31. Dezember 2017

Jetzt schlägt's dreizehn!

Wie man sich irren kann! Im Jahresrückblick von 2016 war ich mir noch ganz sicher, daß nun endlich keine weitere Steigerung mehr möglich sei. Heute weiß ich es besser.

Dabei fing dieses Jahr eher verhalten an. Zumindestens bei meinen Aktivitäten im Handbike, denn da bin ich im Januar keinen einzigen Kilometer gefahren. Das erste Mal in meiner langjährigen Fahrpraxis.

Dafür wurden es im Langlaufschlitten umso mehr Touren durch die weiße Winterpracht. Neben meinem Standardrevier im Osterzgebirge zwischen Altenberg und Zinnwald erkundete ich dabei auch gleich drei neue Gebiete. Das ausgedehnte Skilanglaufareal zwischen Holzhau und Langewiese (Dlouhá Louka), den Geyerschen Wald sowie gemeinsam mit meinem Kameraden Lád'a die Gegend um Adolfsgrün (Adolfov), die ich bisher nur von meinen Handbiketouren kannte. Die verrückteste Unternehmung auf Skiern war sicherlich die Fahrt zum Mückenberg, und zwar nicht nur wegen des steilen Schlußanstiegs auf dem Rückweg, sondern auch wegen der Fahrt auf einer nichtpräparierten Piste, wo ich bei einer Wiesenabfahrt dann von anderen Skifahrern "gerettet" werden mußte.

Der nächste Höhepunkt des Jahres war dann die Frühjahrsfahrt in die Toskana mit meinen tschechischen Freunden. Dabei ging es das erste Mal im Jahr richtig zur Sache. In einer reichlichen Woche fuhr ich mehr Kilometer als viele Handbiker in einem ganzen Monat. Mein erster langer Kanten der Saison führte mich dabei zur Halbinsel Monte Argentario, einem Ziel, das bereits seit langem auf meiner Wunschliste stand.

Solcherart gut eingefahren, freute ich mich besonders über den Besuch meiner bayerischen Freunde im Mai. Bei herrlichem Frühlingswetter wurde es eine erlebnisreiche Tourenwoche mit fünf gemeinsamen Ausfahrten durch die Sächsisch-Böhmische Schweiz. In dieser Zeit entstand auch ein Handbike-Imagefilm für die Region, den ich beim Tourismusverband Sächsische Schweiz angeregt hatte. In meiner Heimat finden alle Handbiker vielfältige Betätigungsmöglichkeiten, ganz gleich, ob sie es eher flach mögen oder lieber bergig!

Dieser Urlaub endete mit der Verwirklichung eines weiteren Langzeitprojekts, der Handbiketour nach Prag und zurück an einem Stück. Bei meiner Ankunft in Pirna standen zum dritten Mal nach meiner Teilnahme an der Vätternrundan 2008 sowie dem Styrkeprøven 2012 mehr als 300 km auf dem Tacho. Nahezu folgerichtig bedeutete dies auch neue Rekorde hinsichtlich des Streckenpensums, nämlich 631 km pro Woche sowie 1619 km im Monat Mai.

Insgesamt 6 Touren waren 2017 länger als 200 km und fallen damit bei mir in die Kategorie "langer Kanten" - so viel, wie nie zuvor. Neben den beiden schon erwähnten Ausfahrten in der Toskana sowie zur tschechischen Hauptstadt hatte ich mir dabei als Ziele Grimma, das Dreiländereck bei Zittau, Olbernhau im Erzgebirge sowie das südbrandenburgische Braunkohletagebaurevier ausgesucht.

Statt meiner alljährlichen Pässejagd in den Alpen entschied ich, meinen Sommerurlaub diesmal in der Eifel zu verbringen. Ein interessanter Fernsehbeitrag gab dafür den letzten Ausschlag. Nicht zuletzt konnte ich damit endlich auch meinen Studienfreund wieder mal besuchen, der mit seiner Familie inzwischen in der Nähe von Bonn wohnt. Auch die Eifel bietet Handbikern der Quäldich-Fraktion ausreichend Möglichkeiten für schweißtreibende Aktivitäten. Allerdings ist das Gebiet wesentlich kleiner als das ausgedehnte Hochgebirge im Herzen Europas, so daß mir trotz suboptimaler Witterung zwei Wochen dafür reichten.

Im Herbst war ich schließlich noch nach Herzberg/ Elster in Südbrandenburg eingeladen, um das Gebiet kennenzulernen und Vorschläge für Handbiketouren zu testen. So ganz ohne kraftraubendes Auf und Ab wurde es ein entspannter Kurzurlaub, von dem ich viele positive Eindrücke wieder mit nachhause nahm.

Etwas kürzer als sonst ist 2017 das Rolliwandern gekommen. Das liegt nicht hauptsächlich daran, daß ich lieber im Handbike unterwegs bin. Denn gerade im Rollstuhl und mit speziellem Zubehör (z.B. dem Freeway-Lenkvorsatz) kommt man auch auf Wegen zurecht, die mit dem Handbike schlichtweg unpassierbar sind. Allerdings benötigt man dabei üblicherweise teils ausgiebige Unterstützung von Begleitern ohne Handicap. Und genau damit hapert es nicht selten. Meine Freunde haben schließlich eigene Familien und weitere Verpflichtungen, so daß die Einigung auf einen gemeinsamen Termin immer eine große Herausforderung darstellt. Umso großartiger ist es, falls es dann mal klappt. Meine schönste Rolliwanderung war in diesem Jahr jedenfalls der Ausflug zur Rosenkammaussicht.

Soweit meine Aktivitäten im Langlaufschlitten, im Handbike und im Rollstuhl, mit deren Umfang und Qualität ich überaus zufrieden sein kann. Doch ganz nebenbei war mir in diesem Jahr das Schicksal auch in anderen Dingen wohlgesonnen. Eine tolle Überraschung war beispielsweise der 2. Platz bei dem von den Organisatoren des Styrkeprøven veranstalteten Fotowettbewerb mit einem Bild, welches mein tschechischer Sportfreund Lád'a während des Rennens aufgenommen hatte. Seitdem bin ich stolzer Besitzer eines Garmin Edge 1000 Fahrradnavis, mein Kamerad bekam hingegen die Hightech-Sonnenbrille von UVEX. Meine Teilnahme am Stadtradeln für Dresden brachte mir letztlich ebenfalls reiche "Beute", über die ich mich nicht minder gefreut habe. Damit kann es ruhig weitergehen!

Zum Schluß gibt's für alle diejenigen, welche von der bloßen Aufzählung meiner Saisonhöhepunkte immer noch nicht gelangweilt sind, außerdem die trockenen Zahlen. Im Langlaufschlitten kamen bei mir auf 8 Touren rund 137 km zusammen; davon alle außer einer im Januar 2017. Mit dem Handbike habe ich mich wieder einmal selbst überflügelt. 13.110 km und 131.518 Hm verteilen sich demnach auf 111 Ausfahrten. Würde man diese Summen auf die 365 Tage eines Jahres umrechnen, so blieben immer noch mehr als 35 km und 360 Hm für jeden einzelnen Tag. - Die meisten Handbiker benötigen dafür Jahre ...

Für mich sind jedoch besonders die gemeinsamen Unternehmungen mit meinen Freunden und Bekannten das Salz in der Suppe. Und mir selbst ist es am liebsten, wenn diese mich nicht aufgrund meiner Aktionen als "Primus inter pares" betrachten. Denn nur die wenigsten haben die Zeit und die Kraft übrig, so kompromißlos wie ich diesen Sport auszuüben. Schließlich ist der nur eine Nebensache, dem man weder die Familie noch die Arbeit opfern darf.

Jeder nach seinen Möglichkeiten.

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