich mir nun vorstellen, nach dem üblichen intensiven Gehtraining völlig selbständig die Welt auch auf zwei Beinen zu erkunden.

Überzeugt euch selbst davon:

9. November 2015

Anhang

Es hat heute doch noch mit einer kleinen Tour geklappt. Zu fortgeschrittener Stunde verzog sich der Regen und machte Platz für einigermaßen freundliches und warmes Wetter. Die frühlingshaften Temperaturen trieben mir bei den Anstiegen zwar den Schweiß auf die Stirn, besser als das Kurbeln mit dicken Winterhandschuhen war das aber allemal. In einer Woche kann alles ganz anders aussehen.

Während der ersten Kilometer ging es diesmal zunächst - recht untypisch für mich - ziemlich flach nach und durch Dresden. Ich wollte meinen Schultern und Armen  genug Zeit zur Regeneration geben. Später allerdings wandte ich mich südwärts ins Erzgebirgsvorland, um doch noch ein paar Anstiege zu meistern. Der 12%er von Oberschlottwitz hinauf nach Berthelsdorf brachte jedenfalls mein Blut ordentlich in Wallung. Unangenehm war dabei aber nur der tropfende Schweiß, denn sobald das Salzwasser in die Augen läuft, muß man anhalten, um sich abzutrocknen.

Auf der langen Abfahrt durch das Seidewitztal griff ich kräftig in die Kurbel und trieb damit meine Durchschnittsgeschwindigkeit trotz einiger schlechter Straßenabschnitte, wo ich mich wegen der Pannengefahr lieber etwas zurücknahm, ordentlich nach oben.

Es geht voran!

Track der Handbiketour vom 09.11.2015 

So weit, so gut

Süddeutschland erfreute sich am Sonnabend eines beinahe schon spätsommerlichen Wetters. In meiner Region dagegen gab es fast den ganzen Tag über leichten, doch intensiven Dauerregen. Zwangspause.

Immerhin war es sehr mild. Selbst in der Nacht fiel die Temperatur nicht unter 15°C. Auch deshalb hielt mich am Sonntagmorgen nichts mehr in den Federn. Es sollte schön werden, also begab ich mich noch vor Tagesanbruch in die Spur. Meine Tourenplanung paßte ich dem Wetter an - mit kräftigem Wind im Rücken ging es zunächst über offenes Land ostwärts.

Weil es richtig gut rollte, umkurvte ich schließlich mein Fernziel Bautzen nur in weitem Bogen. Besonders von den Ausläufern des Lausitzer Gebirges südlich der 1000jährigen Stadt bot sich ein herrlicher Ausblick weit über das Land, denn der Wind sorgte für klare Luft. Selbst das Kraftwerk von Boxberg in über 30 km Entfernung konnte man noch gut erkennen.

Blick über Bautzen, rechts am Horizont das Kraftwerk Boxberg (Aufnahmeort)
Obwohl nach dem Mittag der Wind spürbar nachließ, erwies es sich als eine gute Idee, daß ich die bewaldeten Höhenzüge für den zweiten Teil der Tour eingeplant hatte. Hier entschied ich mich dann auch für die Ausweitung der Rundtour über den Schluckenauer Zipfel (Šluknovský výběžek) und die Heimfahrt durch Kirnitzsch- und Elbtal.

Vielleicht hätte ich ab Pirna noch eine Extrarunde bis nach Dresden dranhängen und damit einen Langen Kanten fahren sollen. An mangelnder Kraft lag's jedenfalls nicht, nur etwas ausgekühlt war ich inzwischen. Wenn ich das heutige Mistwetter da draußen sehe, wäre dies sicher eine gute Idee gewesen.

Track der Handbiketour vom 08.11.2015

2. November 2015

Katze in den Armen

Dieses unglaublich schöne Herbstwetter fordert geradezu sportliche Aktivitäten heraus! Und so bin ich in den vergangenen Tagen gefahren, bis die Katze kam.

Überdies hatten sich nämlich zwei naturbegeisterte Gäste aus Thüringen angekündigt. Der Kontakt zu ihnen entstand - wie bereits oft erlebt - über eine e-Mail, in der mir Kirsten von ihrer Tour auf den Großen Zschirnstein berichtete, welche schon sehr spezielle Anforderungen stellt. Offenbar war diese Aktion genau nach ihrem Geschmack, so daß nun eine Fortsetzung folgen sollte.

Doch zunächst bin ich am Sonnabend hinauf ins Osterzgebirge gefahren. Bevor der Schnee kommt, wollte ich mich von den Höhen gebührend verabschieden. Vielleicht war ich in diesem Jahr dort oben das letzte Mal auf Rädern unterwegs. Auf dieser Tour lief es wieder wie am Schnürchen, deshalb habe ich meinen Rückweg entsprechend ausgedehnt. Dabei gab es sogar einige wenige Kilometer Neuland. Den gut befahrbaren Feldweg vor Beerwalde (s. Track vom 31.10., km 71,1 - 75,9) kannte ich noch nicht.

Auf dem Unteren Affensteinweg vor der Brosinnadel (Standort)
Gestern dann die Tourenpremiere mit Kirsten und Torsten. Wir hatten uns für 11.00 Uhr in Bad Schandau verabredet, denn die beiden reisten erst am Morgen mit dem Auto an. Natürlich habe ich den Vormittag genutzt, um mich ein bißchen warm zu fahren. Die danach für meine Begleiter geplante Offroad-Strecke würde zwar nicht besonders lang, dafür jedoch konditionell anspruchsvoll sein. Abseits der geteerten Straßen muß man zudem mehr Kraft für das Vorwärtskommen im Handbike auf manchmal sandigen bzw. gesplitteten Waldwegen aufbringen. Für's erste sollten also um die 40 Kilometer ausreichend sein, die wir gemeinsam bewältigen wollten.

Mit einiger Verzögerung - meine Begleiter kamen wegen des reichlichen Wochenendverkehrs viel später als vereinbart - konnten wir dann endlich kurz vor 12 starten. Als Pünktlichkeitsfanatiker sind solche Verspätungen immer mein größtes Problem. Doch der Ärger war schnell verflogen, zumal wir im Kirnitzschtal gut vorankamen und dort zu dieser Zeit der meiste Kraftverkehr schon durch war.

Kirsten und Torsten benutzen Handbikes mit Elektrounterstützung, mit denen sie hauptsächlich im Gelände auf Achse sind. Noch am Vortag ging es bei ihnen wohl ziemlich heftig zur Sache, zumindest dem Anblick ihrer Räder nach zu urteilen. Diese Ausrüstung ist jedenfalls auch im Elbsandsteingbirge gut für die Wege abseits der Straßen.

Nach dem Abstecher zum Zeughaus durch die Felsschlucht des Großen Zschands war ein besonderer Höhepunkt der Tour die Befahrung des Unteren Affensteinwegs sowie eines Stücks vom Elbleitenweg bis zum Vorderen Torstein (s. Track vom 01.11., km 80,4 - 85,7). Der goldene Herbst empfing uns mit einem Feuerwerk an Farben und bildete vor dem tiefblauen Himmel den perfekten Rahmen für die hohen und schroffen Felsgestalten am Wegesrand. So schön ist es in den Affen- und Schrammsteinen nur zu dieser Jahreszeit!

Logisch, daß bei solchen Bedingungen hier eine wahre Völkerwanderung stattfand. Die Gegend gehört zu den beliebtesten Wandergebieten des Gebirges. Für meine Gefährten war das jedenfalls ziemlich ungewohnt, sind sie doch zuhause immer mit dem Handbike allein auf weiter Flur. Doch so ergab sich manche Gelegenheit zu einem Schwatz, und das liebe ich ja besonders.

Als wir kurz vor 16.00 Uhr wieder am Auto in Bad Schandau ankamen, hatte ich nicht den Eindruck, daß Kirsten und Torsten den Tag über langweilig gewesen wäre. - Ich denke, wir werden uns wieder zu gemeinsamen Unternehmungen treffen.

Es gibt noch viel zu entdecken.

Track der Handbiketour vom 31.10.2015
Track der Handbiketour vom 01.11.2015

26. Oktober 2015

Ganze Arbeit

Als ich mich am Sonnabend mit dem Handbike in Bewegung setzte, glaubte ich, mit einem Hilfsmotor zu fahren. Mein Meistermechaniker Eddy von Bike24 hat ganze Arbeit geleistet! Kette neu, Ölwechsel in der Rohloff-Nabe (die inzwischen fast trocken lief), Antriebsritzel gedreht, Kettenblätter gründlich gereinigt - all das zusammen macht meinen Esel zum Rennpferd. Es ist nun wieder eine wahre Freude, die Berge hochzuschnurbsen.

Altes Haus eines Gehöfts in Cotta B (Standort)
Gleich am ersten Tag des Wochenendes mußte ich das ausprobieren. Außerdem wollte ich testen, ob auch wirklich alles rund läuft, und nicht noch die Kettenblätter getauscht werden müssen. Ich hatte sowieso noch ein paar Ersatzteile im Laden abzuholen. Auf dem Weg dorthin ging es also ordentlich rauf und runter.

Leider passierte mir an diesem herrlichen Herbsttag völlig unerwartet ein Malheur, und das ausgerechnet auf dem Elberadweg.  Auf dem kurzen Stück über die Brücke am Alberthafen in Dresden sah ich - durch die Sonne geblendet - ein Reifenkiller-Schlagloch in einer Kurve nicht. Vorher war mir dort nie eine kritische Stelle aufgefallen. Zunächst wechselte ich den Schlauch am Vorderrad, doch der platzte beim Aufpumpen. Kein Wunder, denn wie ich erst jetzt bemerkte, war sogar der Mantel durch eine scharfe Metallkante zerschnitten worden. Meine Tour war an dieser Stelle definitiv beendet.

Glücklicherweise konnte ich meine Kumpeline Susi und Thomas telefonisch erreichen und sie bitten, mich mit dem Auto abzuholen. Sie machten sich sofort auf den Weg, und eine reichliche Stunde später ging es motorisiert wieder nach Hause. - Es ist ein Segen, solche Freunde zu haben! Gleich nach der Rückkehr brachte ich dann mein Handbike wieder auf Vordermann, einen Reifen und Schläuche hatte ich noch im Ersatzteillager.

Sonntags wollte ich den Totalausfall vom Vortag vergessen machen. Bereits längere Zeit stand bei mir eine erneute Fahrt zum Zinkenstein (Buková hora) mit seinem Fernsehturm auf der Liste. Für Hin- und Rückweg kommen da nicht nur ein paar Kilometer, sondern ebenfalls etliche Höhenmeter zusammen. Die große Unbekannte war einmal mehr das Wetter. Da bewegte sich morgens lt. Regenradar ein Niederschlagsband auf mich zu. Doch wie erhofft, wurden die Regenwolken vom Osterzgebirgskamm zerteilt, und ich, der dahinter Schutz gesucht hatte, blieb den ganzen Tag von Nässe verschont.

In Bensen (Benešov) stand ich allerdings ziemlich rat- und hilflos vor der Baustelle am Bahnübergang. Die damit verbundene Vollsperrung der Straße war zwar bereits bei der Anfahrt ab Tetschen (Děčín) angekündigt worden, allerdings glaubte ich, als Radfahrer schon irgendwie durchzukommen. Falsch. Doch mich kennen im Nachbarland viele Rennradfahrer aus den Sportklubs der Region. Sie sind an ihrer Mannschaftskleidung immer sofort zu erkennen. Auch diesmal eilten mir just in diesem Moment drei Sportfreunde zuhilfe. Nachdem ich ihre diesbezügliche Anfrage bejaht hatte, hievten sie mich wie selbstverständlich über etliche Treppenstufen auf die andere Seite der Straße. Solch nette Gesten erlebe ich in Böhmen immer wieder ... Ein gutes Gefühl!

Den zwei Kilometer langen Abstecher unmittelbar bis zum Fernsehturm habe ich mir diesmal geschenkt. Den hebe ich mir auf, bis ich wieder mal den Forstweg an der Burg Rattenstein (Vraty) vorbei zurückfahre. Für diese Expedition muß das Wetter allerdings erst wieder besser und die Tage länger werden.

Der Rückweg durch das Elbtal ist dann nicht mehr besonders spannend gewesen. Weil ich dabei jedoch gut vorankam, war ich bereits kurz vor vier wieder zuhause.

Track der Handbiketour vom 24.10.2015
Track der Handbiketour vom 25.10.2015

18. Oktober 2015

Wie gehabt

Ich gebe es zu: ich befinde mich schon wieder (oder immer noch?) im Hamsterlaufrad. Bereits Anfang des Jahres hatte ich laut darüber nachgedacht, ob es nicht Alternativen gibt. Doch der Wettbewerb mit sich selbst wirkt nachhaltiger, als vermutet. Auch wenn ich 2015 "nur" die 10.000 km angepeile, ist das immer noch eine Vorgabe, die verlangt, immer am Ball zu bleiben.

Und so ging es in den drei vergangenen Tagen hinaus auf die Piste, obwohl das Wetter alles andere als radfahrerfreundlich war. Selbst gestern, als ich für den Abend bereits mit Freunden verabredet war, mußte es zumindest eine kleine, schnelle Runde sein. Aber ich verkrafte die Dauerbelastung ganz gut, und die Freude an der Bewegung kommt spätestens beim Fahren auf. Irgendwie brauche ich die körperliche Ausarbeitung.

Die Tafelberge der Sächsischen Schweiz, von Wolkenfetzen umweht,
v.l.: Lilienstein, Rauenstein, Großer und Kleiner Bärenstein, (Festung) Königstein
Ein Unterschied zu früher ist mir jedoch aufgefallen: Neben dem Sport wird für mich zunehmend die Kultur oder auch das Zusammensein mit Freunden wichtig. Als Kerstin vorgestern vorschlug, gemeinsam die Oper "Das Märchen vom Zaren Saltan" in der Staatsoperette Dresden anzusehen, war ich von dieser Idee sehr angetan. Henni kam auch mit, so daß wir schließlich zu dritt einen sehr unterhaltsamen Abend verbrachten. Die Vorstellung lebte nicht nur von der Musik und dem Spiel der Akteure, sondern auch vom phantasievollen Bühnenbild und vor allem den zauberhaften Kostümen und etlichen besonders schön anzuschauenden Effekten.

Am kommenden Freitag steht mit einem großen Spieleabend bei meiner Kumpeline Susi die nächste Aktion an. Vorfreude ist die schönste Freude ...

Eine Geschichte vom Wochenende ist noch erwähnenswert. Auf der Fahrt ins Theater hatte ich es ziemlich eilig, weil ich lieber zu früh als zu spät ankommen wollte. Ein Sackgassenschild wegen einer Baustelle übersah ich und folgte mit dem Auto einem Streifenwagenbus der Polizei. Die waren vermutlich genauso überrascht wie ich, als vor uns die Straße plötzlich abgesperrt war. Mit ihrem Fahrzeug umkurvten sie die erste Barriere über den Bürgersteig, das darauffolgende zweite Gitter schoben sie einfach beiseite, um danach durchzufahren.

Die Polizei ist das Vorbild (sollte man meinen), also bin ich ihnen unmittelbar gefolgt. Da kommt doch eine Beamtin dieser Truppe auf mich zu, und fordert mich auf, umzudrehen! Als ich sie energisch darauf hinwies, daß ich nicht einsehe, wieso die Polizei Dinge tun darf, die mir verwehrt sind, kam sie mir mit dem "besonderen Wegerecht" der Ordnungskräfte. Dabei fuhr der Polizeibus weder mit Sondersignal, noch war irgendein anderer Einsatzgrund ersichtlich! Ich war stocksauer, und Henni mußte mich arg bremsen, damit ich mich zurückhalte. Wo sind wir denn? - In einer Bananenrepublik, wo die Uniformierten als die Herren der Welt sich alles erlauben können?! Na ja, bei einigen Entwicklungen in der jüngsten Vergangenheit könnte man wirklich zu dem Schluß kommen.

Man lernt eben nie aus!

Track der Handbiketour vom 16.10.2015
Track der Handbiketour vom 17.10.2015
Track der Handbiketour vom 18.10.2015

15. Oktober 2015

Grau in grau

Das Wetter macht mir derzeit keine Freude. Der häufige und langanhaltende Regen zwingt mich trotz Urlaub zur Untätigkeit.

Heute habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin nach dem Mittag trotz Nieselregen zu einer Mini-Runde gestartet. Schnellfahren ist bei diesen Straßenverhältnissen jedenfalls Fehlanzeige, will man nicht innerhalb kürzester Zeit völlig durchgeweicht sein. Am besten macht sich auf klatschnasser Straße immer noch das Bergefahren - da ist man sowieso nicht so schnell und produziert außerdem genügend Eigenwärme.

Nebelschwaden umwallen die
Kunstruine "Bielablick" im Bielatal
Die Felsenwelt im Bielatal mit ihrer Kunstruine hat irgendwie etwas Mystisches, wenn die Nebelschwaden ziehen. Allerdings muß man bei dem feuchtkalten Wetter schon ein beinahe hoffnungsloser Romantiker sein, um diesen Anblick noch zu genießen. Ich war jedenfalls heilfroh, als ich - ziemlich ausgekühlt - endlich wieder zuhause ankam. Aber die Tour mußte sein.

Meine Dienstagstour ließ sich dagegen ganz locker fahren. Zwar war es ebenfalls trüb und sogar noch ein bißchen kälter, dafür aber trocken. Dem leichten Ostwind entging ich, indem ich zunächst in den Tälern blieb. Erst auf dem Rückweg wählte ich die offenen Geländeabschnitte.

Seit auf dem Abschnitt von Lobendau (Lobendava) nach Hilgersdorf (Severní) der Straßenbelag erneuert und der Weiterweg von dort zur deutschen Grenze erstklassig asphaltiert wurde (s. Track vom 13.10., km 52,0 - 56,1), ist die Tourenvariante über den Schluckenauer Zipfel eine echte Alternative zur höhenmeterintensiven Strecke von Sebnitz am Unger vorbei bis Neustadt und weiter über den Hohwald nach Steinigtwolmsdorf. Nur ein kurzes Stück auf deutscher Seite muß noch auf alter Holperpiste befahren werden, das ist jedoch locker zu verkraften.

Der Weiterweg bietet dann keine konditionellen Herausforderungen mehr. Nur die teilweise gut befahrenen Bundesstraßen B98 und B6 sind wohl nicht nach jedermanns Geschmack, denn es gibt hier nur wenige Kilometer straßenbegleitende Radwege. Wobei, auf der B98 rollt es normalerweise recht entspannt. Sie ist nämlich eine eher weniger wichtige Verkehrsverbindung für den Gütertransport.

Pünktlich zur Kaffeetrinkerzeit war ich zurück.

Track der Handbiketour vom 13.10.2015
Track der Handbiketour vom 15.10.2015

12. Oktober 2015

Zwischensaison

Meine Oktoberferien will ich auch für ein paar Handbiketouren nutzen. Doch das Wetter hat bisher nicht so richtig mitgespielt. Am Freitag viel Nässe und gestern Frost - das sind alles andere als optimale Bedingungen für's Radfahren. Obwohl ich morgens also eine Extraportion Selbstmotivation benötige, läuft es dann umso besser, wenn ich erstmal auf dem Bock hocke.

Da geht es derzeit recht flott voran, denn heißlaufen kann ich nun nicht mehr. Überdies versuche ich, etwas zurückhaltender bezüglich der Höhenmeterbilanz zu fahren, was mir allerdings nicht immer gelingt. Wie habe ich das bloß früher gemacht - es muß doch auch in unserer Region flachere Strecken geben, ohne ganz stupide nur den Elberadweg zu nutzen?

Ein Gebiet mit weniger und kürzeren Anstiegen erstreckt sich nördlich von Dresden bis zu den ersten westlichen Ausläufern des Lausitzer Berglands. Die offene Landschaft ist zwar ohne besondere Höhepunkte, bietet jedoch ausreichend Abwechslung.

In Wölkau, am östlichsten Punkt der Tour, war allerdings die Straße wegen Bauarbeiten gesperrt. Normalerweise ignoriere ich solche Sperrschilder. Diesmal jedoch stoppte mich ein tiefer Graben, den die Bauarbeiter quer zur Straße ausgehoben hatten. Nur ein schmales Stücken war noch befahrbar, doch dort stand der Bagger. Wie so häufig erlebt, waren die Arbeiter jedoch sehr nett. Als sie mich sahen, sprang einer von ihnen in das Baufahrzeug und machte mir den Weg frei. Der Chef maß sogar die Breite meines Handbikes, um festzustellen, ob ich wirklich durchkomme. Naja, ich hätte es auch so gewußt ... Natürlich habe ich mich gebührend bedankt, denn soviel Entgegenkommen ist nicht selbstverständlich. - Es gibt kein "Danke" zuviel!

Sonnabends war ich zur Feier des 20jährigen Bestehens des Heims der Heilpädagogischen Schule in Bonnewitz eingeladen, da blieb keine Zeit für eine Ausfahrt. Es wurde ein entspannter Nachmittag, an dem ich viele ehemalige Bewohner des Heims und auch Betreuer wiedergetroffen habe. Für mich ist es immer besonders schön, wenn die Kinder von damals mich noch mit dem Namen kennen und sich über das Wiedersehen freuen.

Der Dresdener Fernsehturm über dem Wachwitzer
Elbufer - vom Elberadweg aus gesehen
In der Nacht zum Sonntag gab es schließlich die ersten Minusgrade - der Preis für einen wolkenlosen Morgenhimmel. Obwohl mir die Sonne den ganzen Tag lachte, schafften es die Temperaturen nicht in den zweistelligen Bereich. Handschuhe werden nun wieder immer häufiger zur Tourenausrüstung dazugehören. Damit fahre ich zwar nicht so gerne, denn man muß zum Festhalten der Kurbelgriffe wesentlich mehr Kraft aufwenden. Wenn das Blut beim Bergfahren endlich ordentlich in Wallung geraten ist, werden diese jedoch bald überflüssig. Genau deshalb ging es im ersten Teil meiner Sonntagsausfahrt auch beständig bergauf. Das ist für diese Jahreszeit genau das Richtige.

Auf dem Heimweg bremste mich dann nur noch der auffrischende Ostwind, doch war ich rechtzeitig für das Bonusprogramm zurück.

Beate hatte nämlich von einer Freundin Karten für das Tom-Paus-Theater geschenkt bekommen, weil diese verhindert war. (Normalerweise ist es völlig aussichtslos, Tickets für das Haus zu bekommen, denn die Vorstellungen sind in der Regel wenige Stunden nach Beginn des Vorverkaufs für die Saison vergriffen.) So haben wir uns beide bei dem Stück "Ilse Bähnert jagt Dr. Nu" köstlich amüsiert. Ilse Bähnert (alias Tom Pauls) ist wohl jedem Sachsen ein Begriff und eine absolute Kultfigur.

Das Theater ist übrigens weitestgehend barrierefrei zugänglich, es gibt einen Aufzug und eine schräge Rampe. Nur am Eingang muß eine Stufe überwunden werden, was allerdings wegen des Untergrunds nicht ohne Unterstützung klappt. Wie der Zugang zu den Toiletten ist, kann ich leider nicht sagen. Ich wohne vis-à-vis des Theaters, und so war das für mich kein Thema.

Über Langeweile konnte ich mich in den den letzten Tagen nicht beklagen.

Track der Handbiketour vom 09.10.2015
Track der Handbiketour vom 11.10.2015

5. Oktober 2015

Ganz am Anfang

Endlich hat es geklappt mit der gemeinsamen Tour zur Elbquelle im Riesengebirge (Krkonoše)! Über das vergangene Wochenende fuhren mein Kamerad Lád'a, seine Frau mit ihrer Mutter und ich nach Rochlitz an der Iser (Rokytnice nad Jizerou). Von dort aus wollten wir Männer auf Rädern das Gebirge erkunden, während die beiden anderen tagsüber ebenfalls Ausflüge unternahmen.

Bei nahezu perfekten Bedingungen ging es gleich am ersten Tag ordentlich zur Sache. Das Riesengebirge zählt zwar noch als Mittelgebirge, aber ordentlich Höhenmeter kann man auch dort sammeln. Die Tour vom Sonnabend spielt mit ihren mehr als 1800 Hm auf 77 km in der gleichen Liga, wie manche meiner Alpenrundfahrten. Auch der höchsten Punkt auf 1400 m ü. NHN unweit der Goldhöhenbaude (Vrbatova bouda) kann mit alpinen Zielen durchaus mithalten.

Die in einem steinernen Ring eingefaßte Elbquelle selbst ist hingegen gar nicht so spektakulär.  Dort gab es nicht einmal Wasser. Šárka sagte mir, daß diese Stelle ein beinahe willkürlich ausgewählter Ort für Touristen ist und nur im weitesten Sinne mit der eigentlichen Wiege der Elbe zu tun hat. Das erste Naß des Flusses sickert nämlich aus dem ganzen leicht geneigtem Wiesenhang rund um diesen Ort aus dem Boden und vereinigt sich dann erst am sogenannten Elbfall (Labský vodopád) bei der gleichnamigen Bergbaude (Labská bouda).

Weil wir gestern wieder nachhause mußten, wurde es am zweiten Tag nur eine kleinere Tour. Die war dafür nicht weniger schön. Perfekter Straßenbelag - teilweise nagelneu - erfreute uns nicht nur auf den Hauptstraßen, sondern auch auf den großartigen Radtrassen durch den Nationalpark.

Mit Lád'a auf Tour - im Hintergrund Oberrochlitz (Horní Rokytnice)
und der Kahle Berg (Lysá hora)
Nachdem wir kurz vor dem tschechisch-polnischen Grenzübergang vor Jakobsthal (Jakuszyce) die Kraftverkehrsstraße verlassen hatten, fuhren wir bis zur Bergortschaft Rezek fast ausschließlich auf asphaltierten Radtrassen durch die Berge (s. Track vom 4.10., km 16,2 - 46,0). Lediglich der Abstecher zur Wossecker Baude (Vosecká bouda) und das letzte Stück zu den Hofbauden (Dvoračky) mußten wir auf Lehm-Splitboden zurücklegen. Bei der  Auffahrt zur ersten Baude half mir zwar Lád'a durch Schieben, der Anstieg dürfte aber im Handbike mit einiger Geduld auch ohne Unterstützung zu schaffen sein.

Kritisch sind auf dieser Tour nur die ersten extrem abschüssigen und unbefestigten 700 m der Abfahrt von den Hofbauten gewesen (s. Track vom 4.10., km 40,6 - 41,3). Die staubige Geröllstrecke ist nur bergab mit robusten Material - und das äußerst vorsichtig - befahrbar, weil man trotz angezogener Bremse und blockiertem Vorderrad wegen der Steilheit hin und wieder ins Rutschen kommt. Dafür sind die letzten Kilometer blanker Genuß.

Eine Besonderheit ist mir auf den Radtrassen durch das Riesengebirge jedoch aufgefallen. Nicht nur, aber vor allem bei den auf- bzw. abwärts führenden Abschnitten der Wege sind oft ca. 5 cm breite U-Profile zur Ableitung des Regen- und Schmelzwassers in die Asphaltdecke eingelassen. Manche sieht man leider auch erst kurz vor knapp, so daß eine schnelle und ungebremste Abfahrt keinesfalls zu empfehlen ist. Die Kanten dieser Rinnen sind zwar nicht scharf, trotzdem könnten Reifendurchschläge ungewollte Zwischenstops nach sich ziehen.

Letztlich bleibt die Erinnerung an ein traumhaftes Wochenende in Rübezahls Reich. Es wird hier nicht mein letzter Besuch gewesen sein.

Track der Handbiketour vom 03.10.2015
Track der Handbiketour vom 04.10.2015

28. September 2015

Vertraut, und doch neu

Am vergangenen Wochenende lag der Schwerpunkt meiner Touren auf der Befahrung des Elberadwegs zwischen Aussig (Ústí nad Labem) und Dresden. Für den Abschnitt Süd des großen deutschen Radwanderwegs existiert ein Projekt, die Strecke auf ihre Barrierefreiheit und damit Eignung für Nutzer mit Handicap zu untersuchen. Natürlich werde ich dabei die Verantwortlichen unterstützen.

Sonnabends ging es zunächst elbaufwärts. Hier gibt es auf dem Radweg nun wirklich nichts neues für mich zu entdecken, trotzdem ist er am Morgen gut als Zubringer für Touren westlich der Landeshauptstadt geeignet. Den Abschnitt von Briesnitz nach Podemus bin so noch nie gefahren.

Bereits auf dem Rückweg, habe ich mich wieder auf dem Weg nach Friedewald verheddert. Irgendwie scheint das Gebiet um Lindenau für mich eine Art Bermudadreieck zu sein. Jedesmal verliere ich dort komplett die Orientierung und schlage unnötige Haken. So habe ich danach die beinahe als Schnellstraße ausgebaute Verkehrsverbindung nach Klotzsche genutzt, um ohne weitere Umwege zu meinem nächsten Etappenziel zu gelangen. Schön war's nicht - aber schnell. Weil ich dort ebenfalls den Zugang zum Priesnitzgrund verfehlte, wurden es noch ein paar ungeplante Kilometer über Langebrück mehr. Ich hatte vorgestern wohl nicht meinen starken Tag bei der Streckenfindung.

Darum brauchte ich mir am Sonntag keine Sorgen zu machen, denn der Weg war nicht zu verfehlen. Erst gab's das Standardprogramm über den mit dem Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk) auslaufenden Osterzgebirgskamm und weiter hinab ins Elbtal bis nach Aussig. Von dort habe ich bisher auf der rechten Elbseite immer die Straße benutzt. Diesmal fuhr ich jedoch ausschließlich den Elberadweg.

Auf dem tschechischen Elberadweg bei Kleinpriesen (Malé Březno),
rechts ein Bunker des ehemaligen Tschechoslowkischen Walls,
welcher hier an der Elbe entlangführt
Ich war extrem positiv überrascht. Perfekte Ausschilderung, meist nagelneue Schwarzdecke (einige wenige Meter mit Betonsteinen, keine Wege mit mineralischem Belag) und eine wunderbare Streckenführung weit abseits des Verkehrslärms machen diesen Abschnitt zu einer echten Empfehlung. Einziger Wehrmutstropfen sind mehrere kurze Anstiege, aus denen die ca. 50 m lange Steilrampe bei Waltirsche (Valtířov) (s. Track vom 27.09., km 49,8) mit ihren geschätzten 14% besonders herausragt. Für Tetras dürften diese Meter nicht ohne externe Unterstützung bzw. nur im E-Handbike zu bewältigen sein.

Immerhin bringen die Tschechen das Kunststück fertig, bis auf die ersten zwei Kilometer ab Aussig, sich abseits der vielbefahrenen Straße zu halten, selbst im Tetschener Stadtzentrum. In Tetschen (Děčín) wechselt man übrigens am besten auf die andere Elbseite, denn dort führt die Radtrasse 2 dann weiter in Richtung Grenze.

Auf der deutschen Seite bin ich diesmal den Radweg ab dem Bad Schandauer Bahnhof linkselbig nach Königstein weitergefahren. Eigentlich sollte dieses bisher nicht ausgebaute Zwischenstück im November 2015 fertiggestellt sein. Nun jedoch gibt es aus Naturschutzgründen Verzögerungen, möglicherweise bis 2017. Deshalb muß zwischen den bereits ausgebauten Teilstücken hinter Bad Schandau und vor Königstein ein ca. 800 m langes Teilstück auf schwierigem Gelände bewältigt werden. Der ca. 80 cm breite Weg mit zahllosen, bei Nässe schlammigen Schlaglöchern sowie herausragenden Feldsteinen und seitlich abschüssigen Passagen ist derzeit wirklich nur mit geländegängigen Rädern im Schrittempo zu befahren. Danach hat man es jedoch überstanden, und bis auf ein paar kurze Anstiege hinter Rathen geht es ohne weitere Hindernisse bis nach Pirna.

Summa summarum waren das an den vergangenen beiden Tagen ca. 90 km Elberadweg. Die Strecke kann man sich aber auch anders aufteilen. Welche Alternativen es gibt inkl. barrierefreie Übernachtungsmöglichkeiten und sonstiger Infrastruktur, werde ich bei Gelegenheit als nächstes erkunden.

Track der Handbiketour vom 26.09.2015
Track der Handbiketour vom 27.09.2015

26. September 2015

Sein oder Nichtsein

Am Freitag hatte die Schwester meiner Kumpeline Geburtstag. Beate ist begeisterte Theatergängerin, und so lud sie zu diesem Anlaß uns sowie den Partner und die Tochter ihrer Schwester ein, mit ihr gemeinsam Shakespeares Hamlet im Großen Haus des Staatsschauspiels Dresden zu erleben.

Genauso wie das Kleine Haus, ist die Hauptspielstätte gegenüber des Dresdener Zwingers - genannt Großes Haus - absolut unproblematisch für Gäste im Rollstuhl zu erreichen. Eine kleine Rampe inkl. Türöffner für den am weitesten rechts liegenden Zugang bei den Haupteingängen, im Haus dann dort auch ein Aufzug sowie eine Rollitoilette rechts der Garderobe decken alle Notwendigkeiten ab.

Applaus für die Künstler!
Ich war gestern zum ersten Mal als Zuschauer im Großen Haus und sah ganz große Kunst. Nicht langweilig oder angestaubt, nein, dieser Hamlet agierte trotz der alten Texte ganz im Stil der Gegenwart. Der erste Akt war dabei sehr musikalisch - die Titel haben echtes Hitpotential. Auch der düstere zweite Akt, der sich kontrastreich vom eingängigen ersten Teil abhob, wirkte auf mich sehr stark. Wie die Kulissen sich teils mitten im Spiel änderten und damit die Wirkung der Szenen noch verstärkten, das war schon eindrucksvoll!

So also kann man klassische Stücke ganz neu interpretieren! Der Blick auf das Publikum bewies, wie diese Inszenierung ankommt. So viele jungen Leute habe ich lange nicht mehr bei solcherart Darbietungen gesehen. Bisher dachte ich immer, das Theater ist die Domäne des reiferen Bildungsbürgertums. Doch selbst mir war hinterher vollkommen klar, warum sich Beate dieses Stück nunmehr bereits zum dritten oder vierten Mal angeschaut hat.

Ein wirklich gelungener Abend!

23. September 2015

Teamwork

Wie bereits angekündigt, bin ich am Montag nach meinem Vormittagstermin noch zu einer kleinen Runde aufgebrochen. Eigentlich sollte es ziemlich flach werden, weswegen ich durch die Gegend nördlich meiner Heimatstadt streifte. Gut, im Verhältnis zu den vorangegangenen Touren war sie es dann auch. Und durch Kleindittmannsdorf und Lichtenberg bin ich ebenfalls schon lange nicht mehr gefahren. Sonst jedoch war der Ausflug eher entspannend, als landschaftlich interessant. Doch das muß auch mal sein.

Heute ging es wieder gemeinsam auf den alljährlichen Wandertag meiner Abteilung der Vermessungsverwaltung. Ich hatte diesmal die Tour zur Kuhstallhöhle auf dem Neuen Wildenstein vorgeschlagen. Das Echo war zwar ziemlich verhalten, dafür kam schließlich jedoch eine erlesene Truppe zusammen.

Gemeinsam in der Kuhstallhöhle
Eine meiner Kolleginnen ist ebenfalls bei größeren Strecken auf den Rollstuhl angewiesen. Und so war es für mich eine besondere Freude, daß ich nicht nur alle Wanderfreudigen davon überzeugen konnte, den einzigen barrierefrei einigermaßen gut zu bewältigenden Weg für den Aufstieg zu nutzen, sondern, daß die Männer auch ordentlich anpackten , um unsere Rollifahrerin im steilen Gelände durch Schieben zu unterstützen.

Ich selbst kam bereits zum Startpunkt mit dem Handbike, obwohl leichter Dauerregen niederging. Aber ich wollte die Wanderung mit dem Rad absolvieren, denn damit würde ich keine Unterstützung auf der Kuhstallstraße benötigen. Und daß ich und mein Gefährt via Auto oder öffentliche Verkehrsmittel zum Lichtenhainer Wasserfall kämen, war für mich überhaupt nicht denkbar. Glücklicherweise blieben die Temperaturen recht erträglich, deshalb fror ich trotz durchgeweichter Kleidung nicht allzusehr. Außerdem hatte ich mir Wechselsachen für den Oberkörper mitgenommen. Als am frühen Nachmittag der Regen aufhörte, konnte ich mir daher trockene Kleidung anziehen.

Rechts hinter mir der Felsdurchbruch der Kuhstallhöhle
Darum plante ich nach der Verabschiedung von der Truppe noch ein paar Zusatzkilometer und -höhenmeter ein, indem ich über Neustadt und Stolpen zurückfuhr. Leider nervten mich auf dem langen Anstieg von Sebnitz nach Rugiswalde etliche motorisierte Zeitgenossen. So viele Leute, wie heute auf diesem Abschnitt, haben mich noch nie (böse) angehupt. Dabei ist die allerdings stark befahrene Straße ausreichend breit und auch nicht für Radfahrer verboten. Trotzdem mußten wohl etliche Mitbürger hinterm Lenkrad solcherart Frust ablassen: darunter neben egoistischen Pkw-Fahrern auch einige LKW, ein Bus des ÖPNV und sogar ein Behindertenfahrdienst.

Vielleicht lag's ja am Wetter.

Track der Handbiketour vom 21.09.2015
Track der Handbiketour vom 23.09.2015

20. September 2015

Atempause

Bereits auf meiner Sonnabend-Tour machte sich mein rechter Oberarm mit einer Art Muskelkater bemerkbar. Möglicherweise deutet dies auf Überlastungserscheinungen hin. Ich bin mir zwar keiner Schuld bewußt - schließlich war mein Tourenpensum in den vergangenen Wochen nicht anders, als sonst auch - trete heute aber lieber etwas kürzer und bleibe zuhause. Ein Tag Faulenzen schadet mir gewiß nicht, und morgen kann ich ja nach dem vereinbarten Geprächstermin zum Thema "Elbradweg barrierefrei" und vor meinem Tschechisch-Kurs immer noch eine kleine Runde drehen.

Über dem Elbtal breitet sich die Schmilkaer Felsenwelt aus,
im Bild rechts wie eine Kulisse der Rauschenstein
Gestern bin ich jedenfalls querbeet durch's Elbsandsteingebirge gefahren. Eigentlich wollte ich ja eine Strecke zwischen Hinterhermsdorf und Thomasdorf (Tomášov) auf ihre Handbiketauglichkeit testen. Für eine Veranstaltung im April 2016 habe ich nämlich eine Offroad-Tour für Handbiker zusammengestellt und der Organisatorin vorgeschlagen. (Mehr dazu, wenn die Ausschreibung veröffentlicht wurde.) Doch dahin wollte ich nicht auf dem kürzesten bzw. leichtesten Weg. So kam Stück für Stück in der südlichen Sächsischen Schweiz dazu, bis ich mich schließlich in Bad Schandau gegen das ursprüngliche Ziel entschied. Dann wird's eben ein andermal, es bleibt ja noch genug Zeit.

Immerhin war es gestern sehr klar, so daß besonders vor dem Mittag eine gute Fernsicht herrschte. So mußte ich unbedingt den Umweg über Schöna nehmen, weil man von der Straße südlich der Ortes einen herrlichen Blick auf die Felsenwelt zwischen Bad Schandau und Schmilka jenseits des Elbtals hat. Noch schöner ist's nur während der Laubfärbung.

Bis dahin dauert es auch nicht mehr lange.

Track der Handbiketour vom 19.09.2015