23. Januar 2017

Verwegener Handstreich

Bereits seit mehreren Jahren habe ich mich gefragt, ob man im Winter mit dem Langlaufschlitten von Böhmisch Zinnwald (Cínovec) bis zum Graupener Sattel unterhalb des Mückenberges (Komáří hůrka) kommt. Dahin führen nur zwei Alternativen: Zum einen die Erzgebirgsskimagistrale KLM mit einem 1,4 km langen Steilabfall, oder aber der nicht vom Pistenbully gespurte Waldweg inklusive einer garstigen Schrägabfahrt.

Heute nun wollte ich es wissen. Daß ich mich zunächst gegen die KLM entschied, lag nahe. Denn die zu erwartende Abfahrt erschien mir viel zu steil, um einigermaßen heil durchzukommen. Außerdem wollte ich den technisch schwierigsten Teil zuerst hinter mich bringen. Der Weg durch den Wald und später den Abhang hinunter stellte sich wieder einmal als extrem anspruchsvolles Gelände heraus, da ich durch verschieden tiefe Spuren der Loipe sehr viel Kraft zum seitlichen Abstützen investieren mußte, um mich senkrecht zu halten.

Kurz vor dem Hang kippte ich das erste Mal um, und auch während der Abfahrt im weichen Schnee benötigte ich Unterstützung. Aber bei dem kalten, doch wunderschönen Wetter waren genügend Leute unterwegs, die mir bereitwillig und unkompliziert zur Seite standen. Trotzdem: der Abschnitt zwischen dem Abzweig von der Skimagistrale und der Einmündung in die präparierte Loipe (s. Track vom 23.01., km 1,2 - 4,0) sollte nur dann befahren werden, wenn man sich sicher ist, daß notfalls auch Hilfe zur Verfügung steht.

Der Anbau des ehemaligen Forsthauses Siebengiebel
(Hájovna pod sedmi štíty) - Historische Ansicht und Aufnahmeort
Der Rest der Strecke war perfekt aufbereitet und ich kam sehr gut voran. Für Einsteiger mit dem Langlaufschlitten kann ich da eine richtig gute, ca. 7 km lange Runde empfehlen. Gestartet wird dabei vom Parkplatz Graupener Sattel im Uhrzeigersinn bis kurz vor den Resten des Forsthauses Siebengiebel, dann nimmt man die rechts abzweigende Loipe (die ich nicht benutzt habe) und erreicht nach einem knappen Kilometer meine Strecke vom Hinweg (s. Track vom 23.01., km 4,1 - 11,1). Um mit dem Auto nach Obergraupen (Horní Krupka) zu gelangen, muß man allerdings über die tschechische Seite von Graupen (Krupka) aus auf den Erzgebirgskamm fahren, denn die Landstraße von Böhmisch Zinnwald bzw. Adolfsgrün (Adolfov) wird im Winter nicht geräumt.

Der letzte Kracher des Tages war der gefürchtete Anstieg vom Sedmihůrská cesta hinauf zum Kamm (s. Track vom 23.01., km 11,4 - 12,8). Doch es lief ganz gut, denn die Stöcke griffen wie Eispickel auf einem Gletscher. Der Schnee ist mittlerweile hervorragend verdichtet und ermöglicht dadurch solche Aktionen überhaupt erst.

Mitten am Berg ließen sich zwei Tschechen partout nicht davon abbringen, mir durch zusätzliches Schieben ca. 200 m lang ein paar Kilogramm abzunehmen. Aber so ist das, wenn man im Nachbarland mit den Leuten tschechisch redet. Und es gab heute einige, mit denen ich mich gut unterhalten konnte! Dabei waren meine Gesprächspartner wirklich lieb: mehrmals wurde mir versichert, wie gut ich doch tschechisch sprechen würde. Naja, das ist zwar vor lauter Nettigkeit ein bißchen übertrieben, aber durch die ständige Übung wächst bei mir nicht nur die Sprachpraxis, sondern auch das notwendige Selbstvertrauen, Tschechisch im Umgang zu benutzen. Diese Kenntnisse haben mir schon so manche Tür geöffnet! Die Toskanafahrten gehören auf jeden Fall dazu.

Schlußendlich noch eine Bemerkung zur Tour. Wiederholern im Langlaufschlitten rate ich, die Tour im Uhrzeigersinn und nur bei optimalen Schneeverhältnissen zu befahren - so, wie ich es heute getan habe.

Unterfordert wird man dabei dennoch nicht.

Track der Skilanglauftour vom 23.01.2017

Keine Kommentare :