31. Oktober 2016

Meter machen

Heute war Feiertag in Sachsen - statt Allerheiligen feiern wir den Tag, an welchem Martin Luther mit dem Anschlag seiner 95 Thesen an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg die Reformation einleitete. Ich hatte dabei das Nachsehen - so wie an mindestens zwei weiteren Tagen (Oster- und Pfingstmontag) im Jahr. Meine Teilzeitarbeit ist nämlich auf 4 Tage verteilt, und zwar von Dienstag bis Freitag. Vielleicht sollte ich mal eine Änderung anregen. Bei einem freien fünften Wochentag würde ich nur am Karfreitag den Kürzeren ziehen ...

Mein heutiger Ausflug sollte mich nur in Bewegung halten. Die gewählte Strecke bis zum Umkehrpunkt Großenhain inkl. des Rückwegs war dementsprechend langweilig. Vielleicht ist solch anspruchsloses Gelände der Normalfall, doch ich bin im Hinblick auf interessante Tourenziele ziemlich verwöhnt. Von meiner Heimatstadt Pirna kann ich immerhin auf Tagestouren mit dem Handbike viele ganz unterschiedliche Landschaften er"fahren": Elbsandsteingebirge, (Ost-)Erzgebirge, Böhmisches Mittelgebirge sowie Lausitzer Berg- und auch das Seenland sind dabei besonders erwähnenswert. Das gibt es in diesem Umfang sicher nicht besonders häufig in Deutschland.

Positiver Nebeneffekt der flachen Strecke war, daß ich überdurchschnittlich schnell vorankam. Deshalb hatte ich nach meiner Rückkehr fast noch den ganzen Nachmittag für andere Dinge Zeit.

Auch gut.

Track der Handbiketour vom 31.10.2016

30. Oktober 2016

Den Felsen ganz nah

Im Elbsandsteingebirge müssen Rollifahrer ziemlich lange suchen, wenn sie mal ohne Unterstützung einem richtigen Klettergipfel auf Armlänge nahekommen wollen. (Tatsächlich fällt mir gerade jetzt kein einziger ein - und ich kenne mich wirklich gut im Gebiet aus.) 

Ganz anders bei den Greifensteinen im Erzgebirge. Diese isolierten Granitklippen sind so gut erschlossen, daß man im Rollstuhl auch ohne Begleiter das Gelände durchstreifen kann. Es sind eben die einzigen freistehenden Felsen im weiten Umkreis.

Ich war über das Wochenende in die Jugendherberge "Am Greifenbachstauweiher" Hormersdorf eingeladen. Mit dem Christlichen Körperbehinderten-Verein und seine Freunde Annaberg e.V. verbinden mich freundschaftliche Kontakte, seit ich während ihrer Rüstzeit in der Familienferienstätte St. Ursula Naundorf oberhalb von Stadt Wehlen im Elbsandsteingebirge abends mal einen Bildvortrag über meine Heimat gehalten habe. Auch diesmal durfte ich den Teilnehmern der Wochenendfahrt von einer meiner Fahrten berichten.

Herbst in den Greifensteinen (Aufnahmeort)
Da der Vortrag erst für den Abend geplant war, blieb mir genügend Zeit, die nähere Umgebung der Jugendherberge mit dem Rolli unsicher zu machen. Zumal sich das Klettergebiet der Greifensteine ganz in der Nähe befindet. Vor beinahe unwirklich vielen Jahren - es wird wohl in den 80zigern gewesen sein - hatte ich hier meine ersten Klettererfahrungen im Granit gesammelt. Damals kletterte ich schon recht gut und war völlig überrumpelt über die wesentlich geringere Felsreibung und die ganz anderen Strukturen als im heimischen Sandstein. Da hatte ich bereits weit unter meinem sonstigen Limit das Ende der Fahnenstange erreicht.

Es war ein schönes Wiedersehen, natürlich aber auch mit ein bißchen Wehmut verbunden. Das Wetter spielte dabei mit, und die Sonne schickte sogar ein paar Strahlen zu mir herunter. Anschließend rollte ich auf gewollten Umwegen zum Greifenbachstauweiher und wanderte südlich des Sees zurück in Richtung Jugendherberge. Dieser Abschnitt war der schönste auf meiner Wanderung (s. Track vom 29.10., km 6,1 - 7,1), denn der wurzeldurchsetzte Weg ließ sich mit dem dritten Rad meines Freeway Lenkvorsatzes ohne große Mühe bewältigen. Weil noch genügend Zeit blieb, hängte ich eine Extrarunde an den Ausflug. So ganz allein im Wald war es etwas ganz Besonderes. Auf diesem zweiten Teil der Wanderung überholte mich nur ein einziges Mal ein Einheimischer mit seinem Auto. Sonst gab es dort niemanden.

Mit meinem Vortrag über Island konnte ich nach dem Abendbrot alle Anwesenden begeistern, und bald kamen wir auch über viele andere Dinge ins Gespräch. Ich jedenfalls finde es schön, durch neue Bekanntschaften und Freunde den eigenen Horizont zu erweitern. Am Sonntag dann gemeinsam den Gottesdienst zu feiern, kommt bei mir nur sehr, sehr selten vor. Zu dieser Uhrzeit habe ich im Sommer oft schon die ersten fünfzig Kilometer in den Armen.

So ehre ich den Schöpfer.

Track der Rolliwanderung vom 29.10.2016

28. Oktober 2016

Pilzzeit

Bevor es morgen über's Wochenende auf Reisen geht, habe ich heute an meinem freien Tag noch eine Handbiketour in Richtung Osten unternommen. Ganz in der Frühe sah das Wetter gar nicht so schlecht aus. Dementsprechend motiviert, lief es zunächst ganz gut.

Bei der Abfahrt nach Tetschen-Peiperz (Připeř) hatte ich allerdings nicht damit gerechnet, daß ich die Baustelle vor Kalmswiese (Jalůvčí) auch nicht im Handbike passieren konnte. 60 zusätzliche Höhenmeter waren die Strafe dafür. Infolgedessen überarbeitete ich meinen Routenplan. Eigentlich wollte ich ja bis ins hintere Kirnitzschtal fahren, doch nun hielt ich mich viel weiter südlich. Schon bald wurde mir dabei klar, daß ich diesmal nicht dort vorbeikommen würde - dafür müße ich sonst mein selbst gesetztes Zeit-, Strecken- und Höhenmeterlimit weit überschreiten. Doch spätestens zur Kaffeetrinkerzeit wollte ich zurück sein.

Blick zum formschönen Rosenberg (Růžovský vrch, Aufnahmeort)
Die gewählte Ersatzroute war aber auch nicht schlecht. Gerade die Gegend zwischen Güntersdorf (Huntířov) und Windisch Kamnitz (Srbská Kamenice) ist zwar etwas abgelegen, dadurch aber auch sehr ursprünglich. An heißen Sommertagen gibt es hier idyllische Rastplätze, wo man gerne verweilt. Bei dem grauen und inzwischen trüben Wetter blieb zwar nur die Erinnerung daran, doch wenigstens kamen nun keine kräftezehrenden Berge mehr. Die Weiterfahrt nach Herrnskretschen (Hřensko) hielt zwar immer noch etliche Anstiege bereit. Allerdings kann ich den Weg inzwischen fast mit verbundenen Augen fahren und weiß diese Buckel mit dem richtigen Tempo gut zu nehmen.

Erstaunlicherweise sind mir heute viele Ausflüger aus Prag mit ihren Autos, und zu fortgeschrittener Stunde außerdem Radfahrer begegnet, obwohl es erst Freitag war. Vielleicht sind bei unseren Nachbarn ja Ferien. Die meisten Autos standen im Wald rund um den Hohen Schneeberg (Děčínský Sněžník). Es sah so aus, als ob sich dort Hinz und Kunz zum Pilzesammeln verabredet hätten.

Da wird wohl am Ende mancher mit leerem Korb zurückgekommen sein.

Track der Handbiketour vom 28.10.2016

25. Oktober 2016

"Mein" erster Paß auf Quaeldich.de

Bei der Vorbereitung meiner Tour auf das Pfitscher Joch war mir aufgefallen, daß es auf Quaeldich.de zu diesem Paß keinen Eintrag (mehr) gab. Ich dachte damals, es läge an der Unbefahrbarkeit der Strecke mit dem Rennrad. Nach meinem Urlaub kontaktierte ich trotzdem die Redakteure des Internetportals, die ich bereits von früheren Mails her kannte.

Ihre Antwort: Nicht die Straßenverhältnisse waren für die Entscheidung zur Löschung der ursprünglichen Paßbeschreibung verantwortlich, sondern die unzureichende Qualität. Ich könnte jedoch gern einen neuen Beitrag für das Pfitscher Joch einreichen, falls ich dazu Lust hätte.

Das hatte ich. Die Auffahrt zum Joch ist nämlich eine der schönsten Touren meines diesjährigen Alpenurlaubs gewesen. Anfang Oktober war ich mit dem Abarbeiten meiner Aufgabenliste soweit vorangeschritten, um mich nun dieser Sache zu widmen. Ein paar Tage später reichte ich meine Texte dem Quaeldich-Team ein und konnte nach einem ersten Schritt auch die dazugehörenden Bilder hochladen.

Gestern habe ich zu meiner Veröffentlichung die Freigabemail erhalten. Die Informationen über das Pfitscher Joch, d.h. allgemeine Angaben zum Paß sowie die Beschreibung der Auffahrt ab Sterzing ist nun für alle Interessierten verfügbar. Sicher sind noch einige kleine Restarbeiten, wie z. B. die Darstellung der Route auf der Karte inkl. des damit kombinierten Höhenprofils, zu erledigen, doch das ist Sache des Redaktionsbüros. Die haben aber auch noch andere Sachen zu bearbeiten, deshalb werde ich sie also nicht drängeln.

Es freut mich, daß ich einen kleinen Beitrag für meine Lieblings-Radsport-Internetseiten leisten konnte. 

23. Oktober 2016

So nah, so fern

Es ist ein bißchen verhext. Da gibt es so ein kleines Teufelchen namens Ehrgeiz. Denn das Soll habe ich an diesem Wochenende eingefahren. Doch dann kommt dies: "200 km pro Woche könnten es 2016 schon sein". Danach das: "Durchschnittlich 30 km pro Tag im Jahr wären auch ganz passabel". Und schließlich: "Wenn ich in die Nähe meiner Bestmarke aus dem Jahr 2014 käme (12.445 km / 128.712 Hm), sähe das gewiß auch nicht schlecht aus." Irgendein interessantes Ziel liegt immer vor einem. - Denn gegenwärtig  kann mich nur noch ein zeitiger Wintereinbruch ausbremsen. Doch selbst darüber würde ich nicht unglücklich sein. Ich freue mich nämlich schon auf den Skilanglauf im verschneiten Erzgebirge.

Zwei Touren sind es über's Wochenende geworden. Prinzipiell hätte ich zwar bereits am Freitag eine Runde drehen können, denn ich mußte an diesem Tag nicht zur Arbeit. Wegen des unsicheren Wetters jedoch bin ich mit dem Zug nach Dresden zum Einkaufen gefahren. So etwas schiebe ich sonst immer vor mir her - dem Inhalt meiner Kleiderschränke sieht man das auch deutlich an.

Sowohl gestern, als auch heute ging es bei mir frühmorgens noch im Dunkeln los. Am Sonnabend war für den zeitigen Nachmittag Regen angekündigt, der dann auch wirklich kam. Allerdings gehören inzwischen wieder die Handschuhe zur Standard-Tourenausrüstung. Immerhin läßt sich der morgendlichen Kälte ein wenig entgegenwirken, indem man stetig bergan fährt. Das bringt die optimale Betriebstemperatur.

Nicht zuletzt deshalb peilte ich also zunächst den auslaufenden Osterzgebirgskamm an. Als die Sonne über die Berge stiegt, lang schon der größte Teil des Anstiegs hinter mir. Der steile Anstieg von Glashütte in Richtung Luchau brachte mich einige Zeit später jedenfalls wesentlich mehr zum Schwitzen. Für das letzte Drittel meiner Ausfahrt hatte ich mir nach der ganzen Kletterei abermals eine weitgehend flache Strecke herausgesucht. Ohne Regen wäre auf jeden Fall noch ein Zackel drin gewesen, doch so blieb mir zuhause noch der ganze Nachmittag. Auch nicht schlecht ...

Heute stand endlich mal wieder das Elbsandsteingebirge auf dem Tourenplan. Ich weiß nicht warum, doch in der letzten Zeit habe ich mein Lieblingsgebiet ziemlich stiefmütterlich behandelt. Vielleicht liegt's ja daran, daß dort für eine schöne Rundtour öfter Abschnitte abseits der Straßen ohne Asphaltdecke befahren werden müssen. Das ist natürlich nicht gut für's Tempo - und diesbezüglich habe ich noch einiges aufzuholen.

Von Äpfeln schwer ... (Aufnahmeort)
Trotzdem sind es gerade diese Passagen, welche den Reiz ausmachen. Diesmal beispielsweise war es die Fahrradtrasse 3033 von der Touristenbrücke (Turistický most) zur Straße zwischen Wolfsberg (Vlčí hora) und Zeidler (Brtníky, s. Track vom 23.10., km 48,1 - 52,3), die mich positiv überraschte. Einmal erst bin ich vor Jahren dort entlanggefahren, doch so wildromatisch schön hatte ich die Strecke nicht mehr in Erinnerung. Mit einem leidlich geländetauglichen Handbike (unbefestigter Weg mit kurzen groben Schotterstücken, aber auch mal aufgeweichtem Boden) ist das unbedingt eine Empfehlung.

Leider genauso holperig, doch dafür die kürzeste Verbindung nach Neustadt ist die Schotterpiste von Lobendau (Lobendava) bis zur Grenze (s. Track vom 23.10., km 67,5 - 69,9). Ich wünsche mir, daß dieser Abschnitt eines Tages für Radler genauso perfekt ausgebaut wird, wie der sich daran anschließende Radweg nach Langburkersdorf. Die Apfelbäume dort biegen sich förmlich unter der Last der Früchte. Klein, doch tausendmal besser als dieses Zeug aus dem Supermarkt.

Wenn ich doch noch auf die Bäume klettern könnte!

Track der Handbiketour vom 22.10.2016
Track der Handbiketour vom 23.10.2016

16. Oktober 2016

Intermezzo

Es ist doch ganz etwas anderes, bei zweistelligen Plusgraden mit dem Handbike unterwegs zu sein! Der Sonnabend war zwar noch recht trübe, doch heute verzogen sich kurz nach dem Mittag die Wolken, und die Sonne zauberte nach endlos grauen Tagen wieder etwas Farbe in die Landschaft.

Da war ich freilich schon auf dem Rückweg meiner sonntäglichen Ausrollrunde. Immerhin fuhr ich heute dank meines Navis nach der zuvor erfolgten Tourenplanung am Rechner auch ein paar schöne Nebenstraßen, bei denen mir ein, zwei Abschnitte noch recht unbekannt vorkamen. Ohne nennenswerten Wind und mit den wärmenden Sonnenstrahlen fühlte ich mich beinahe wie ein Sonntagsspaziergänger. Nur eben etwas schneller.

Gestern war mit meinem tschechischen Kameraden eine gemeinsame Tour ausgemacht. Doch wegen einer anstehenden Dienstreise und dem baldigen Wechsel seiner Arbeit mußte er mir absagen. Da ich ihm aber über meine Kontakte ein Ersatzgerät für seinen verlorengegangenen Fahrradcomputer beschafft hatte und er diesen sicher schnellstmöglich einsetzen wollte (so würde es mir jedenfalls gehen), wollte ich trotzdem in Kulm (Chlumec) vorbeischauen.

Mit Lád'a auf der Ohrener Höhe (Aufnahmeort)
Noch am Morgen gab ich meinem Kameraden deswegen per e-Mail Bescheid. Als ich klingelte, begrüßte Lád'a mich in voller Radler-Montur. Da hatte er wohl umdisponiert ... Jedenfalls fuhren wir wieder ins Hochland zwischen Tetschen (Děčín) und Aussig (Ústí n. L.), diesmal jedoch von Slabisch (Slavošov) weiter zur Ohrener Höhe (Javorský vrch). Die Straße führt zwar nicht ganz über den Gipfel mit 616 m ü. NHN, erreicht dennoch ca. 573 m. So kam es, daß nach der vorherigen Überquerung des Erzgebirgskamms auf dem Scheitelpunkt bereits über 1100 Höhenmeter in meinen Armen steckten. Da war es gerade erst 12.00 Uhr.

Der Rest der Tour - und das war mehr als die Hälfte - fiel allerdings ziemlich flach aus, so daß wir dabei schließlich ordentlich auf die Tube drücken konnten. Wer sich das Höhenprofil anschaut, sollte sich aber nicht täuschen lassen. Immer noch kamen ein paar kleinere Berge, bis ich zu Hause war. Nur sind diese 20, 30 Höhenmeter pro Anstieg im Vergleich zu den zwei großen Auffahrten so unerheblich, daß sie in der Profilkurve gar nicht richtig zu sehen sind.

Lád'a verabschiedete sich von mir in Königstein, um dann anschließend über den Erzgebirgskamm via Schneeberg (Sněžník), Peterswald (Petrovice) und Schönwald (Krásny Les) wieder zurück nach Kulm zu fahren. Ich gönnte mir hingegen einen kurzen Abstecher zu meiner Schwester und dem Schwager, denn es waren einige Angelegenheiten abzustimmen. Im Freien reichten zwanzig Minuten körperliche Untätigkeit aus, um in meinen durchschwitzten Fahrradsachen zu zittern wie Espenlaub.

Das wird auch bald fallen.

Track der Handbiketour vom 15.10.2016
Track der Handbiketour vom 16.10.2016

10. Oktober 2016

Kleinkram

Unübersichtliche Witterungsbedingungen machten die Tourenplanung in den vergangenen Tagen besonders schwierig. Viel Regen und ein Kälteeinbruch waren ein Vorgeschmack auf das kommende Novemberwetter. Erst gegen 10.00 Uhr morgens ließ sich einigermaßen die Wetterentwicklung abschätzen. Dann noch an große Unternehmungen zu denken, verbot sich beinahe von selbst. Trotzdem blieb ich nicht von unangenehmen Überraschungen verschont.

So fuhr ich am ersten Tag fast bis zum Umkehrpunkt in Müglitz nahe der deutsch-tschechischen Grenze im Nieselregen - mal mehr mal weniger. Ich hatte natürlich (noch) keine Handschuhe mitgenommen. Bergauf war es ja ganz angenehm, doch während der langen Abfahrt immer entlang des Flüßchens Müglitz half bei der nassen Kälte nur noch, die Zähne zusammenzubeißen, damit sie nicht klappern. Glücklicherweise kam ich gerade zuhause an, als der Himmel endgültig seine Schleusen öffnete.

Der Sonntag hingegen erfreute mich auf der Tour mit zwar kühlem, doch komplett trockenem Wetter. Während im Elbtal einige Schauer niedergingen, gab es für mich sogar ein paar Sonnenstrahlen. Das reichte mir, um meine Strecke immer noch ein Stückchen auszudehnen. Als ich mich auf dem Elbradweg bereits mental auf die Badewanne vorbereitete, wurde ich unsanft in die Realität zurückgeholt: Platten beim Vorderrad. Die Reparatur dauerte ca. 20 Minuten, weiter ging's. Kurz nach dem Blauen Wunder war vorne wieder die Luft raus! Aber ich hatte doch vorher extra den Mantel geprüft! Naja, noch einmal das ganze Spielchen, diesmal mit einem neuen Schlauch. Natürlich auch trotz hereinbrechender Dunkelheit extra noch einmal den Reifen überprüft: alles o. B. Inständig hoffend, daß es keinen Zusammenhang zwischen erster und zweiter Panne gab, setzte ich meinen Weg fort. Bis Niederpoyritz. Dort war Endstation. Erraten! Wieder setzte ich vorne mit der Felge auf. Im Dunkeln hatte ich endgültig den Kanal voll und rief meinen Schwager an. Der ließ alles stehen und liegen und war schon nach 15 Minuten zur Stelle, um mich zu evakuieren. - Es ist ein gutes Gefühl, wenn es Leute gibt, die so schnell und uneigennützig helfen ...

Heute morgen nahm ich mir zuhause den Reifen noch einmal vor. Und tatsächlich: ganz versteckt und nur beim Tasten festzustellen, hatte sich ein winziger Glassplitter in den Mantel eingearbeitet. Der stammte sicher vom Elbradweg. Da fährt man durch die Pampa über Stock und Stein, und dann auf der Touristenpromenade solch ein Murks! - Klar, dorthin schaffen's ja auch die Flaschenkinder ...

Anschließend bin ich bei unsicherem Wetter noch zu einer kleinen Montagsrunde aufgebrochen. Leider ein bißchen zu früh, so daß ich zwischen Obervogelgesang und Pötzscha in einer Eisenbahnunterführung erst einen 45minütigen Regenguß abwarten mußte. Bei solchen Temperaturen ist es zuhause definitiv gemütlicher. Noch einmal ging es auf Klettertour in Richtung Süden. Diese Ausfahrt wurde die kürzeste, weil der versprochene Sonnenschein ausblieb. Irgendwann habe auch ich die Nase voll vom tristen Grau in Grau. Außerdem liege ich mit über 9.700 km und mehr als 100.000 Hm derzeit ganz gut im Rennen. Ob am Ende des Jahres wieder mal eine 12 ganz vorne steht?

Dafür wären ein paar schöne Tage hochwillkommen!

Track der Handbiketour vom 08.10.2016
Track der Handbiketour vom 09.10.2016
Track der Handbiketour vom 10.10.2016

5. Oktober 2016

Zurück zu alter Stärke

Der völlig verregnete Feiertag hat mir gutgetan. Weil es auch gestern morgens noch regnete, mußte ich zwar meine ursprünglich geplante längere Tour ins Erzgebirge verschieben. Jedoch bin ich noch kurz vor dem Mittag auf die Piste.

Denn das Wetter wurde immer besser, und selbst der auffrischende Wind arbeitete meist für statt gegen mich. Weil es auch nur moderate Anstiege gab und ich fast ausschließlich auf perfektem Asphaltbelag fuhr, kam ich endlich auch wieder gut voran.

Von jeder Seite eindrucksvoll: die Festung Königstein (Aufnahmeort)
Meine liebsten Abschnitte waren gestern das Stückchen durch den Schluckenauer Zipfel (s. Track vom 04.10., km 48,7 - 58,3) sowie die Straße von Putzkau nach Oberottendorf (s. Track vom 04.10., km 71,4 - 77,0). Zwischen dem Grenzübergang Sebnitz und der tschechisch-deutschen Grenze hinter Hilgersdorf (Severní) wurde die Straße erst in diesem Jahr neu geteert und dabei zusätzlich der Radweg ab dem Dorf bis zum Fußgängergrenzübergang ausgebaut. Bis dahin mußte man sich dort auf einem ausgewaschenen, holperigen Feldweg mühen. Die zweite Strecke, nämlich die kurvige Straße nach Oberottendorf fahre ich inzwischen genauso gern, wie in der Gegenrichtung von Neustadt aus. Nur gemächlich ansteigend und dabei schön kurvig - da kann man ordentlich Tempo machen und trotzdem die Auffahrt genießen. Bergab gilt natürlich dasselbe.

Diesmal lief es richtig rund, so daß ich noch den kleinen Umweg auf dem Radrundweg Neustadt vorbei am Forkersberg gefahren bin (s. Track vom 04.10., km 80,4 - 82,8). An der etwas abseits gelegenen schönen Fahrradstraße stehen viele alte Apfelbäume. Das Fallobst ist so gut, da lohnte sich auch mal das Anhalten für eine Vitaminspritze direkt aus der Natur.

Frisch schmeckt's immer am besten.

Track der Handbiketour vom 04.10.2016

3. Oktober 2016

Ablenkungsmanöver

Es klingt vielleicht ein bißchen merkwürdig, aber um zur Ruhe zu kommen, muß ich mich bewegen. Mit dem Handbike funktioniert das am besten.

Deshalb bin ich - absolut unüblich für mich - bereits am Donnerstag nach Arbeitsschluß gegen vier losgefahren. Das Wetter paßte, und eine kurze, schnelle Runde bis in die Abendstunden war noch drin. Als ich Pirna verlassen hatte, nahm der Verkehr schlagartig ab. Zu dieser Zeit sind nicht mehr sehr viele Autos unterwegs. Auf der ersten Hälfte der Tour meist stetig, doch ohne giftige Steilrampen aufwärts, ging es anschließend hauptsächlich nur noch bergab. Eine Stunde nach Sonnenuntergang war ich wieder zuhause.

Morgens auf der Thiele-Aussicht am Malerweg (Aufnahmeort)
Am Sonnabend gab es noch einiges Organisatorisches zu klären, so daß ich mich erst gestern wieder auf den Bock schwingen konnte. Erstes Ziel war die Thiele-Aussicht beim Biedermann-Mausoleum nahe Thürmsdorf. Erst vor wenigen Monaten wurde der Weg ausgebaut, so daß man nun mit entsprechendem Engagement dorthin auch mit dem Rollstuhl oder im Handbike kommt. Allerdings ist der weiche Untergrund des Weges vom Schloß Thürmsdorf als "einfachster" Zugang ziemlich sandig (s. Track vom 02.10., km 9,6 - 10,3). Mit dem Handbike kann man sich noch durchwühlen, doch für ein Solo im Rollstuhl sehe ich schwarz. Trotzdem gibt es von mir das Prädikat "empfehlswert", denn der Blick auf Lilienstein sowie Festung und  Städtchen Königstein ist wirklich schön. Am frühen Morgen hat man das alles ganz für sich alleine ...

Im weiteren Verlauf kamen dann ein paar anstrengende Anstiege hinzu, die ich schon lange nicht mehr gefahren bin. Darunter die Rampe von Königstein bis hinter Gohrisch (s. Track vom 02.10., km 14,8 - 18,3), die Schotterweg-Auffahrt aus dem Krippengrund zum Sattel zwischen Kleinem und Großen Zschirnstein (s. Track vom 02.10., km 25,9 - 28,4) sowie den Radweg mit 20%-Steigung(sschild) von Ulbersdorf nach Krumhermsdorf (s. Track vom 02.10., km 59,8 - 60,5). Auch durch Sebnitz- und Schwarzbachtal (s. Track vom 02.10., km 53,1 - 57,5) konnte ich wegen des Schotters nicht voll aufdrehen, ohne einen Plattfuß zu riskieren. Einen 20-minütigen heftigen Regenschauer in Eschdorf mußte ich ebenfalls noch (in einem Buswartehäuschen) abwarten.

Insgesamt wird es jedoch nicht nur daran gelegen haben, daß ich gestern nicht so schnell unterwegs gewesen bin. Die zwei Tage davor haben mich wohl mental mehr ausgelaugt, als ich es mir zugestehen wollte.

Alles braucht seine Zeit.

Track der Handbiketour vom 29.09.2016
Track der Handbiketour vom 02.10.2016