30. August 2015

Einfach perfekt!

Fulminant verabschiedet sich dieser Traumsommer. Heute meinte es die Sonne fast schon wieder zu gut mit mir. Aber ok, es war ja nur eine Ausrolltour geplant ...

Gestern dagegen hielt sie sich wunderbar an meine Vorstellungen. Morgens, als ich durch größtenteils offenes Gelände erstmal ein wenig klettern mußte, war von ihr noch nichts zu sehen. 18°C bei Hochnebel und nahezu kein Wind, das ist mein Optimum, bei dem ich richtig gut vorankomme.

Als ich dann auf den Gipfel des Czornebohs fuhr, hatte sie sich mittlerweile zwar durch die Wolken gekämpft, dafür schützte mich dichter Wald. Der Aufstieg war für mich eine echte Entdeckung. Ein gut befahrbarer Waldweg mit bestem Asphalt (s. Track vom 29.08., km 57,0 - 59,6). Auch der Hauptzugang zum Gipfel wird derzeit mit einer erstklassigen neuen Schwarzdecke versehen. Wobei sich für mich allerdings die Frage stellt, ob das bei einer Stichstraße auf einen normalen Berg nicht etwas überdimensioniert ist ...

An diesem Tag kam ich noch zu einem Extrazackel, weil ich in Friedersdorf - von wo ich nach Georgswalde (Jiříkov) und weiter nach Schluckenau (Šluknov) wollte - statt nach links, rechts abgebogen bin. Aber so habe ich gleich wieder ein Stückchen des landschaftlich reizvollen Spreeradwegs kennengelernt, welcher sich ebenfalls wunderbar fahren ließ.

Der Rückweg erfolgte dann über das dünnste Brett, wobei ich wegen der immer noch angenehmen Temperaturen bis max. 26°C ordentlich auf die Tube drücken konnte. Schlußendlich kam dann nach knapp über 150 km und ca. 1800 Hm ein 16er Schnitt zusammen. Das ist mit meiner Ausrüstung doch ganz ordentlich.

Apropos Ausrüstung. Irgendwie scheint mein rechtes Hinterrad wirklich nicht richtig in der Spur zu laufen. Schon wieder mußte ich den entsprechenden Reifen wechseln, nachdem ich bereits den ganzen Tag auf der Karkasse gefahren war. (Daß der Reifen fertig ist, wußte ich bereits am Morgen, wollte allerdings die Tour noch damit bestreiten. Am Ende wurde es ein bißchen nervenkitzelig, weil es den Reifen aufgrund des Luftdrucks an  zwei Stellen allmählich auseinandertrieb.) Jetzt habe ich erstmal einen alten Conti Grand Prix 4000 aufgezogen, den ich übers Internet aufgetrieben habe. Mal sehen, wie lange der hält. Danach gibt es endlich belastbare Aussagen.

Der Herbst läßt grüßen - Morgen bei Thürmsdorf, rechts der Lilenstein
Heute bin ich noch eine Stunde zeitiger in die Spur, es sollte ja richtig heiß werden. Ich liebe diese frühen Stunden, besonders an solchen Tagen. Bis es spürbar warm wurde, ging es höhenmetertechnisch ordentlich zur Sache, obwohl ursprünglich gar nicht geplant. Aber es lief so gut. Da ein kleiner Umweg und dort noch den Anstieg, und wenn ich schon mal da bin ...

Im Anschluß an die lange Abfahrt zurück nach Pirna habe ich dann noch eine kleine Zusatzrunde angehängt, um meine Kilometerbilanz aufzurunden. Das war aber bis auf den kurzen Anstieg über den Feistenberg bei Pirna nur ein sehr entspanntes Fahren. Genau das richtige für solche heißen Stunden. Kurz nach zwei rollte ich zuhause ein.

Track der Handbiketour vom 29.08.2015
Track der Handbiketour vom 30.08.2015

24. August 2015

Alle Achtung!

Langsam wird es Herbst. Am Morgen ist es mit 10°C schon ziemlich kühl, auch wenn es am Wochenende dann tagsüber noch 26°C wurden. Doch für mich sind das Wohlfühltemperaturen. Ärmlinge, Nierengurt und normales Trikot reichen völlig aus, um nicht zu frösteln. Zumal die ersten Anstiege bei meinen Touren sowieso nicht allzu lange auf sich warten lassen.

Am Sonnabend war es früh der Waltersdorfer Berg von Rathen, der mit bis zu 18% das Blut in Wallung bringt und den Puls nach oben treibt. Etwas später ging es aus dem Sebnitztal hinauf in Richtung Hohe Straße, die auf sehr guter Schwarzdecke von Bad Schandau nach Lichtenhain führt. Dort müssen Autofahrer hinunter nach Sebnitz. Die originale Strecke zweigt jedoch hinter Lichtenhain jedoch von der Straße ab, steigt als Wanderweg hinauf zum Keilholz und zieht sich - immer auf dem Bergrücken entlang - bis zur deutsch-tschechischen Grenze oberhalb Hertigswalde.

Gerade der erste Kilometer hinter Lichtenhein ist teils schwierigstes Offroad-Gelände. Mittlerweile ist der Weg nämlich ziemlich zugewachsen und vom Regen etwas ausgespült. Das größte Hindernis ist jedoch eine buckelige Steinschwelle, an welcher bergauf wirklich die Spreu vom Weizen getrennt wird. Ich selbst brauchte dort diesmal drei Anläufe für das Erreichen der optimalen Startposition, um auf der meiner Meinung nach einzigen mit dem Handbike befahrbaren Linie die Barriere schließlich zu überwinden. Überhaupt ist die ganze Strecke von Lichtenhain bis Thomasdorf (Tomášov) (s. Track vom 22.08., km 28,1 - 34,4) leider nur mit geländegängigen und robusten Handbikes zu befahren. Das wäre sonst ein sehr empfehlenswerter, weil 100% verkehrsfreier und dabei landschaftlich herausragender Abschnitt.

Bereits auf dem Rückweg, bin ich dann ab Dittersbach (Jetřichovice) zur Grundmühle (Dolský Mlýn) gefahren, weil dort noch bis zum Sonntag die sogenannte "Woche der Handwerke" stattfand. Dabei präsentierten sich in wildromantischer Umgebung Handwerker mit ihren alten, nahezu vergessenen Gewerken. War das eine Völkerwanderung dorthin! Am Ort des Geschehens, der Wiese vor der Grundmühle befand sich jedoch alles bereits in Auflösung. Von solchen Höhepunkten, wie dem Holzkohlemeiler, konnte man nur noch Reste sehen - na ja, und das andere Drumherum... Auf deutscher Seite machen solche Veranstaltungen einen besser organisierten Eindruck. Vielleicht wäre es günstiger, wenn sich die Macher auf 2 - 3 Tage konzentrieren würden.

Tschechische Verkehrsteilnehmererziehung
Bei der Abfahrt von Rainwiese (Mezní Louka) ins Elbtal hatte ich an diesem Tag noch meinen inneren Vorbeimarsch. Die Straße nach Herrnskretschen (Hřensko) ist nämlich mit einen totalen Parkverbot für Kraftfahrzeuge belegt. Doch an solchen Wochenenden ist in der Gegend natürlich wegen des nahegelegenen Prebischtores (Pravčická brána) viel los. Da hatten doch etliche Besucher trotzdem ihr Auto am Straßenrand geparkt! Hier jedoch ist die Městská Policie (vergleichbar mit dem kommunalem Ordnungsamt in Deutschland) deutlich konsequenter als in Deutschland. Da gibt's dann 'ne Parkkralle, verbunden mit einer (hoffentlich) saftigen Strafe. - Wenn unsere Behörden doch mal solch einen Arsch in der Hose hätten! Das ganze Verkehrschaos im Kirnitzschtal wäre bald Geschichte! Aber nein, man kann ja die Gäste nicht vergraulen ... Bei unseren Nachbarn funktioniert es es doch auch - trotz dieser Maßnahme!

Am Sonntag dann noch eine zweite, schnellere Runde südlich von Dresden. Auf der Hinfahrt hat der Wind schon gut geschoben und mir damit bei vielen Anstiegen ein bißchen geholfen, Das ist auch mal schön, wenn ich die Elemente auf meiner Seite habe.

Eine Empfehlung von dieser Tour gibt es für Wiederholer auch: Die Strecke der ehemaligen Schmalspurbahn von Freital nach Nossen ist in großen Teilen inzwischen sehr gut als Fahrradstraße ausgebaut. Ich bin gestern den Abschnitt zwischen Helbigsdorf und Wilsdruff gefahren (s. Track vom 23.08., km 66,1 - 71,6). Ein echt entspannter Fahrgenuß!

Track der Handbiketour vom 22.08.2015
Track der Handbiketour vom 23.08.2015

16. August 2015

Kopfsache

Schluß mit Faulenzen! Ab nächster Woche wird wieder fleißig gewackelt. (Das ist in meiner Gegend eine Umschreibung von "arbeiten"). Drei Touren sind es in den vergangenen Tagen noch geworden, natürlich kleeblattartig in immer verschiedene Richtungen.

Zunächst schaffte ich mich im Osterzgebirge, also dort, wo es in unserer Region am höchsten hinauf geht. Ich weiß nicht, ob es an der schwülwarmen Witterung lag, jedenfalls war das diesmal an den Bergen mehr ein Schleichen als ein Fahren.  Vor allem der heftige Anstieg aus dem Pöbeltal, an Bärenfels vorbei, bis hinter Schellerhau lag mir überhaupt nicht. Selbst die anschließenden langen Abfahrten zurück ins Elbtal halfen nicht mehr, um mich einigermaßen zu regenerieren. An jedem kleinen Gegenanstieg brach ich erneut ein.

Neuer Tag, neues Glück. Sonnabends strich ich drastisch die Höhenmetervorgabe zusammen und entschied mich für eine moderatere Strecke. Und siehe da: es lief wieder rund! Es ist schon erstaunlich, wie kleine Ursachen oft große Wirkung entfalten.  In diesem Fall waren es mehrere kürzere Anstiege statt einer langen Bergauffahrt. Denn eigentlich fehlten am Ende zur goldenen 1%-Regel (1000 Hm auf 100 km) nur etwas mehr als 100 Höhenmeter (GPSies übertreibt mal wieder bei den Angaben).

Blick über die Weinbergkirche in Pillnitz
Bemerkenswerterweise fühlte ich mich heute morgen immer noch frisch. Die Tour vom Vortag hatte überhaupt keine Spuren hinterlassen. Deshalb gönnte ich mir auch die knallharte Kletterei von Pillnitz bis Borsberg (s. Track vom 16.08., km 10,6 . 12,6). Danach wurde es aber ein meist richtig gemütliches Dahinkullern. Allenfalls die feuchte Luft und der teilweise dichte Nebel im Schönfelder Hochland verhinderten, daß meine Kleidung - die wegen des Steilstücks gut durchfeuchtet war - wieder trocken wurde. Am frühen Nachmittag zwangen mich Gewittergüsse zu zwei längeren Zwangspausen unter Dächern, doch als sich abends die Regenwolken ausbreiteten, war ich bereits wieder zuhause.

Die vergangenen drei Touren haben es einmal mehr eindrucksvoll gezeigt: Wenn Du im Kopf blockierst, hilft Dir auch die körperliche Kondition nicht mehr über den Berg. In solchen Fällen muß man einfach mit den Ansprüchen zeitweise etwas heruntergehen. Die sich darauf gründenden Erlebnisse werden dann erneut motivieren.

Track der Handbiketour vom 13.08.2015
Track der Handbiketour vom 15.08.2015
Track der Handbiketour vom 16.08.2015

14. August 2015

Die Pässejagdsaison 2015 im Überblick

Bevor ich ab der kommenden Woche wieder meinem Broterwerb nachgehen darf, wollte ich unbedingt noch meinen Urlaubsbericht fertigstellen. Erinnerungen verblassen rasch, wenn es nicht wenigstens eine kleine Gedankenstütze gibt. Deshalb sind auch für mich später meine Tourenaufzeichnungen, die ich natürlich mit ein paar Bildern illustriert habe, so wichtig.

Alles in einem Dokument - da entfällt das aufwendige Durchblättern der Blogeinträge. Obwohl, so ausführlich wie bei dieser Art Reisetagebuch, halte ich in der Zusammenfassung meine Erlebnisse nicht fest. Sonst müßte ich vermutlich einen Roman schreiben, den niemand lesen würde. Die Schriftstellerei überlasse ich anderen.

Übrigens, einer meiner Kameraden aus Bayern hat einen sehr kurzweiligen Bericht von unseren gemeinsamen Aktionen verfaßt. Ein paar Bilder von mir ergänzen seine Zeilen. Die Veröffentlichung für Handbike.de ist auf jeden Fall lesenswert!

12. August 2015

Warmstart

War es an den letzten Tages meines Urlaubs schon ziemlich warm, so muß ich mich zurzeit auch zuhause mit der Hitze abfinden. Sportliche Aktivitäten sind bei den herrschenden Bedingungen nur bis Mittag einigermaßen vertretbar.

Doch noch habe ich eine ganze Woche frei. Die will ich natürlich auch mit Handbiketouren in die Umgebung verbringen. Deshalb bin ich am vergangenen Sonntag bereits mit dem ersten Tageslicht losgefahren. Weil sich die Sonne am Morgen noch lange hinter Dunst und Wolken versteckte, kam ich gut voran und konnte ein paar zusätzliche Anstiege in die Tour einbauen. Mittags stand dann nur noch der letzte Berg von Oberschlottwitz in Richtung Liebstadt an. Der ließ zwar endlich den Schweiß in Strömen fließen, aber danach ging es bis Pirna nur noch bergab.

Morgenstimmung vor Krietzschwitz
Ich hatte sogar noch genügend Reserven, um mir mit einem Möchtegern-Rennfahrer - der mich beim Überholen fast berührt hatte - ein kurzes Rennen zu liefern. So etwas kann ich nämlich überhaupt nicht leiden. Ich ließ ihn erst ein paar Meter an mir vorbeiziehen, begann dann die Aufholjagd und positionierte mich schließlich knapp hinter ihm an seiner Seite. Nach ca. 5 Minuten bei Tempo 35 bis 40 (auf leicht fallender Strecke) war alles vorbei und er verschwand samt Begleiter irgendwo hinter mir.

Quelle in Kaltenbach
Dazu hätte ich gestern nicht die Kraft gehabt. An diesem Tag bin ich zwar auch schon sehr zeitig gestartet. Allerdings wurde der Tag nicht nur wesentlich wärmer, auch hinsichtlich der Streckenlänge hielt ich mich nicht an meine Vorgaben und kam so in die Gluthitze am frühen Nachmittag. Da half es auch nichts, daß ich im letzten Drittel der Tour nicht mehr in der prallen Sonne fahren mußte und der Großteil der Auffahrten hinter mir lag.

Es ist wie mit einem heißgelaufenem Motor, dessen Leistung drastisch absinkt. Bei 35°C will der Körper einfach nicht mehr. 4,5 Liter Flüssigkeit habe ich auf Tour verbraucht - so viel, wie nur auf meiner letzten 2015er Alpentour. Bloß gut, daß ich am Ortseingang von Kaltenbach (Studený) eine nette kleine Quelle entdeckt habe. Solche Orte sind an diesen Tagen Gold wert ...

Track der Handbiketour vom 09.08.2015
Track der Handbiketour vom 11.08.2015

7. August 2015

Was bleibt ...

Bevor ich in den nächsten Tagen meinen ausführlichen Urlaubsbericht veröffentliche, kommt heute vorab eine erste Übersicht und die Statistik meiner Pässejagd-Aktivitäten des Jahres 2015.

In dieser Saison sind zwar nicht so viele Kilometer zusammengekommen, auch bezüglich der Höhenmeter waren es schon mal mehr. Dennoch habe ich noch nie so viele Pässe und Höhenstraßen während einer Urlaubsfahrt bezwungen. Auch konnte ich erstmals die meisten Pässe in Tagesrundfahrten einbinden. Bei immerhin 7 Touren war das mir mit meinen körperlichen Voraussetzungen möglich.

Auf insgesamt 10 verschiedenen Handbiketouren bewältigte ich dabei 760 Kilometer und 17.810 Höhenmeter. Die mit 124 km längste Strecke am letzten Tag meines Alpenaufenthalts hatte auch den größten kumulierten Gesamtanstieg, nämlich 2.690 Höhenmeter. Die kürzeste Strecke war 23 Kilometer lang und führte auf das Kitzbüheler Horn und zurück.

Hier folgt nun die Auflistung der gefahrenen Pässe und Höhen-/Panoramastraßen mit dem jeweiligen Link zum Track auf GPSies.com:
- 21.07.2015: Passo Manghen (2042 m)
- 22.07.2015: Passo Rolle (1970 m), Passo di Valles (2032 m), Passo di San Pellegrino (1918 m)
- 24.07.2015: Reiterjoch (1996 m), Lavazejoch (1808 m), Jochgrimm (1989 m)
- 26.07.2015: Passo di Fedaia (2057 m), Passo di Pordoi (2239 m)
- 28.07.2015: Passo di Giau (2233 m), Passo di Falzarego (2105 m), Colle Santa Lucia (1480 m)
- 30.07.2015: Wiestal, Salzburg, Königssee
- 31.07.2015: Hirschbichl (1183 m)
- 02.08.2015: Roßfeld-Höhenringstraße (1560 m)
- 03.08.2015: Kitzbüheler Horn (1970 m)
- 05.08.2015: Pass Thurn (1274 m), Tauernmoos-Stausee (2088 m)

Die unbedingt notwendigen Ruhetage zwischen den Touren nutze ich, um ohne große körperliche Anstrengung örtliche Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Dazu gehören unbedingt der Ausflug vom 27.07.2015, bei dem ich zunächst im Rollstuhl die romantische Schlucht Serrai di Sottoguda erkundete und danach mit der Seilbahn barrierefrei ab Malga Ciapela auf den Marmolada-Gipfel Punte Rocca bis auf 3.265 m fuhr. Auch die Fahrt auf dem Schiff über den Königssee mit kleinen Wanderungen zum Obersee und auf dem St. Bartholomä-Rundweg am 01.08.2015 war ein ganz besonderes Erlebnis für mich.

Dem Himmel ganz nah!
Auch wenn es wegen verschiedener kurzfristig eingetretener Umstände diesmal nicht wie gewünscht gelungen ist, die vorher geplanten Unternehmungen im Berchtesgadener Land gemeinsam mit meinem Schweizer Sportfreund zu erleben, so konnte ich doch mit Toni, Albert und ihren Frauen - meinen bayerischen Kameraden - immerhin einen Teil der Touren am 31.07. und am 03.08. gemeinsam bestreiten. Beim nächsten Mal klappt es bestimmt besser, vor allem, wenn wir unsere (unbedingt erforderlichen) Ruhetage besser synchronisieren. Für mich mit der weitesten Anreise in das Zielgebiet ist das jedenfalls die größte Herausforderung, will ich doch immer so viel wie möglich "in einem Ritt" durchziehen.

Nun stehe ich knapp vor einem großen Jubiläum. (Wer auf meiner Liste die Alpenpässe und Höhenstraßen - jeweils einmalig - zählt, weiß, um welches es sich dabei handelt.) Im nächsten Jahr will ich dann einen richtigen Grund zum Feiern haben! Bis dahin heißt es wieder: Möglichkeiten auskundschaften, Pläne schmieden und Begleiter gewinnen.

Der Berg ruft!

6. August 2015

Nur echt mit Staumauer!

Eine Tour sollte es noch sein, bis auf über 2000 m zum Tauernmoos-Stausee. Weil ich nicht erst mein Basislager wechseln wollte, würde dieser Abstecher etwas länger werden.

Ein weiterer Grund also für den letzten Ruhetag des Urlaubs. An diesem Tag begab ich mich im Rollstuhl die knapp 3 km vom Campingplatz nach Kitzbühel. - Naja, was soll ich sagen? Ein netter Ortskern, der jedoch in Ausdehnung und Charakter bei weitem nicht vergleichbar ist, wie z.B. mit Bruneck oder natürlich auch mit Bozen. Einmal mehr ist mir nicht klar, was diese Siedlung (nach Selbstaussage in der Tourist-Information) zu einem der “Top-10 Alpine Mountain Resorts” macht. Es gibt hier sogar die Möglichkeit, eine komplette Radmontur mit großem Kitzbühel-Logo käuflich zu erwerben. Ich habe Leute mit dieser Bekleidung gesehen - sie kamen sich darin wahrscheinlich, passend zur Örtlichkeit, richtig schick vor.

Am Mittwoch bin ich dann schon um 6.00 Uhr zu meiner Fahrt in die Hohen Tauern aufgebrochen. Bei der ersten Tourenplanung war mir gar nicht aufgefallen, daß ich auf dem Weg ins Tal der Salzach - von wo aus das Stubachtal zum Tagesziel abzweigt - noch einen weiteren Paß überwinden mußte. Die Straße über den Pass Thurn ist eine Hauptverkehrsverbindung und entsprechend stark befahren. Mit dem frühen Start wollte ich mir wenigstens auf dem Hinweg den Kraftverkehr vom Leibe halten.

Zwar lagen noch die Wolken auf der Paßhöhe, doch während der folgenden Fahrt durch das Stubachtal heizte die Sonne bereits ordentlich ein. Bis Enzingerboden lief es recht gut, auch wenn ich kurz davor zum ersten Mal Wasser nachtanken mußte. Danach wurde es steiler, und das kleinere Sträßchen bot auf den nächsten 7 km keine flacheren Abschnitte zum Verschnaufen. Die letzten 100 Höhenmeter waren die schlimmsten. Jedesmal ist es das gleiche: Sobald das Ziel in Sichtweite erscheint, lassen die Kräfte nach und ich halte immer öfter an, um zu verschnaufen. Da spielt mir vermutlich die Psyche einen Streich.

Der Tauernmoos-Stausee in den Hohen Tauern
Auf dem höchsten Punkt stellte ich dann fest, daß es zum Ziel wieder etliche Höhenmeter bergab ging. Doch wenn ich schon zum Stausee fahre, dann bitteschön auch bis genau dorthin. Überdies war die Staumauer offensichtlich zugänglich, wie ich von oben bemerkte. Auf dem letzten Kilometer mußte ich zwar mit einer unbefestigten Straße vorliebnehmen, dafür war die Befahrung der geschwungenen Staumauer sehr reizvoll. Zurück auf der Anhöhe und auf dem Asphalt zeigte der Fahrradcomputer immerhin schon 64 km und mehr als 2000 Hm an.

Während der Abfahrt - Gott sei Dank erst ab Enzingerboden - verabschiedeten sich endlich auch die Bremsbeläge meiner Scheibenbremse, so daß ich nun nur noch meine Feststell(felgen)bremse uneingeschränkt benutzen konnte. Mit Pausen zum Abkühlen der Felge ging es hinunter und weiter nach Mittersill. Dort lauerte die letzte Herausforderung auf mich, der Rückweg über den Pass Thurn. Gebraten von der Sonne, mühte ich mich den eigentlich sehr gängigen Anstieg hinauf. Meine Trinkvorräte waren fast komplett aufgebraucht und ich mußte mir den Rest genau einteilen. Am Gasthaus “Hohe Brücke” konnte ich endlich um Nachschub bitten. Ein Liter Wasser verdampfte sofort in der Kehle, den zweiten leerte ich auf den restlichen Kilometern bis zum Paß. So ausgetrocknet war ich schon lange nicht mehr!

Bei der entspannten Abfahrt nach Kitzbühel ließ ich schon mal die vergangenen Tage Revue passieren. Das war meine Alpenpässe-Jagdsaison 2015.

Track der Handbiketour vom 05.08.2015

4. August 2015

Jeder stirbt für sich allein

Mein Urlaubsmontag war diesmal richtig vollgepackt. Zunächst mußte ich zeitig am Morgen mein Lager in Berchtesgaden abbrechen, um mich noch rechtzeitig mit meinen bayrischen Kameraden treffen zu können. Nach einer einstündigen Autofahrt erklommen wir schließlich das Kitzbüheler Horn. Und nach der Tour hieß es für mich, den Campingplatz Schwarzsee zu suchen, meiner letzten Ausgangsbasis für die nächsten Tage. Das Einrichten sowie die Tournachbereitung einschließlich Körperpflege dauert jedesmal seine Zeit, vor allem, wenn man vom Tag ziemlich geschafft ist.

Das Kitzbüheler Horn ist ein hervorragender Aussichtsberg mit grandiosem Panorama. Allerdings war die Kletterei auf den Gipfel gestern eine Quälerei hart an der Grenze des für mich Zumutbaren. Mehrmals habe ich überlegt, den Aufstieg abzubrechen. Weil mir nämlich die Höhenringstraße vom Vortag noch in den Knochen steckte, mußte ich mich schon sehr weit unten auf die Kurze-Sprünge-Taktik verlegen. Um das Leiden komplett zu machen, brannte die Sonne erbarmungslos von einem wolkenlosen Himmel.

Bloß gut, daß Albert und Toni mit ihren Frauen schon eine knappe Stunde zuvor vom Parkplatz aufgebrochen waren. Während ich mir dort noch ein paar Kalorien einverleibte - ich hatte noch nicht gefrühstückt - bliesen sie bereits voller Ungeduld zum Gipfelsturm. Verständlich. Albert wußte genau, was ihn erwartete. Denn er ist der vermutliche Erstbezwinger mit dem Handbike.

Zu fünft auf dem Kitzbüheler Horn: Toni, Brigitte, Albert, Ingrid, Veit
Alle vier habe ich erst wieder nach 8 Kilometern am Alpenhaus getroffen, wo sie vor dem steilsten Stück bis zum Gipfel eine Pause einlegten. Danach gab es für uns Handbiker die finale Tortur mit Steigungsspitzen bis über 25% (lt. Übersichtstafel am Beginn der Panoramastraße), während sich die Frauen lieber gleich zu Fuß auf den Weg machten.

Schade, daß die eigentliche Aussichtsplattform an der Basis des Sendeturms nicht barrierefrei zugänglich ist. Die letzen Meter dorthin geht es nur über eine Treppe. So war für uns ca. 10 Meter unterhalb des höchsten Punktes Schluß. Doch auch auch ohne den 360°-Rundumblick hatten wir an diesem Tag eine wunderbare Aussicht bis zu den vergletscherten Gipfeln rund um den Großglockner.

Im Nachhinein bin ich froh darüber, daß ich mich bis oben durchgekämpft habe. So standen wir gemeinsam auf dem Kitzbüheler Horn.

Track der Handbiketour vom 03.08.2015

3. August 2015

Auf die harte Tour

Gestern sollte es eigentlich zu fünft mit meinen bayerischen Sportfreunden auf Tour gehen. Rudy hatte nämlich wegen unerwarteter Hindernisse bei der Urlaubsvorbereitung absagen müssen.

Leider spielte das Wetter überhaupt nicht mit. Mehr als 12 Stunden Dauerregen machten einen frühen Start absolut unmöglich. Dabei stellte uns das Warten auf besseres Wetter auf eine harte Probe. Als kurz vor 15.00 Uhr endlich der Regen aufhörte, war es für meine Begleiter zu spät, um noch nach Berchtesgaden zu kommen. Außerdem kannten sie ja bereits die Roßfeld-Höhenringstraße. Die Berge versteckten sich sowieso komplett in den Wolken, also würde es vermutlich auch keine Aussicht geben. Das konnte man sich schenken, um anderntags die Kräfte sinnvoller einzusetzen.

Blick vom höchsten Punkt der Straße auf Golling an der Salzach
Für mich war diese Panoramastraße jedoch eines der Hauptziele im Berchtesgadener Land. Immerhin ist sie die höchste öffentliche Straße in Deutschland. Weil ich nun ohne Begleiter unterwegs war, wählte ich gleich den Direktanstieg aus Berchtesgaden über Obersalzberg, der für seine Steilheit berüchtigt ist. - Er ist steil! Wenn irgendwann mal ein Handbiker diese 4 km in einem Zug ohne anzuhalten fährt, spendiere ich ihm ein Bier. Ich jedenfalls habe mich Stück für Stück dort hochgearbeitet und auf die Rücksicht der Autofahrer spekuliert. Sie enttäuschten mich nicht.

Auch später - oberhalb der Mautstelle auf der eigentlichen Ringstraße - mußte man besonders im oberen Teil noch einmal viel Interesse zeigen. Doch dafür wurde ich belohnt. Am Scheitelpunkt lichteten sich die Wolken und gaben beeindruckende Tiefblicke frei. Im weichen Abendlicht sah alles noch einmal so schön aus, so daß ich dort etliche Minuten verbummelt habe.

In weniger als einer halben Stunde war ich wieder am Zeltplatz.

Track der Handbiketour vom 02.08.2015

1. August 2015

Königssee ohne Sängerin

Nun stand sie endlich in ihrer ganzen erhabenen Größe direkt vor mir - die Ostwand am Watzmann. In meinem ersten Leben als Kletterer war das für mich ein Traumziel. Eines, das nun unerreicht bleiben wird. Trotzdem, die Stunden am und auf dem Königssee waren für mich sehr schön.

Dabei hatten meine Kameraden von einem Besuch am Wochenende abgeraten. Und ich selbst war von dem kurzen Abstecher zum Königssee am Schluß meiner ersten Tour im Berchtesgadener Land wegen des dortigen Massenauflaufs eher unangenehm berührt.

Doch heute, als ich 8.30 Uhr am See eintraf, war die Touristenhochburg noch beinahe menschenleer. Also schnell ein Ticket gekauft (mit SB-Ausweis ermäßigt 15,20 EUR bis Salet inkl. St. Bartholomä) und rauf auf’s Boot. Um neun ging es los, nachdem mich die Schiffsleute richtig fachmännisch über die zwei hohen Stufen in das Schiff hineinbugsiert hatten. Man merkte den Bootsleuten auf allen meiner drei Fahrten deutlich an, daß sie so etwas nicht zum ersten Mal machen.

Der Empfehlung des ersten Schiffers folgend, fuhr ich zunächst nach Salet, um von der Anlegestelle auf einem breiten, etwas kiesigen, doch festen Weg zum Obersee zu “wandern”. In ungefähr 15 Minuten kam ich dort an, und dies völlig ohne fremde Hilfe. Sehr nett. Es mag vielleicht ein knapper Kilometer gewesen sein, mit einigen wenigen leichten und kurzen Anstiegen, die für aktive Rollifahrer kein Problem darstellen dürften.

St. Bartholomä am Königssee, links im Hintergrund die Watzmann-Ostwand
Eine knappe Stunde später fuhr ich dann zurück nach St. Bartholomä. Von diesem Ort bietet sich der durchaus beeindruckende Blick in die ca. 2000 m hohe Watzmann-Ostwand. Doch zuvor besuchte ich die Wallfahrtskapelle, etwas später auch noch das Nationalpark-Informationszentrum, bei dem allerdings nur das Erdgeschoß barrierefrei zugänglich ist.

Unbedingt empfehlenswert - nicht nur als Rollstuhlwanderung - ist der St. Bartholomä-Rundweg. Er verfügt ebenfalls über einen gut befahrbaren kiesigen Belag und hat keine ernstzunehmende Anstiege bzw. Abfahrten. Eine halbe Stunde sind als Gehzeit angegeben, die man durchaus auch als Rollifahrer schaffen kann. Aber nicht muß, denn es gibt ein paar wirklich reizvolle Aussichtspunkte mit Blicken auf den Watzmann und über den Königsee.

Schließlich habe ich in St. Bartholomä mit meinen Augen am Fernglas die Ostwand durchstiegen und damit meinen Frieden gefunden. Vielleicht klettern ja eines Tages mein Bruder und seine Frau oder auch Freunde durch die Wand. Dann werde ich sie ganz sicher in Gedanken begleiten.

Es war der beste Plan für den fälligen Ruhetag. Der Rummel, der am frühen Nachmittag in St. Bartholomä einsetzte und in der Ramsch-Meile in Königssee seine gesteigerte Fortsetzung fand, focht mich nicht mehr an.

Ich habe das Paradies gesehen.