31. Juli 2015

Ortswechsel

Nach meinen überaus erfolgreichen Aktivitäten in den Dolomiten bin ich nun nach Deutschland zurückgekehrt. Im Berchtesgadener Land stehen einige gemeinsame Touren mit meinen bayerischen Freunden sowie meinem Schweizer Kameraden an.

Gestern jedoch habe ich noch einmal allein meine Bahnen gezogen. Vom Campingplatz Allweglehen bei Berchtesgaden startete ich zu einer entspannte Rundtour zwischen Salzburg und Bad Reichenhall. Die Höhenmeter spielten diesmal keine große Rolle, dafür kam ich entsprechend schnell voran. Es war für mich schon einigermaßen erstaunlich, daß gerade rund um Salzburg viele Kilometer flache Strecken existieren.

Leider gibt es einen Wehrmutstropfen im Gebiet: Entweder man fährt die zwar schön angelegten, doch manchmal recht schotterigen Radwege, die kurvig und im steten Auf und Ab oft fern der Straßen durch die Täler führen. Oder man nutzt zwecks schnellerem und kraftsparenderem Vorwärtskommen die (Bundes-)Straßen, auf denen entsprechend viel Verkehr unterwegs ist. Immerhin haben mich im letzteren Fall nie irgendwelche Autofahrer böse angehupt. Hier scheint ein wirklich rücksichtsvoller und toleranter Menschenschlag zuhause zu sein.

Heute kam ich beinahe wie die Jungfrau zum Kinde zu meinem ersten Paß in den Berchtesgadener Alpen. Ich hatte auf der Karte bemerkt, daß es von Hintersee bei Ramsau eine für den öffentlichen Verkehr gesperrte Straße in Richtung Österreich gibt. Tatsächlich ist das sogenannte Klausbachtal eine wunderschöne Ecke zum Radeln (s. Track vom 31.07., km 19,0 - 25,0). Von der Nationalparkinformationsstelle am Beginn der für Autos und Motorräder gesperrten Strecke gewinnt man zunächst recht angenehm an Höhe. Irgendwann wird es zwischendurch mal ein bißchen steiler, aber der Kracher kommt erst noch. Die Straße wird nämlich für ca. 500 m zu einer  Raketenabschußrampe. Ich denke, 20% Steigung ist wohl noch untertrieben. Mit dem, was ich bisher gefahren bin, ist wohl nur der Steilanstieg zur Schwarzenberghütte im Hintersteiner Tal bei Hindelang vergleichbar. Auch hier kämpft man lang und ausdauernd um jeden Höhenmeter, und die Quälerei zieht sich elend hin.

Die Nationalparkinformationsstelle am Beginn des Klausbachtals
Als ich dort jedenfalls hinter mir wieder das inzwischen wohlbekannte Surren vernahm und zwei junge Burschen auf ihren Elektrorädern an mir grußlos vorbeizogen, habe ich sie gefragt, ob es ihnen nicht peinlich sei, solcherart vorwärtszukommen. Diese Weicheier! Vergnügen ja, aber bitte ohne Anstrengung! - Ein Symptom der Spaßgesellschaft.

Ich hingegen habe den Paß Hirschbichel aus eigener Kraft erreicht. Das dauerte zwar länger, aber ich bin ebenfalls oben angekommen! Auf der anderen Seite geht’s übrigens bald genauso steil bergab. Dort findet man auch ein Verkehrsschild mit 30%. Das will ich zwar nicht so recht glauben, aber Kunst lebt ja bekannterweise von Übertreibung.

In Bad Reichenhall traf ich mich schließlich mit meinen bayerischen Freunden für eine erste Einfahrtour. Dabei habe ich sie noch unnötig warten lassen, bloß weil ich Dussel die ausgemachte Zeit um eine Stunde später im Kopf abgespeichert hatte. Sie haben’s locker gesehen. Nach einem Eis ging es dann zum Wolfschwang, einem schönen Aussichtspunkt mit Berghütte oberhalb von Bad Reichenhall. Albert griff als Einheimischer gleich in die Ah-und-Oh-Kiste und führte uns auf Wegen zum Ziel, auf die ich mit meiner Karte in der Auflösung eines Globus nie gekommen wäre.

Für mich war es wieder eine Freude, gemeinsam mit Albert, Toni und ihren Frauen auf Tour zu sein. Diesem Auftakt werden nun noch ein paar tolle Ausflüge folgen. Wohin sie uns führen, dazu später mehr.

Erst handeln, dann reden.

Track der Handbiketour vom 30.07.2015
Track der Handbiketour vom 31.07.2015

28. Juli 2015

Ciao Giau!

Das war sie also: meine bisher anspruchvollste Tour in diesem Urlaub. Aber den letzten diesjährigen Wunschpaß in den Dolomiten wollte ich nun mal nicht mit einer schnöden Einmalstrecke erobern. Überhaupt sind bis auf die erste Tour zum Manghen immer Rundtouren möglich gewesen. Dank meiner inzwischen gut ausgebauten Grundausdauer ist heutzutage für mich vieles möglich, was noch vor Jahren undenkbar schien. 10.000 Höhenmeter bei nur 5 Touren - verteilt auf 8 Tage - sind für die meisten Handbiker durchaus nicht alltäglich.

Dabei flößte mir die Beschreibung der Auffahrt von Caprile / Selva di Cadore zum Passo di Giau bei  Quaeldich.de ziemlichen Respekt ein. Aber erstaunlicherweise ließ sie sich prima bewältigen, und die kurvenreiche Strecke bot dazu noch genügend Abwechslung. Herrlich, wie ich mich allein auf weiter Flur Meter um Meter in die Wolken schob. Kein Wunder, es war noch nicht mal 8.

Überhaupt habe ich drei der fünf Ausfahrten so weit nach vorn verlegt, daß ich oft  1 - 1,5 Stunden im Dunkeln fuhr. Diesem unsäglich nervenden Kraftverkehr, besonders den der Motorradfahrer, auf den stark frequentierten Paßstraßen bin ich dadurch weitgehend entkommen.

Der Monte Gusela am Passo di Giau
Morgens kurz vor 9.00 Uhr auf der Paßhöhe des Giau. Pünktlich lichteten sich die Wolken und gaben märchenhafte Blicke auf eine beinahe unwirkliche Kulisse frei. Die bizarre Gestalt des Monte Gusela, der sich direkt über dem Paß erhebt, hat mich dabei besonders beeindruckt. Als (früherer) Bergsteiger sieht man diese Monumente aus Stein noch mit ganz anderen Augen.

Beim Passo di Falzarego mußte ich mich leider wieder mit den motorisierten Zeitgenossen abfinden. Die Strecke gehört zur Großen Dolomitenstraße ist daher einer der Hauptverbindungen für die Ausflügler im Auto und auf dem Motorrad. Das ist schon eine Herausforderung für echte Männer, die Alpenpässe mit Motorkraft zu bezwingen! Solche armseligen Wichte, wie die Radsportler, haben bloß nicht genug Geld, um sich einen richtigen fahrbaren Untersatz zu leisten.

Als ich dann die Abfahrt größtenteils hinter mir hatte, fühlte ich mich noch so frisch, um einen Umweg über den Colle Santa Lucia zu machen. Immerhin ist dieser kleine Zwischenanstieg auf dem Weg nach Selva di Cadore eine eigenständige Erwähnung in meinem Lieblings-Radsportportal im Internet wert. Die schönen Ausblicke von der Straße lohnten die zusätzlichen knapp 200 Höhenmeter. Zudem habe ich so eine kurze Variante der Strecke bekommen, die ich vielleicht später in mein Buch zu Alpenrundtouren mit dem Handbike aufnehmen werde.

Die Rückfahrt nach Malga Ciapela ließ ich dann recht gemütlich angehen. Am Ende standen 79 km und 2580 Höhenmeter zu Buche. Dieses Pensum ist auch für mich ausreichend.

Track der Handbiketour vom 28.07.2015

27. Juli 2015

Die Berge von oben

Ich bin immer noch ganz aus dem Häuschen. Soviel (positive) Aufregung habe ich an meinem eingeplanten Ruhetag nicht erwartet!

Dabei fing alles ganz harmlos an. Zunächst fuhr ich mit dem Rolli zur Serrai di Sottoguda. Das ist eine malerische, 2 km lange Schlucht, die von Sottoguda steil bergauf bis nach Malga Ciapela führt. Für Rollifahrer ist der Eintritt kostenlos, doch wenn man - so wie ich - von oben kommt, ist selbst das Bremsen an den Greifreifen recht anstrengend. Zumal man höllisch aufpassen muß, daß man trotz perfekt asphaltierter Strecke nicht mit dem Gefährt ins Rutschen kommt.

Wie ich da wieder hoch kommen sollte, das blendete ich erstmal aus. Allerdings rollte etliche Male eine Touristenbimmelbahn auf Rädern an mir vorbei. Am unteren Kassenhäuschen fragte ich dann, ob auch ich die Bahn benutzen könnte. Für 3,- EUR war ich dabei. Ich hievte mich mit Hilfe auf einen Platz, mein Rolli wurde zerlegt und separat verstaut. Die Kraft für den Rückweg konnte ich mir also bis morgen sparen.

Die obere Endstation der Bimmelbahn war ganz in der Nähe der Seilbahn auf die Marmolada. Mit ihr kann man völlig barrierefrei von Malga Ciapela auf die Punta Rocca des höchsten Bergmassivs der Dolomiten bis in 3265 m gelangen. Als ich das an der Kasse erfahren hatte und dann von dem beinahe skandalös günstigen Preis von 18,- EUR für Hin- und Rückfahrt (Normaltarif: 24,- EUR) hörte, gab es für mich kein Halten mehr.

Auf der Panoramterrasse
Denn auch das Wetter wurde immer schöner und die dichten Wolken vom Morgen verzogen sich mehr und mehr. Über zwei Zwischenstationen, bei denen man jedesmal umsteigen mußte, erreichte ich schließlich den höchsten Punkt. Das Umsteigen war absolut problemlos völlig allein zu bewältigen, und auf der Gipfelstation gelangte man mit einem für Leute mit Handicap reservierten Lift in alle Etagen sowie auf die große Panoramaterrasse. Bei mir streikte dieser Aufzug zwar kurz, so daß ich einige Minuten ungeplant eingesperrt war. Aber das war nun wirklich kein Drama.

Ich hatte schließlich auf der Aussichtsplattform alle Zeit der Welt. Für das Panorama, welches sich dort vor mir ausbreitete, fallen mir nur Superlative ein: phantastisch, überwältigend, umwerfend, sensationell, großartig, unvergeßlich, unglaublich, … Hier bekam der Spruch von Quaeldich.de “Berge statt Doping” für mich eine ganz neue Bedeutung. Wie im Theater wurde der Wolkenvorhang an immer anderen Stellen gelüftet und gab neue Aussichten frei. Eine Vorstellung der Extraklasse - und ich in der ersten Reihe!

Blick von der Punta Rocca zu Langkofel (links) und Sellamassiv
Wenn ihr mal in den Dolomiten Urlaub macht, fahrt nach Malga Ciapela! Schaut euch dieses Wunder selbst an! Falls euch das nicht vom Hocker reißt, dann ist euch vermutlich nicht mehr zu helfen.

Allein dieser Tag war die ganze Reise wert.

26. Juli 2015

Wiedersehen macht Freude

Das Wetter gestern war sehr verhalten. Nach dem langen nächtlichen Regen schien eine durchgreifende Wetterbesserung nicht in Sicht. Kein Problem für mich, denn am Sonnabend hatte ich sowieso den Transfer zum neuen Basislager auf dem Camping Malga Ciapela vor.

Die Autofahrt von Predazzo durch das Fassatal bis Canazei nervte trotzdem. So schön und eindruckvoll die Szenerie ist, doch wenn sich Stoßstange an Stoßstange reiht, bleibt der Genuß auf der Strecke. Der Verkehr zu den Hauptstoßzeiten auf der Dresdner Königsbrücker Straße nimmt sich dagegen wie Kindergarten aus.

Zu allem Überfluß gab es nachts ein dermaßen heftiges Gewitter, daß ich davon wach wurde. Trotzdem hatte ich mir den Wecker auf um vier gestellt. Den brauchte ich jedoch nicht, mich mußte niemand zum Aufstehen motivieren! Denn die steilen Kilometer von Malga Ciapela zum Passo di Fedaia breiteten mir schon bei der Autofahrt tags zuvor einiges Kopfzerbrechen. Eine echte Herausforderung lauerte da auf mich.

Morgen am Passo di Fedaia
Und dieser stellte ich mich beim Anbruch des Tages. Kein Auto, kein Motorrad, nur ein paar Pfiffe von aufgescheuchten Murmeltieren - mein regelmäßiges Keuchen konnte man gewiß auf einige Entfernung vernehmen. Und dann wurden die Dolomitenfelsen rot von der aufgehenden Sonne angestrahlt … Als ich morgens da oben ganz allein am Fedaia-See entlangfuhr - unter blauem Himmel und vis-à-vis der gewaltigen Felsmauer der Marmolada - da überfiel es mich wieder urplötzlich: dieses unbeschreibliche Glücksgefühl, daß einem die Tränen in die Augen treibt. Jede Minute zeitigeres Aufstehen, jeder erkämpfter Höhenmeter war es wert. Momente, die sich tief in die Seele brennen.

Ich weiß nicht, wie viele Bilder ich auf dem Weiterweg geschossen habe, nur daß ich dafür bis Canazei unheimlich viel Zeit brauchte und es schließlich aufgab, die Kamera zu verstauen. Deshalb gibt es heute im Beitrag das Problem, (nur) EIN schönes Bild zu veröffentlichen.

Ab Canazei ging es wieder bergauf. Bei 8°C endlich die Gelegenheit, durch die Bewegung dem Körper etwas Wärme zuzuführen. Im Vergleich zum ersten Anstieg des Tages waren die folgenden 12 Kilometer zum Pordoijoch Entspannungstherapie. So locker bin ich selten einen Paß hochgekommen. Vermutlich ist die Sellarunde mit Grödnerjoch, Passo Campolongo, Pordoi- und Sellajoch auch deswegen so beliebt, weil die Steigungswerte hier nie lange im zweistelligen Prozentbereich verweilen. Eben etwas für ambitionierte Genußradler mit einer gewissen Grundausdauer.

Auf dem Pordoi war ich damit bereits zum zweiten Mal. Ein Wiedersehen mit Freude.

Nun rollte es fast ausschließlich bergab, bis oberhalb von Caprile die Straße zum Fedaiapaß abzweigt. Doch auch die letzten 400 Hm des Tages boten keine Gemeinheiten mehr. Gut zu wissen, denn diese Strecke werde ich (hoffentlich) übermorgen bei meiner nächsten Pässefahrt wieder als Zufahrt und auf dem Heimweg benutzen.

Wettergott, bleibe mir gnädig gesonnen!

Track der Handbiketour vom 26.07.2015

24. Juli 2015

+3

Vom Camping Valle Verde aus ist alles abgegrast.

Noch gestern sah es bei dem für Freitag angekündigtem Wetter nicht so aus, als ob heute überhaupt etwas Gescheites zu veranstalten sei. Aber der Ruhetag mußte sein. Ich spazierte in das Ortszentrum von Predazzo, um mich dort umzusehen. Weil das Städtchen aber - bis auf zwei bemerkenswert kitschige Denkmäler - nichts hergab, trudelte ich kurz nach dem Mittag wieder auf dem Zeltplatz ein. Keine halbe Stunde zu früh, denn danach gab es erst mal wieder heftigen Regen vom feinsten.

Der sollte nach den neuesten Prognosen auch am nächsten Tag ab Nachmittag kommen. Also verlegte ich meine Aktivitäten im Handbike um ein paar Stunden nach vorn. Mit 18°C sind die Nächte hier ja auch sehr mild.  Als ich ab Tesero zum Gipfelsturm blies, war es immerhin schon hell.

Ich war froh, daß es noch angenehm frisch war, denn mir wurde bald sehr warm ums Herz. Vielleicht hat mich mein Unterbewußtsein gelenkt, denn eigentlich hätte ich zum als Ziel auserkorenen Lavazejoch auch ab Cavalese fahren können. In Stava ritt mich jedoch der Teufel und ich bog in Richtung Alpe di Pampeago ab. 4 Kilometer für 500 Höhenmeter. Es ist gut, wenn man nicht alles haarklein bei Quaeldich.de erkundet. So wußte ich auch nicht, daß ab den Hotelburgen immer noch knapp 250 Höhenmeter bis zum Reiterjoch auf mich warteten.

Kurz vor oben überholte mich eine Rennradlerin und sagte mir auf Nachfrage, daß die Strecke auf der anderen Seite nach Obereggen führt und gut asphaltiert ist. Das war mir hochwillkommen, denn so konnte ich daran anschließend das Lavazejoch von der gängigeren Nordseite aus erklimmen.

Von dort sammelte ich mit dem Jochgrimm gleich noch Paß Nr. 3 an diesem Tag. Und weil ich nicht den gleichen Weg zurück zum Lavazejoch fahren wollte, testete ich die im Radsportportal beschriebene Offroadabfahrt in Richtung Kaltenbrunn. Nun gut, Geschwindigkeitsrekorde konnte ich auf der gerölligen Piste nicht aufstellen - schon allein wegen der Gefahr einer Reifenpanne. Aber die Strecke hatte doch irgendetwas an sich. Wer sich mit dem Gedanken trägt, auf den Kronplatz zu fahren, kann sich ohne weiteres auch hier versuchen. Die Qualität des Untergrunds ist in etwa vergleichbar.

Am Beginn der Offroadstrecke vom Jochgrimm
Das Hinunterbremsen nach Kaltenbrunn wurde dann noch ziemlich mühsam und kraftraubend. Vermutlich sind die Bremsbeläge fast hinüber und die Bremse kann damit nicht mehr die volle Wirkung entfalten.Vor der nächsten Paßfahrt muß ich das unbedingt überprüfen. Ersatzbeläge habe ich jedenfalls mitgenommen, auch wenn ich den Wechsel selbst nur ungern wegen dieser Fummelei beim Einsetzen der Beläge und Ausrichten des Bremszylinders mache. Aber darum werde ich wohl nicht herumkommen.

Es warten noch einige Pässe mit ihren Abfahrten auf mich.

Track der Handbiketour vom 24.07.2015

23. Juli 2015

Geht doch!

Mein aktualisierter Plan für gestern war, nur auf den Passo Rolle zu fahren. So habe ich mir morgens etwas mehr Zeit gelassen. Erst gegen halb 7 ging es dann auf die Piste, vor allem deshalb, um mir so lange wie möglich die Sonne vom Leib zu halten. Immerhin gibt es im Aufstieg um Bellamonte sowie auf den letzten Kilometern vor der Paßhöhe offenes Wiesengelände.

Vor der beeindruckenden Bergkulisse mit der Cimon della Pala
Als ich bereits 9.30 Uhr dort oben ankam, war mir klar, daß ich auch noch den Passo di Valles befahren könnte. Gesagt - getan. Durch den Wald meist noch vor der Sonne geschützt, begann ich nach der ersten schnellen Abfahrt, den zweiten Paß in Angriff zu nehmen. Dieser Aufstieg läßt sich übrigens ähnlich angenehm wie die Straße zum Passo Rolle fahren, denn die Steigungsprozente haben noch viel Luft nach oben.

Begannen sich bereits am ersten Paß wieder, die Wolken über den Bergen aufzutürmen - nachmittags gab es bisher immer heftige Gewitter - so hatten diese am Passo di Valles die Herrschaft über das Himmelsblau errungen. Aber es war noch nicht einmal Mittag ... Zeit genug für einen weiteren Paß. Obendrein fühlte ich mich noch wirklich frisch, so daß ich den Versuch wagen wollte.

Die wenigen Minuten hinunter bis an den Abzweig zum Passo di San Pellegrino schufen dann die notwendigen Tatsachen. Jetzt mußte ich in jedem Fall mindestens 500 Höhenmeter klettern, um wieder zurück zum Basislager zu gelangen. Der Gegenanstieg schockte mich gleich erst einmal. Vor den letzten Metern der Abfahrt stand die Straße in Richtung San Pellegrino wie eine Wand. Die dazugehörige Ansage auf dem Verkehrsschild: 15% auf 3 km. Als mir später ein entgegenkommender Rennradfahrer 18% ankündigte, meinte ich, er würde sich auf dieses Steilstück beziehen. Irrtum! Es kam noch eine weitere ca. 500 m lange Rampe.

In der brütenden Hitze einer erbarmungslosen Sonne arbeitete ich mich Stück um Stück nach oben, immer den Höhenmesser im Blick. So wie sich dessen Zahlen der vorgegebenen Paßhöhe annäherten, so würde die Schinderei irgendwann ein Ende haben. Diese Meter waren eine Saftpresse, von der ich mich bis zum Scheitelpunkt nicht mehr erholte. Zwar wurde es bis dahin wieder etwas flacher, doch der Wille und die Kraft zum Durchfahren waren gebrochen. Ich freute mich nur noch auf die endlos lange Abfahrt zurück nach Predazzo.

Davor gab es aber eine Zwangspause, denn ich mußte auf dem Paß erst mal die Ausläufer des ersten Nachmittagsgewitters durchlassen. Geschützt von einer Loipenbrücke über die Straße, blieb ich trocken. Auch mein Weiterweg war das bald wieder, so daß ich bei der Abfahrt auf mögliche Nässe keine Rücksicht zu nehmen brauchte.

Kurz hinter Moena wechselte ich auf die bereits am Vortag erwähnte Radtrasse und ließ mich entspannt bis Predazzo rollen. Zwei Kilometer noch bis zum Campingplatz, dann schloß sich der Kreis.

Wieder eine 3-Pässe-Tour mehr.

Track der Handbiketour vom 21.07.2015

21. Juli 2015

Die Jagd hat begonnen

Gestern erst bin ich auf dem Campingplatz Valle Verde bei Predazzo angekommen, doch bereits heute habe ich den ersten Paß im Handbike erklommen.

Gut ausgeruht startete ich am frühen Morgen gegen 6. Der Grund für den zeitigen Start ist ganz simpel: Je weiter der Tag voranschreitet, umso unerträglicher werden die Temperaturen. Außerdem war ich deswegen beim Anstieg auf den Passo Manghen sehr lange vor der direkten Sonneneinstrahlung geschützt. Die letzten Kilometer zur Paßhöhe hatten es ganz schön in sich, so daß mir bei der Auftaktveranstaltung wirklich nichts geschenkt wurde.

Am Kreuz des Paso Manghen
Bei vielen ist die anschließende Abfahrt immer das schönste. Für mich diesmal zumindest im oberen Teil eher nicht. Auf dem schmalen Sträßchen habe ich mich zunächst nur heruntergebremst, eine teilweise ziemlich kraftraubende und nervenzehrende Geschichte. Bekomme ich mit zunehmenden Alter langsam Angst vor der Geschwindigkeit? Unten ließ ich es dann zwar mehr laufen, aber da war das Gefälle wesentlich angenehmer.

Eine nette Überraschung erwartete mich noch auf dem Rückweg. Unmittelbar vom Kreisverkehr am Beginn der Paßstraße zweigt ostwärts auch ein separater und durchgehend asphaltierter Radweg ab. Weil ich zurück sowieso eine andere Strecke fahren wollte, entschied ich mich für diesen. Das war gut so, denn völlig ungestört vom Kraftverkehr brachte er mich schließlich wieder nach Predazzo. Dort ist aber noch nicht Schluß, denn die Trasse führt über Moena weiter bis ins Fassatal. Radtouristen und Familien mit Kindern, die lieber meist bergab fahren wollen, können sich natürlich auch mit dem Bus ins obere Fassatal bringen lassen und danach ganz entspannt talabwärts bis Molina fahren. Bei einigen Teilstücken hatte ich den Eindruck, daß wieder mal eine alte Bahntrasse verwendet wurde. Während des ersten Weltkriegs wurde nämlich zur Sicherung des Frontnachschubs das ganze Gebiet durch Feldbahnverbindungen erschlossen.

Morgen werde ich wahrscheinlich den Passo Rolle angehen, und ihn damit von der ursprünglichen Runde über den Passo di Valles sowie den Passo di San Pellegrino abkoppeln. Dabei hoffe ich nicht zuletzt, meine Scheuerstelle am der Innenseite des linken Oberarms zu schonen. Die könnte mir trotz der Behandlung mit der guten alten Penatencreme noch einigen Kummer bereiten.

Track der Handbiketour vom 21.07.2015

18. Juli 2015

Auf dem Sprung

Übermorgen geht's in Richtung Süden. Für mindestens drei Wochen überlasse ich meine Wohnung der Obhut von Verwandten und Freunden, um mich in den Alpen an Pässen und Höhenstraßen auszutoben.

Detailliert geplant, werde ich meine Bahnen zunächst in Südtirol ziehen, bevor mich die Pässejagd schließlich zurück nach Österreich und ins Berchtesgadener Land führt. Auf letzteres Ziel freue ich mich besonders, denn dort wird es nicht nur ein Wiedersehen mit meinem Schweizer Sportfreund und seiner Familie geben, sondern wir werden auch gemeinsame Touren mit den Bayern unternehmen, die vor einigen Wochen in Sachsen zu Gast waren. Diesmal ist Albert unser ortskundiger Führer, und als Einheimischer weiß er ganz gewiß, wo es am schönsten ist.

Blick zurück und hinauf zu den Basteifelsen bei Rathen
Heute hieß es erstmal, Abschied von der Heimat zu nehmen. Auf meiner letzten Tour vor dem Urlaub ging es dabei sogar auf's Dampfschiff. Tochter und Frau meines früheren Kletterfreundes hatten mich zu einer  Bootspartie eingeladen. Denn Wenzel ist ein Dampferfan mit Leib und  Seele und wollte unbedingt noch mal mit Mutti und Oma auf sein Lieblingsschiff. Davor fuhren wir alle mit den Rädern auf dem Elberadweg nach Königstein - genau das richtige und nicht zu anspruchsvolle Programm bei dieser Hitze.

Meine morgendlichen Extrakilometer brachten mich zwar erst bis zum Blauen Wunder und später über die ehemalige Bahnstrecke der Hochlandbahn ins Schönfelder Hochland, doch blieb das Streckenprofil dabei sehr moderat. In ein paar Tagen wird's anders aussehen.

Im Handbike mit Ute, Hannah und Wenzel auf dem Dampfer "Leipzig"
Es war ein herrlicher Ausflug, den ich in vollen Zügen genossen habe. Besonders mit Ute bin ich sehr gern unterwegs. Ähnlich wie meine Kumpeline Susi gehört sie zu denjenigen Menschen, mit denen man Pferde stehlen kann. Es wäre schön, wenn wir nach meinem Urlaub noch mal etwas in diesem Jahr veranstalten könnten. Dann hoffentlich endlich auch mit ihrem Mann, den ich bisher noch nicht kenne. Dafür würde ich sogar ins Erzgebirge fahren.

Track der Handbike- / Dampfschifftour vom 18.07.2015

12. Juli 2015

Zeitgeist

Lange schon war ich nicht mehr in dem abseits der großen Ballungszentren auf der linken Elbseite gelegenem Hochland zwischen Tetschen (Děčín) und Aussig (Ústí n. L.). Eine Tour dorthin ist zwar immer mit reichlich Höhenmetern verbunden, vor allem, wenn man die kürzeste Verbindung über die Ausläufer des Osterzgebirges bzw. das Elbsandsteingebirge wählt. Aber mich drängelte ja niemand.

Deshalb habe ich auch gleich die Gelegenheit genutzt, die Direktverbindung von Kleppisch (einem Ortsteil der Gemeinde Bahratal) nach Raitza (Rájec) zu testen (s. Track vom 12.07., km 26,8 - 29,2).Weitestgehend nutzt man dabei einen gesplitteten Forstweg, und nur der letzte Kilometer ist inzwischen ziemlich zugewachsen. Der Weg ließ sich trotzdem noch gut befahren, auch wenn ich ziemlichen Respekt vor den auf die Piste ragenden Brombeerranken hatte. Solches Gestrüpp setzte nämlich mal vor Jahren einem Reifen meines Handbikes derart zu, daß ich ihn danach samt Schlauch wegschmeißen mußte.

Raitza selbst ist ein idyllischer, von der Welt vergessener Weiler. Ich denke, daß die Anwesen nur noch als Wochenend- und Urlaubsdomizile dienen - wie so häufig  in den ehemals von Deutschen besiedelten kleinen Ortschaften bei unseren Nachbarn. Das ist aber immer noch besser, als daß die Ansiedlungen wüst fallen.

Auch in dem oben erwähnten Hochland ist scheinbar die Zeit stehengeblieben. Man kann sich gar nicht so recht vorstellen, wie sich wenige Kilometer von den großen Städten im Elbtal eine derartige Abgeschiedenheit bemerkbar macht. Immerhin liegt hier aber das höchste Dorf (Ohren - Javory) mehr als 400 Höhenmeter über dem Elbtal.

Ein Denkmal, zwei Aussagen: links ab 1945, rechts ab 2015
Auf dem Rückweg wählte ich schließlich das Standardprogramm "Elbtal mit dem Buckel Waltersdorf". Kurz vor Pirna sprang mir das Ulanendenkmal ins Auge. Bereits am Freitag hatte ich bei der Vorbeifahrt bemerkt, daß daran etwas anders als bisher war. Heute dokumentierte ich die Veränderungen im Bild. Die alte Inschrift, die vermutlich erst nach 1945 dort eingemeißelt wurde, ist verschwunden. Nun liest man auf dem Gedenkstein einen Text, der diesen Unfall entsprechend der Auffassungen vor dem ersten Weltkrieg noch glorifiziert. Vielleicht ist es ja der originale Text - aber muß man Bilderstürmerei mit Bilderstürmerei vergelten? Warum kann nicht wenigstens ein Hinweisschild aufgestellt werden, der den vorherigen Text - vielleicht mit einigen dazugehörigen Erläuterungen ebenfalls erwähnt?!

Dieses Vorgehen hat in meinen Augen Methode. Gelebte Geschichtsklitterung anno 2015.

Track der Handbiketour vom 12.07.2015

11. Juli 2015

Alle(s) im Fluß

Bei solch guten Bedingungen durfte es in diesem Jahr nun endlich auch ein bißchen mehr sein: Nach 2011 und 2014 habe ich mich beim Elbeschwimmen der DLRG "Obere Elbe" bereits von Rathen aus zum Ziel am Freibad in Stadt Wehlen auf Wasserwanderung begeben.

Am Start im Kurort Rathen
Bei Sonnenschein und freibadfreundlicher Wärme versammelte sich unterhalb des Fähranlegers in Rathen eine hübsch große Schar Badelustiger. Nach dem Start gegen 11.00 Uhr wurde es auch für mich in Begleitung meiner Kumpeline Susi bei ca. 21°C Wassertemperatur ein recht entspanntes Dahingleiten im Fluß. Für die 3,5 km mußte man jedenfalls keinen Neoprenanzug tragen, um sich vor Unterkühlung zu schützen.

Hinein und hinaus ging es natürlich in altbewährter Manier, indem mich die Helfer und Susi die paar Meter einfach trugen. Ansonsten benötigte ich keine weitere Unterstützung. Die Leute von der DLRG kennen mich inzwischen, und wissen, daß sie nicht extra auf mich aufpassen müssen. Während wir nach Wehlen schwammen, wurde der Rolli und das Gepäck zum Ziel gebracht, und das Umziehen in der Rollifahrerumkleide des Freibades Wehlen verlief dann genauso problemlos. Das war wie immer eine wunderschöne und perfekt organisierte Veranstaltung. - Gerne wieder!

Wegen der heutigen Aktion bin ich gestern bereits zu einer kleinen Vorwochenendrunde gestartet. Punkt 12 fiel am Telearbeitsplatz der Hammer, 15 Minuten später saß ich im Handbike. Zum Schwimmen wäre das Wetter vom Freitag fast zu kühl gewesen, aber für die Radtour war es optimal. Zwar wehte eine stramme Brise aus West, ich jedoch wollte sowieso zunächst ostwärts. Abends würde dann der Wind schon "einschlafen".

In Stadt Wehlen habe ich einen neuen Anstieg aus dem Elbtal getestet, den meine Mutti angeblich immer benutzt, wenn sie mit ihrem Rad an der Elbe unterwegs ist (s. Track vom 10.7., km 9,2 -9,6). Ich habe mich dort auf der steilen Sandsteinplatten-Rampe hart an der Grenze der Reifentraktion jedenfalls ziemlich gemüht. Ob sie wirklich diesen Weg meint? (Aber mit 85 Jahren schaffen es manche Leute nicht mal mehr vom Sofa zur Wohnungstür. - Trotzdem Hut ab, wenn meine Mutti regelmäßig noch mehr als 20 km lange Strecken auf dem Rad fährt! - Liegt wohl in der Familie ...)

Die darauffolgenden Anstiege ließen sich dagegen recht locker bewältigen, auch wenn ich es gestern manchmal sehr gemächlich anging. Ich muß ja nicht immer die Sau herauslassen. Nur abends auf dem Elberadweg, bei noch frischen Gegenwind, forcierte ich das Tempo. Da meinte ein Radfahrerpärchen aus dem Freizeitsportbereich, mir die Butter vom Brot nehmen zu können. Nach einer Weile fragte mich die Frau, die vermutlich schon auf dem Zahnfleisch kroch, leicht entnervt, ob ich denn einen Motor am Fahrzeug hätte. Bevor ich sie endgültig hinter mich ließ, gab ich ihr noch die in solchen Situationen fällige Erklärung.

Ob sie's begriffen hat?

Track der Handbiketour vom 10.07.2015
Track der Schwimmstrecke vom DLRG-Elbeschwimmen am 11.07.2015 (nachgezeichnet)

6. Juli 2015

Pausengymnastik

Der gestrige Tag war einfach unerträglich. Wer bei solcher Hitze und direkter Sonneneinstrahlung tagsüber Fahrrad fährt, hat einen Riß in der Schüssel. Das werden gestern wohl 'ne ganze Menge Leute gewesen sein, denn die Sächsische Zeitung veranstaltete ihre alljährliche, inzwischen an Beliebigkeit grenzende und zu einer Abzockerei verkommene Radtouristikveranstaltung, genannt Fahrradfest. - Ich habe mir jedoch lieber auf den Pirnaer Elbwiesen die Zeit mit Lesen vertrieben. Das war auch so schon schweißtreibend genug.

Heute, am Montag, legte die Hitze eine Verschnaufpause ein. Nach einigen Regengüssen kühlte es sich sogar bis auf angenehme 20°C ab. Dazu eine dichte Wolkendecke, die keinen Sonnenstrahl durchließ. Eine Wohltat! Endlich konnte ich auch wieder offenes, also baumloses Gelände in meine Tourenplanung einbeziehen.

Am Elberadweg in Oberrathen findet man diesen originellen
Blumenkübel, hier vor den Felsen des Basteimassivs
So habe ich eine entspannte Runde bis in die Sächsische Schweiz gedreht. Dabei schob der frische Westwind bis zum Umkehrpunkt nicht nur, sondern führte auch die bei den Anstiegen erzeugte Körperwärme sehr effizient ab. So wohl habe ich mich lange nicht mehr beim Handbiken gefühlt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sich die Schweißausbrüche im normalen Rahmen bewegten. Selbst, als nachmittags die Sonne herauskam und es sich bis auf 26°C erwärmte, wurde es nicht stressig. Das Wüstenklima der vergangenen Tage hat wahrscheinlich auch bei mir die Toleranzgrenzen nach oben verschoben.

Teilweise, und vor allem bei den bewaldeten Streckenabschnitte, war der Untergrund noch lange bis in den Tag hinein naß. Diese Bedingungen wurden gleich zu einem unfreiwilligen Test für meine neue Bereifung. Seit Anfang Juli fahre ich auch am Antriebsrad den Vittoria Rubino Pro (23-571). Der überraschte mich heute in zweifacher Hinsicht: beim Bergauffahren auf nassen Straßen tendierte er bei größeren Steigungen zum Durchdrehen, und bei der Abfahrt bin ich während des Bremsens auf feuchter Fahrbahn urplötzlich ins unkontrollierte Rutschen gekommen. - So hatte ich mir das nicht vorgestellt! Die Gummimischung dieses Reifens scheint erheblich weniger Bodenhaftung zu bieten, als meine vorher benutzten Continental-Reifen. Mal sehen, was er bezüglich Langlebigkeit so drauf hat, sonst verabschiede ich mich ganz schnell von diesem Experiment. Ich suche schon mal nach weiteren Alternativen. Oder sollte ich Schwalbe noch einmal eine Chance geben?

Track der Handbiketour vom 06.07.2015

5. Juli 2015

Im Schutz der Dunkelheit

Eine Hitzewelle überrollt derzeit das Land. Tagsüber irgendwelchen körperlich anstrengenden Betätigungen nachzugehen, verbietet sich daher beinahe von selbst. Die Alternative: Man muß einfach nur seine Aktivitäten  in die Zeiten verlegen, wo der Stern noch nicht unbarmherzig vom Himmel brennt. Und das ist nachts bzw. am frühen Morgen.

So habe ich mich gestern wieder zur vierten Stunde in der Frühe mit dem Handbike auf den Weg gemacht. Das paßte mir auch von der Planung her sehr gut, denn für den Nachmittag hatte ich einen Bildvortrag über die Sächsische Schweiz im Rollstuhl zum Sommerfest des Querschnittgelähmtenzentrums der Klinik Bavaria in Tscheckwitz bei Kreischa zugesagt.

Dunkel war es nach meinem Aufbruch nicht mehr sehr lange, zudem strahlte der Vollmond hell vom Himmel. Immerhin konnte ich gleich auf der Bundesstraße bis nach Lockwitz fahren, denn die Autos, die zu dieser Zeit die Straßen unsicher machten, konnte man an einer Hand abzählen.

In weiser Voraussicht hatte ich mir tiefe, südwärts ausgerichtete Täler ausgesucht. Im Tal der Lockwitz und später im Müglitztal blieb ich deshalb bis vor dem steilen Schlußanstieg von Geising nach Zinnwald vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt. Der verlief auf einem wunderschönen und kraftverkehrsfreien Radweg weitestgehend im Wald (s. Track vom 04.07., km 51,8 - 54,9), so daß die Sonne erst oben auf dem Kamm des Osterzgebirges zu meiner ständigen Begleiterin wurde.

Blick vom Mückenberg südwärts über Teplitz (Teplice)
zu den Ausläufern des Böhmischen Mittelgebirges
Dort - so hoffte ich - würden aufgrund der Höhe die Temperaturen im erträglichen Bereich liegen. Das war auch so, allerdings lag es wohl eher an der frühen Stunde. Bereits 9.00 Uhr war ich auf dem Mückenberg (Komáří hůrka) mit dem Mückentürmchen (Komáří vížka). Zwar war der Blick hinunter ins Böhmische Becken dunstverhangen, doch wollte ich mit einem Foto wenigstens ansatzweise zeigen, welch phantastische Aussicht man bei guten Sichtverhältnissen von dort oben hat. Zuhause habe ich dann das Bild mit Photoshop noch umfangreich nachbearbeitet, um bisher Verborgenes, wie die Berge des Böhmischen Mittelgebirges über dem Dunst im Hintergrund, sichtbar zu machen. Was ist doch das menschliche Auge und die Bildauswertung in unserem "Zentralcomputer" Gehirn für ein Wunderwerk! Unsere intelligenten Bildfilter heben alles Wesentliche von ganz allein hervor ...

Nach den Kilometern auf der Osterzgebirgs-Panoramastraße tauchte ich schließlich wieder in die Niederungen des Elbtals ab. Natürlich auch hier größtenteils geschützt vor Sonneneinstrahlung, z.B. im Bahretal. Auf der knapp 30 km langen und genußvollen Abfahrt konnte deshalb die Zugluft ihre kühlende Wirkung so richtig entfalten.

Kurz nach elf kam ich zuhause an. Da waren es bereits 33°C.

Track der Handbiketour vom 04.07.2015