17. August 2016

Wo kein Hahn kräht ...

Meine Vorbereitungen für die letzte diesjährige Handbike-Urlaubstour in Österreich begannen nicht gerade verheißungsvoll. Bei der Fahrt zu meinem neuen Basislager, dem Lechtal Camping Vorderhornbach hatte ich nämlich auf der alten Brennerstraße kurz vor Innsbruck ein Rendezvous mit der österreichischen Polizei. Nachdem ich kilometerlang hinter einem notorischen Langsamfahrer (er fuhr mit 40 statt der erlaubten 50!) fahren mußte, nutzte ich die Gelegenheit, bei einer gut einzusehenden Stelle zu überholen.

Das hätte ich nicht tun sollen. Allerdings war ich mir keiner Schuld bewußt, als mich am Ende der langen Geraden die Polizei herauswinkte. Es gab keine durchgezogene Mittellinie, und zu schnell war ich auch nicht. Der Polizist erklärte mir jedoch, auf diesem Abschnitt würde wegen einer kleinen Seitenstraße (den Abzweig habe ich gar nicht gesehen) Überholverbot gelten. Das machte 35,-EUR. Ich war so verblüfft, daß ich gar nicht groß protestierte. Später konnte ich mir wenigstens einen Reim darauf machen. Auf der Bundesstraße bei Telfs fand sich offensichtlich das gleiche Phänomen: Überholverbotsschilder in großen Abständen mit Kilometerangabe der Gültigkeit bei GLEICHZEITIG gestrichelter Mittellinie. Die Österreicher haben echt einen Treffer! Und die Polizei betreibt staatlich organisierte Wegelagerei gegenüber ahnungslosen Ausländern, die man doch am ehesten den Ordnungshütern osteuropäischer Länder unterstellt. Oder in Italien, wo man auf Sizilien solch mafiöses Gebaren vermuten würde. - Pfui Teufel!!!

Kurz nach dem Mittag kam ich auf dem neuen Campingplatz an, welcher derzeit eher wie eine Baustelle aussieht. Für die schon jetzt angepriesene Barrierefreiheit muß noch einiges getan werden, wenn der Gast nicht wie ich solche Zirkuskunststückchen in der Dusche bzw. auf dem Platz (schotteriger Untergrund) beherrscht. Aber ich wollte ja sowieso nur zwei Nächte bleiben.

Heute waren wieder einmal im Tagesverlauf Schauer angekündigt, nachts gab es den ersten Regen. Deshalb fuhr ich schon in der Dämmerung gegen 5.30 Uhr los. Ich wollte wenigstens das Hahntennjoch trocken erreichen. Danach gab es zwei Optionen: 1. auf dem gleichen Weg zurück oder 2. Rundtour über Fernpaß und Namlossattel.

Ungewohnter Blick auf das Zugspitzmassiv unweit von Biberwier
(Aufnahmeort)
Kurz vor 9 war ich auf dem ersten Paß. Das Wetter blieb stabil - also weiter. Nach einer wegen des übermäßigen Kraftverkehrs nervenden Auffahrt erreichte ich mittags den Fernpaß. Auch auf der Abfahrt mußte ich, bis auf den erholsamen und für Radler vorgeschriebenen Umweg über Lermoos, noch bis zum Abzweig ins Berwanger Tal in Bichlbach durchhalten. Leider gibt es keine praktikable Alternative, wenn man diese Rundtour fahren möchte. Sonst hätte ich sie wirklich gewählt. Schon, um mir die paar wenigen Idioten zu ersparen, die trotz meiner extrem rücksichtsvollen Fahrweise (ganz am Rand, Vorbeiwinken an geeigneten Stellen), mit Hupen oder eindeutigen Handbewegungen ihre eigene Dummheit kundtaten. Die standen übrigens dann wenige Kilometer weiter in irgendeinem Stau, bei dem es nur intervallartig vorwärtsging. Vielleicht eine Baustellenampel ...

Den Namlossattel habe ich schließlich überquert, ohne es recht wahrzunehmen. Denn wieder einmal gab es kein Paßschild. Obwohl ich an diesem Tag schon steilere Passagen überwunden hatten, fielen mir diese letzten Anstiege ziemlich schwer. Es steckte ja auch schon einiges an Höhenmetern in meinen Armen.

Trotz alledem, bis auf die nervenden Stücken rund um den Fernpaß war das ganz ohne Regen eine richtig schöne Runde. Vor allem das Hahntennjoch hat mich begeistert. Die Landschaft dort ist einfach herrlich. Wer sich den mal vornimmt (egal, ob im Auto oder im Handbike), wird mir das gewiß bestätigen. Für mich ist er jedenfalls der Favorit meiner Pässejagdsaison 2016.

Nun freue ich mich auf das Wiedersehen mit Sportfreunden bei Füssen. Mal sehen, was da noch geht.

Track der Handbiketour vom 17.08.2016 (unbearbeitet)

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